Thomas Partey braucht einen neuen Verein. Sein Vertrag beim FC Arsenal lief Ende Juni aus, weiter ging es für ihn bei den Gunners nicht. Normalerweise hätte Partey sicherlich keine Probleme, einen neuen namhaften Klub zu finden. Schließlich war er vergangene Saison Stammspieler beim englischen Vizemeister, ist zudem ablösefrei. Doch normal ist Parteys aktuelle Situation eben ganz und gar nicht.
Denn seit Anfang Juli ist öffentlich, dass schwerwiegende Anschuldigungen über Thomas Partey schweben. Die britische Justiz teilte seinerzeit mit: Der ghanaische Nationalspieler wurde in Großbritannien wegen angeblicher fünffacher Vergewaltigung und eines Falls der sexuellen Nötigung angeklagt. Drei Frauen erheben die entsprechenden Vorwürfe.
„Die Staatsanwaltschaft hat heute nach sorgfältiger Prüfung einer umfassenden Beweisakte die Strafverfolgung von Thomas Partey wegen mehrfacher Vergewaltigung zugelassen“, sagte Jaswant Narwal, Sprecher der Staatsanwaltschaft, der BBC. Er führte aus: „Unsere Staatsanwälte haben eng mit Beamten der Metropolitan Police zusammengearbeitet, die die Ermittlungen durchgeführt haben, um die Beweise zu prüfen und über die angemessenen Anklagen zu beraten.“
Ab dem 5. August muss sich Partey vor einem Londoner Gericht verantworten und sich den Anklagepunkten stellen. Die Staatsanwaltschaft weiß darum, dass das Verfahren angesichts der Prominenz des Angeklagten unter großem öffentlichen Interesse stehen wird und betonte mittels eines Sprechers, „dass es sich um ein laufendes Strafverfahren handelt und dass der Angeklagte das Recht auf ein faires Verfahren“ habe.
Partey bestreitet indes sämtliche Anschuldigungen, wie seine Anwältinnen und Anwälte mitteilen ließen. Eine davon, Jenny Wiltshire, betonte, dass ihr Mandant von seiner Unschuld überzeugt sei: „Er begrüßt nun die Gelegenheit, seinen Namen endlich reinzuwaschen“, sagte sie. Nur, wenn ihm das gelingen sollte, hat Parteys Karriere noch eine Zukunft.
Trotz schwerwiegender Vorwürfe: Arsenal wollte wohl mit Thomas Partey verlängern
Mit 32 hätte der Mittelfeldstratege theoretisch sicher noch zwei bis drei gute Jahre auf Top-Niveau vor sich. Doch selbst für den Fall, dass Partey freigesprochen werden sollte, wird es vermutlich sehr schwer, danach noch einmal bei einem europäischen Spitzenklub Fuß zu fassen.
Sein Aus bei Arsenal hatte offenbar nichts mit den Vorwürfen gegen ihn zu tun, obwohl Partey die den Anklagepunkten zugrunde liegenden Straftaten schon zwischen 2021 und 2022 begangen haben soll. Wie die London Metropolitan Police mitteilte, liefen die polizeilichen Ermittlungen gegen den Ex-Arsenal-Star seit Februar 2022. Für die Öffentlichkeit sichtbare Auswirkungen hatte das nicht, Partey blieb bei den Gunners stets Stammkraft. Ohnehin war er in seinen knapp fünf Jahren in London eigentlich immer gesetzt, wenn er denn fit war.
50 Millionen Euro hatte Arsenal 2020 an Atletico Madrid für Partey überwiesen. Bei den Spaniern machte er sich auf internationalem Top-Niveau einen Namen, gewann 2018 die Europa League und avancierte zu einem der Schlüsselakteure von Atleti-Trainer Diego Simeone.
Auch bei Arsenal konnte er mit Konstanz sowie seiner Mischung aus Kampf- und Spielstärke glänzen. Speziell in der abgelaufenen Saison gefiel er immer wieder mit herausragenden Leistungen, dem Vernehmen nach wollten die Londoner Partey daher auch eigentlich halten. Letztlich konnte man sich aber auf keinen neuen Vertrag einigen, mittlerweile ist mit Christian Nörgaard Ersatz verpflichtet worden und mit Martin Zubimendi wurde ein neuer Mittelfeld-Boss geholt.
Seit dem 1. Juli ist Partey nun offiziell kein Arsenal-Spieler mehr und vereinslos. Drei Tage später veröffentlichte die britische Justiz die schwerwiegenden Anschuldigungen gegen Partey, die ihm den Herbst seiner Karriere verbauen könnten. Gerüchten zufolge sollen europäische Topklubs wie Juventus Turin oder die AC Mailand den 32-Jährigen auf dem Zettel gehabt haben, auch die türkischen Giganten Galatasaray und Fenerbahce galten als interessiert. Doch da war noch nicht klar, dass Parteys aktuelle Situation eben alles andere als normal ist.