Der HSV wankt mal wieder durch den Saisonendspurt der 2. Bundesliga. Trainer Merlin Polzin steht unter Druck und muss die Negativserie stoppen. Sonst droht das Schicksal der Vorjahre. Seit nunmehr sechs Jahren kann man die Uhr danach stellen: Im Frühjahr zeigt der Hamburger SV Nerven im Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga . Sieht es über weite Strecken der Saison so aus, als würde die Rückkehr der Hansestädter in die Bundesliga endlich gelingen, geht im Endspurt nicht mehr viel zusammen. Seit dem erstmaligen Abstieg 2019 ergibt sich auf frappierende Weise das immer gleiche Bild. Die „Rothosen“, wie der Klub auch genannt wird, rutschen kurz vor Ende entweder von einem direkten Aufstiegsplatz auf den Relegationsplatz (zweimal gescheitert), oder vom Relegationsplatz noch auf den wertlosen Rang vier (das war viermal der Fall). Nie war es so, dass die Hamburger sich durch einen starken Schlussspurt noch von hinten heranpirschten. Es hieß immer: Einbruch statt Aufstieg. Das Bild hat sich auch in diesem Jahr nicht geändert. Das Glück für den HSV könnte aber diesmal sein, dass es der Konkurrenz ähnlich ergeht. Auch die Verfolger patzen reihenweise und Fans und Medien stellen sich die Frage: Will denn niemand aufsteigen? Vor dem Spieltag hatte Hamburg als Tabellenzweiter drei Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger 1. FC Magdeburg und vier Zähler auf den Vierten SV Elversberg – und alles selbst in der Hand. Am gestrigen Freitag patzte Magdeburg, verlor 0:5 gegen Münster. Aber: Der SC Paderborn siegte auf Schalke, ist nun nur noch einen Punkt hinter dem HSV. Aber: Seit Wochen können die „Rothosen“ nicht mehr gewinnen. Nur einen Punkt, dafür aber gleich zwei Heimniederlagen, sprangen aus den letzten drei Partien heraus. Wahrlich nicht die Ausbeute eines Aufsteigers. Und so geraten die Mannschaft und ihr junger Trainer Merlin Polzin drei Spieltage vor Schluss und immer mehr unter Druck. Am Samstag wartet das unangenehme Auswärtsspiel beim SV Darmstadt 98 (13 Uhr im t-online-Liveticker ). „Der Kopf spielt eine entscheidende Rolle“ „Uns fehlt die Leichtigkeit und das Selbstverständnis, das wir schon mal hatten“, monierte Stürmer Robert Glatzel nach der Pleite gegen den KSC. Doch „genau darum geht es“ im Saisonendspurt, wenn der Kopf die Beine hemmt. „Der Kopf spielt eine entscheidende Rolle“, ergänzte Torhüter Daniel Heuer Fernandes. Trainer Polzin bemüht sich, sich nicht von der Verunsicherung und der aufkommenden äußeren Unruhe beeindrucken zu lassen. „Wir haben nichts davon, wenn wir Kritik von Menschen annehmen, die wir auch gar nicht erst um Rat fragen.“ Und weiter: „Es wird darüber gesprochen, dass wir anfangen zu zittern. Dass wir vielleicht nicht mehr die Leichtigkeit haben, dass wir kurz vor dem Erreichen des großen Ziels einfach nicht mehr diesen Schritt gehen können“, so der Coach. Aber „ganz viele andere Menschen“ seien davon überzeugt, „dass wir es schaffen“. Der Appell des 34-Jährigen: „Wir müssen wettkämpfen.“ Trainerwechsel? Kuntz: „Die Frage stellt sich nicht“ Auch, um seine eigene Position zu stärken. Noch genießt Polzin, der erst im November von Steffen Baumgart übernommen hatte, vollen Rückhalt von Sportvorstand Stefan Kuntz . Der sagte gegenüber „Bild“ nach dem KSC-Spiel zu einem möglichen (weiteren) Trainerwechsel kurz vor Saisonende: „Die Frage stellt sich nicht.“ Noch nicht, möchte man meinen. Nicht auszudenken, was nach einer weiteren Niederlage in Darmstadt bei den Hanseaten los wäre. Und angesichts der Trainerentlassungswelle, die die Liga in den letzten Wochen durchzieht – man denke nur an Hamburgs Aufstiegsmitbewerber Hannover und Kaiserslautern – ist wohl nichts mehr ausgeschlossen. Auch und vor allem nicht beim mal wieder taumelnden HSV. Kuntz bekräftigte mit Blick auf das Darmstadt-Spiel daher noch einmal: „Wir gehen das so normal wie möglich an.“ So normal, wie es mit der leidlichen Vorgeschichte der letzten sechs Jahre eben geht.