Warum der BVB nicht Meister werden wird – Ein 2. Interview mit Thomas A. M. Windelschmidt
SND: Ich begrüße ganz herzlich Thomas A. M. Windelschmidt, der u.a. als „Der Counselor“, als „Der Unterbewusstseinscoach“, sowie als Mentalitätscoach aktiv ist. Wir wollen heute ein zweites Mal über Ihre wissenschaftliche und coachende Arbeit sprechen, sowie über Ihre vor vielen Jahren getätigte Prognose, dass der BVB kein Meister werden kann und vor allem über Ihren Tipp für die Saison 2023/24, den Sie in unserem ersten Interview vor einem Jahr getätigt haben.
TW: Gerne, vielen Dank für die erneute Einladung.
SND: Beginnen wir mit dem Tipp, den Sie vor der Saison 2023/24 getätigt haben. Sie haben den BVB auf Platz 5 der Abschlusstabelle 2023/24 eingeordnet. Sind Sie selbst davon überrascht, dass Sie so punktgenau das Abschneiden des BVB korrekt prognostiziert haben, denn der BVB beendete tatsächlich die Bundesligasaison auf Platz 5
TW: Nein, überrascht war ich nicht. Warum sollte ich von meinen eigenen Einschätzungen und Prognosen überrascht sein? Ich habe Ihnen vor einem Jahr dargelegt, warum ich den BVB auf Platz 5 erwartete. Und genau so ist es gekommen.
SND: Haben Sie auch Bayer Leverkusen so dominant vorausgesehen? Immerhin wurde Bayer Leverkusen ungeschlagen Deutscher Meister.
TW: Nein, das habe ich nicht. Solch eine überragende Saison mit nur einer Niederlage, und dies ausgerechnet im Europapokal-Endspiel, kann man nicht prognostizieren. Dafür passieren im Fußball zu viele unvorhersehbare Dinge. Aber dass es eine andere Saison werden würde wie in den Jahren zuvor, hatte ich erwartet.
SND: Nun ist der BVB ins Endspiel der Champions League gekommen, wo man unglücklich gegen Real Madrid verloren hat. Hatten Sie dies so erwartet?
TW: Nein, dass der BVB ins Endspiel der Champions League kommen würde, konnte auch niemand vorhersehen. Auch da fielen einige glückliche Umstände zusammen. Ich erinnere nur an das sehr glückliche Weiterkommen gegen Paris. Dass allerdings Real Madrid das Endspiel für sich entscheiden würde, hatte ich erwartet und getippt. Allerdings gehört dazu nicht besonders viel Sachverstand, wenn man weiß, welche Historie Real Madrid insbesondere in der Champions League hat.
SND: Bevor wir Ihre Gründe für Ihre Skepsis, dass der BVB Deutscher Meister werden kann, zu sprechen kommen, betrachten wir die neue Saison 2024/25, die in ein paar Tagen startet. Der BVB hat sich enorm verstärkt und u.a. zwei der wichtigsten Spieler des VfB Stuttgart verpflichten können, nämlich Waldemar Anton und Serhou Guirassy. Dazu Pascal Groß von Brighton & Hove Albion, Yan Couto von Manchester City und Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim. Der BVB hat richtig viel Geld investiert. Wie schätzen Sie das ein?
TW: In meinen Augen hat der BVB in dieser Transferperiode sehr viel richtig gemacht. Jeder der Neuzugänge ist in meinen Augen ein Gewinn für die Mannschaft. Aber das war auch dringend nötig.
SND: Wie meinen Sie das?
TW: Nun, der BVB hat absolute Stammkräfte und Führungsspieler verloren, sowie Top-Spieler. Marco Reus und Mats Hummels sind hier zuerst zu nennen, aber auch die Leihen von Ian Maatsen und Jadon Sancho gingen zu Ende. Dazu haben noch weitere Spieler den BVB verlassen, von denen man sich einiges erwartet hatte, z.B. Niclas Füllkrug, Sébastien Haller und auch Youssoufa Moukoko. Dazu haben einige weitere Spieler den BVB verlassen, z.B. Marius Wolf. Der BVB hat also viel Qualität und auch Quantität. verloren. Ob dieser Aderlass wirklich aufgefangen werden kann, wird sich zeigen. Ich bin da skeptisch.
SND: An welchen Stellen genau sind Sie skeptisch?
TW: Ich hätte, wenn ich in einer verantwortlichen Stelle beim BVB mitgewirkt hätte, darauf gepocht, unbedingt einen linken Außenverteidiger und einen weiteren Innenverteidiger zu holen. Ich hin zwar ein Fan von Ramy Bensebaini, aber auch wenn Julian Ryerson ebenfalls links spielen kann, reicht das auf dem obersten Level nicht aus. Dazu ist eine Saison lang, und mit drei Top-Innenverteidigern plus Emre Can ist die Qualität und Quantität nicht ausreichend, wenn man bedenkt, wie viele Verletzte der BVB immer wieder zu beklagen hat. Dazu kommt noch etwas Anderes, was ebenfalls schwer wiegt und in meinen Augen dringend einer Nachbesserung bedarf.
SND: Was wiegt nach Ihrer Einschätzung ebenfalls schwer?
TW: Der Kader des BVB ist noch auf anderen Positionen nicht wettbewerbsfähig und reicht weder von der Qualität, noch von der Quantität aus, um eine gute Saison spielen zu können. So verfügt der BVB nur über einen echten Neuner und die Sechs ist ebenfalls nicht ausreichend besetzt. Man spricht immer davon, dass Spitzenmannschaften auf jeder Position doppelt top besetzt sein sollten. Dies ist beim BVB nicht der Fall, was insbesondere im Hinblick auf die FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2025 ein Versäumnis darstellt. Der BVB muss nicht nur die Saison auf drei Hochzeiten gut absolvieren, sondern die Mannschaft soll anschließend eine erfolgreiche Klub-WM spielen. Ich bin hier mehr als skeptisch und davon überzeugt, dass der BVB in der Winterpause nachrüsten muss., um nicht alle Ziele zu verfehlen und sogar die Champions League Qualifikation zu verpassen.
SND: Dann kommen wir zu der womöglich wichtigsten neuen Personalie beim BVB. Auf Edin Terzić folgt nun Nuri Şahin als neuer Cheftrainer. Wie schätzen Sie diesen Wechsel ein?
TW: Vorweg möchte ich sagen, dass Edin Terzić einen besseren Job gemacht hat, als viele glauben. Er ist Pokalsieger geworden, ganz knapp an der Deutschen Meisterschaft gescheitert und ist ins Endspiel der Champions League gekommen. Trotzdem halte ich die Trennung für richtig. Was mir insbesondere gefehlt hat, war das absolute Sieger-Gen, die innere Überzeugung, mit Mut Vollgas zu spielen und jedes Spiel mit aller Macht gewinnen zu wollen. Ich erinnere hier insbesondere an die Spiele gegen die Top-Teams in der Bundesliga. Es war z.T. traurig mit anzusehen, wie mutlos der BVB agiert hat. Hier musste ein Zeichen gesetzt werden.
SND: Ist Nuri Şahin das richtige Zeichen?
TW: Was für Nuri Şahin spricht, ist sein Stallgeruch und seine Erfahrung, mit großen Trainern gearbeitet zu haben, nicht nur mit Jürgen Klopp in Dortmund. Nuri Şahin ist ein Sympathieträger und ganz sicher ein Fußfall-Fachmann. Aber …
SND: Was kommt jetzt? Auf welches „Aber“ möchten Sie hinaus?
TW: Nuri Şahin ist ein sehr junger Trainer ohne die Erfahrung, mit absoluten Top-Spielern auf höchstem Niveau umgehen zu dürfen. Es ist etwas Anderes, ob man von seiner Mannschaft als absolute Koryphäe wahrgenommen wird, wie dies womöglich bei seiner ersten Trainerstation bei Antalyaspor in der Türkei gewesen sein mag, oder ob man eher der „Unerfahrene“ ist, der erst noch versuchen muss, sich seine Sporen zu verdienen.
SND: Was erwarten Sie in den ersten Monaten und dann im Saisonverlauf?
TW: In meinen Augen besteht die Gefahr, dass es Nuri Şahin jedem recht machen möchte und sich dabei verzettelt. Gerade zu Beginn einer Saison ist es wichtig, sehr schnell ein stabiles Gerüst zu finden und dieses Gerüst spielen zu lassen, um erst einmal in ruhige Gewässer zu kommen. Falls es Nuri Şahin jedoch für richtig erachten sollte, von Beginn an immer und immer wieder neue Konstellationen und neue Systeme spielen zu lassen, dann kann es schnell schwierig und eng werden.
SND: Was meinen Sie mit schwierig und eng?
TW: Die Spieler werden nur dann Vollgas geben und hinter jeder Entscheidung des Trainers stehen, wenn das Ergebnis stimmt. Falls jedoch positive Ergebnisse ausbleiben, wird der Trainer nicht voll akzeptiert, auch wenn sich das hart anhört. So ist es z.B. wichtig, die besten Spieler spielen zu lassen und zwar dort, wo sie am besten performen. Es ist der falsche Weg, Spieler auf Positionen spielen zu lassen, wo sie nur halb so gut performen oder Spieler spielen zu lassen, die nach Ansicht des Trainers spielen müssen, weil sie ein Standing in der Mannschaft haben. Es wird viel weniger Holprigkeiten geben, wenn nach Leistung aufgestellt wird, weil dann jeder weiß, dass sich Leistung lohnt.
SND: Was erwarten Sie konkret für diese Saison? Sie sagten ja, dass Sie skeptisch sind.
TW: Ja, ich bin skeptisch. Sehr sogar. Was im letzten Jahr gefehlt hat, war die innere Überzeugung „Wir sind top und können jeden schlagen“. Das war insbesondere auswärts zu sehen. Eine Mannschaft, die bei Auswärtsspielen so wenig Überzeugung an den Tag legt, ist keine große Mannschaft. Diese intrinsische Überzeugung umzukrempeln und ein Sieger-Gen zu implementieren, ist zwar möglich, aber nicht auf der Bewusstseinsebene, sondern nur über die Unterbewusstseinsebene. Wenn nun der Trainer auch nur in wenigen Situationen die Richtung auf „Vorsicht“ und „Mutlosigkeit“ stellt, wird die Saison nicht gut werden.
SND: Was meinen Sie mit Bewusstseinsebene und auf „mutlos“ stellen?
TW: Ich habe Ihnen vor einem Jahr erklärt, warum ich den BVB 2018/19 die Meisterschaft nicht zugetraut habe, als Lucien Favre beim Spiel in Frankfurt auf „Ergebnis halten“ gespielt hat. Können Sie sich erinnern?
SND: Ja, es war, glaube ich, das Spiel des BVB in Frankfurt, als Lucien Favre das Spiel beruhigt hat, um einen Punkt aus Frankfurt mitzunehmen. In der Folge hat der BVB die Meisterschaft noch verschenkt. Meinen Sie das?
TW: Ja, genau das meine ich. Hätte Lucien Favre damals auf Vollgas mit allem Mut nach vorne spielen lassen, wäre der BVB Meister geworden. Davon bin ich überzeugt. Und zwar egal, ob man in Frankfurt noch gewonnen hätte oder nicht. Das Zeichen an die Mannschaft wäre jedoch gewesen „Wir wollen gewinnen“.
SND: Und was bedeutet dies für die nun bevorstehende Saison 2024/25?
TW: Nun, ganz einfach. Wenn Nuri Şahin mit vollem Mut nach vorne und auf Sieg spielen lässt, dann wird er die Mannschaft hinter sich bringen können. Wenn er jedoch plötzlich mit einer Dreierkette, die in Wirklich eine Fünferkette ist, spielen lässt oder glaubt, viele Systeme parallel einüben lassen zu müssen, dann wird er damit Schiffbruch erleiden, weil man gerade zu Beginn erst einmal Erfolgserlebnisse einfahren muss.
SND: Wann könnte so etwas passieren?
TW: Besonders spannend wird es, wenn der BVB gegen Top-Trams spielt. Wenn der BVB mit Mut spielt und zeigt, dass er gewinnen möchte, überträgt sich das auf den ganzen Verein. Im Unterbewussten der Spieler darf nur das Wort „gewinnen“ verankert sein. Wenn der Trainer jedoch, z.B. bei einer 2:0 Führung, auf eine Dreierkette umstellt, ist das Signal an die Mannschaft „Wir müssen vorsichtig sein und verteidigen“. Das Ergebnis wird sehr unschön sein.
SND: Warum glauben Sie, dass die Gefahr besteht, dass der BVB in den Vorsicht-Modus schalten könnte?
TW: Das hat zwei Gründe. Zum einen hat der BVB unter Edin Terzić genau dies mehrfach vorexerziert, so dass sich diese Vorsicht im Spiel der Mannschaft verankert hat. Zum anderen ist Nuri Şahin ein junger Trainer, der in seiner ersten Saison als Trainer eines Top-Teams möglichst wenig falsch machen möchte und genau deshalb die Gefahr besteht, dass er viel falsch macht, z.B. sehr viel rotiert und immer wieder auf „Vorsicht“ schaltet. Das geht dann schief, ganz sicher.
SND: Also erwarten Sie eine holprige Saison?
TW: Ja, absolut. Ich würde darauf wetten, dass es in der Champions League zuhause gut läuft. Auch in der Bundesliga werden zuhause viele Punkte geholt. Aber wirklich gute Mannschaften zeichnen sich dadurch aus, auswärts genauso selbstbewusst aufzutreten wie zuhause. Und hier erwarte ich das genaue Gegenteil. Wenn sich meine Prognose bewahrheitet, wird der BVB keine Chance auf einen Platz unter den Top 4 der Bundesliga haben.
SND: Tippen Sie den BVB erneut auf Platz 5 der Abschlusstabelle.
TW: Nein. Mit dem neuen Trainer erwarte ich den BVB noch nicht einmal unter den Top 5, so sehr mich das auch schmerzt. Aber nicht, weil der BVB keine guten Spieler hätte, sondern weil es nicht darauf ankommt, nur gute Spieler zu haben, sondern es kommt in erster Linie darauf an, im Unterbewussten ein Sieger-Gen und eine maximale intrinsische Motivation zu aktivieren. Ich glaube nicht, dass dies für einen so jungen Trainer wie Nuri Şahin möglich ist. Würde ein Carlo Ancelotti an der Seitenlinie stehen, hätte ich diesbezüglich überhaupt keine Bedenken, denn Carlo Ancelotti strahlt dieses Sieger-Gen aus, genauso wie einige andere berühmte Trainer.
SND: Kann man den Spielern dieses Sieger-Gen bzw. diese intrinsische Motivation beibringen?
TW: Natürlich kann man das. Das ist ja genau mein Kernthema. Xabi Alono hat es bei Bayer Leverkusen vorgemacht. Das Team glaubt jederzeit daran, noch ein Tor schießen und Spiele drehen zu können. Xabi Alonso lebt genau diese Überzeugung vor und vermittelt diesen Glauben an seine Spieler. Deshalb wird Bayer Leverkusen auch dieses Jahr wieder vorne mitspielen.
SND: Sehen Sie Bayer Leverkusen erneut als Deutschen Meister?
TW: Die Chance besteht, aber Bayer Leverkusen spielt diese Saison in der Champions League, und das ist noch etwas Anderes als in der Europa League. Insofern wird Bayer Leverkusen in der kommenden Saison deutlich weniger Punkte holen. Umgekehrt wird Bayern München deutlich mehr Punkte holen. Darum wird der FC Bayern wieder das Maß aller Dinge sein, zumindest in der Bundesliga.
SND: Wo sehen Sie Stuttgart und Leipzig?
TW: Der VfB begeistert mich. Sebastian Hoeneß macht einen richtig guten Job. Der Trainer ist ein Glücksfall für den VfB. Der Verein hat zwar zwei sehr wichtige Spieler an den BVB verloren, aber sie haben jeweils tollen Ersatz verpflichtet. Ich erwarte den VfB Stuttgart allerdings nicht mehr unter den Top 4, weil sie mit der Zusatzbelastung Champions League klarkommen müssen. Aber Leipzig hat sogar das Potenzial. Deutscher Meister werden zu können, wenn sie konstant spielen und sich auf die Bundesliga konzentrieren und nicht so sehr auf die Champions League. Ich glaube, dieser Fokus auf die Bundesliga wird in Leipzig diskutiert werden.
SND: Das heißt, Sie erwarten Bayern München, Bayer Leverkusen und RB Leipzig unter den Top 4, genau wie letztes Jahr? Dann bleibt doch noch ein Platz für den BVB für die Champions League Qualifikation.
TW: Im Prinzip ja, aber es kommen Mannschaften nach, die in den letzten Jahren ruhig und mit Bedacht gearbeitet und investiert haben, z.B. Eintracht Frankfurt. Und dann können noch Überraschungsmannschaften dazukommen, z.B. nochmal Union Berlin oder der SC Freiburg. In jeder Saison passiert irgendetwas Überraschendes.
SND: Wie wird der BVB reagieren? Wird er auf Unterbewusstseinsspezialisten wie Sie zurückgreifen?
TW: Nein, das erwarte ich nicht. Ich glaube, die Bundesliga ist noch nicht so weit. Es gibt auch andere technische Hilfsmittel, um auf der Informationsebene Dinge zu beeinflussen, aber alles dies sind Themen für die Zukunft, nicht für die Gegenwart.
SND: Darf ich noch fragen, wen Sie gefährdet sehen?
TW: Nun, da werde ich wahrscheinlich die gleichen Vereine nennen, wie die Fußball-Experten. Zuvorderst sind für mich die Aufsteiger, nämlich St. Pauli und Holstein Kiel gefährdet, dazu der VfL Bochum, der letzte Saison den Klassenerhalt erst über die Relegation geschafft hat. Die drei Mannschaften erwarte ich auf den Plätzen 16-18. Etwas wackelig sehe ich auch Mainz 05, den VfL Wolfsburg und Bor. Mönchengladbach, aber alle drei sind nicht ernsthaft gefährdet.
SND: Was erwarten Sie konkret in den ersten drei Monaten für den BVB?
TW: Wie gesagt, bin ich skeptisch, dass Nuri Şahin in die Fußstapfen von Jürgen Klopp treten und einen mutigen Fußball mit Pressing und Vollgas spielen lassen wird. Aber selbst wenn er dieses Konzept gerne spielen lassen möchte, besteht die Gefahr, dass das vorsichtige Spielen, das wir aus der letzten Saison oftmals gesehen haben, wieder zum Vorschein kommt. Dieses Hin und Her würde die Mannschaft verunsichern. Und dies wiederum führt zu Niederlagen, zumindest auswärts. Und daraus kann schnell eine Abwärtsspirale resultieren.
SND: Die Saison beginnt nächste Woche mit dem Supercup zwischen Bayer Leverkusen und dem VfB Stuttgart. Was erwarten Sie da?
TW: Das wird bestimmt ein tolles Spiel. Ich tippe, dass sich Bayer Leverkusen zuhause durchsetzen wird. Ein Siegtor in der Nachspielzeit wäre keine Überraschung mehr.
SND: Ab dem 23. August beginnt die Bundesliga. Gut drei Monate später, nämlich am 25.-27. Oktober, ist der achte Spieltag gespielt. Wer wird dann Tabellenführer sein? Und wo steht der BVB?
TW: Als Tabellenführer erwarte ich den FC Bayern München und RB Leipzig. Wahrscheinlich Kopf an Kopf, aber Bayern München liebt es, viele Tore zu schießen. Den BVB erwarte ich mit einem deutlichen Abstand im gehobenen Mittelfeld. Und ich bin sicher, dass Ende Oktober intern beim BVB darüber diskutiert wird, ob man an Nuri Şahin festhalten soll. Nicht ganz unwichtig ist das Abschneiden im DFB-Pokal, weil dies die einzig realistische Chance auf einen Titel ist. Wenn der BVB im Pokal rausfliegen sollte, in der Chaampions League nicht gut performt und in der Bundesliga hinterherhinkt, dann hängt viel vom Heimspiel am neunten Spieltag gegen RB Leipzig ab. Falls das verloren gehen sollte und Platz 4 allmählich entschwindet, dann wird der BVB über Alternativen nachdenken, natürlich ohne es nach außen hin zu verlautbaren. Und dann folgt das Auswärtsspiel in Mainz, was dann schon ein Schicksalsspiel für den Trainer sein könnte. Nur wenn Nuri Şahin es schafft, seiner Mannschaft das Gewinner-Gen zu implementieren und z.B. solche Spiele wie gegen RB Leipzig zu gewinnen, dann besteht die Chance auf eine gute Saison, sogar mit Platz 4 in der Endtabelle.
SND: Sie sind ja wirklich skeptisch. Wie und wann kann denn der BVB wieder Meister werden?
TW: Der BVB hat alles, was man benötigt, einen Verein, der super geführt wird, erstklassige Spieler, ein tolles Stadion und megatolle Fans. Wenn es nun noch klappt, einen Trainer zu haben, der ein absolutes Sieger-Gen verkörpert und vermittelt, dann wird der BVB auch wieder Meister werden. Wenn Nuri Şahin dieses Gewinner-Gen verkörpert und von den Spielern bedi8ngungslos akzeptiert wird, dann kann der BVB mit Nuri Şahin an der Seitenlinie Meister werden. Allerdings auf keinen Fall in dieser Saison. Dafür ist der Kader zu dünn und muss sich erst finden und zusammenwachsen.
SND: Oder der BVB engagiert Sie als Unterbewusstseins- und Mentalitätscoach.
TW: (lacht) Nein, das wird auf keinen Fall passieren, aber vielen Dank für die Blumen.
SND: Ich danke Ihnen ganz herzlich, dass Sie sich auch dieses Jahr wieder die Zeit genommen haben, uns eine Einschätzung zum BVB und zur Saison insgesamt zu geben. Dürfen wir auch nächstes Jahr vor Saisonbeginn ein Interview mit Ihnen führen?
TW: Selbstverständlich gerne. Vielen Dank für die Einladung und das nette Gespräch.