Aus drei mach zwei. Frankfurt, Freiburg und Dortmund kämpfen um die Champions League. Die Konstellation für den BVB ist trotz Platz fünf günstig. Erinnerungen werden wach. Die Angst vor einem erneuten Horror-Erlebnis am letzten Spieltag wischt Sebastian Kehl beiseite. „Dieses Spiel haben wir schon lange aufgearbeitet“, sagt der Sportdirektor von Borussia Dortmund im „Kicker“ zur verspielten Meisterschaft vor fast genau zwei Jahren. „Und die Situation ist jetzt eine andere, wir sind weiterhin in einer Verfolgerposition und können den Sprung auf die Champions-League-Plätze durch einen Sieg erreichen.“ Das stimmt zwar, der Druck ist trotzdem riesig. Wie damals vor dem 2:2 gegen Mainz hat der BVB das Erreichen seines Ziels gegen Absteiger Holstein Kiel auch diesmal in der eigenen Hand. 2023 lähmte die Chance auf den Erfolg die Dortmunder Fußballer gegen den Außenseiter. Das soll nicht noch einmal passieren. Nur die Qualifikation für die Königsklasse kann die verkorkste Saison noch retten – zumindest halbwegs. „Wenn wir das schaffen, haben wir einen guten Job gemacht. Aber es wird verdammt schwer“, sagt Trainer Niko Kovac zur Champions League . Er sieht es wie Kehl. „Wir müssen nicht in der Vergangenheit herumkramen. Wir leben im jetzt und heute“, stellt der 53-Jährige klar und ergänzt: „Wir müssen all das, was uns stark gemacht hat in den letzten Wochen, noch ein letztes Mal abrufen über 90 Minuten.“ Ökonomischer Druck Die Champions League ist eigentlich das absolute Minimalziel des Ruhrpott-Riesen. Sie ist nicht nur fürs Prestige und das Selbstverständnis, sondern auch finanziell wichtig. Schließlich ist der teure Dortmunder Kader auch für die Champions League zusammengestellt. Bei Eintracht Frankfurt und vor allem beim SC Freiburg ist das anders. Die beiden Clubs konkurrieren mit dem BVB um die beiden letzten offenen Bundesliga-Startplätze hinter Meister Bayern München und Bayer Leverkusen für den wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb. Zwar wäre das Verpassen der Königsklasse für die Eintracht, die seit dem neunten Spieltag in den Top-Vier steht und kurz vor dem Saisonfinale den Vertrag mit Coach Dino Toppmöller vorzeitig um zwei weitere Jahre bis Sommer 2028 verlängert hat, emotional eine riesige Enttäuschung. Wirtschaftlich eingeplant ist die Königsklasse aber nicht. Für den SCF, der sich erstmals qualifizieren kann, wäre die Champions League ein riesiger Coup. Konstellation für Dortmund günstig Weil Frankfurt (57 Punkte) und Freiburg (55) im Breisgau direkt aufeinandertreffen, ist klar: Gewinnt der BVB (54) zu Hause gegen Kiel mit drei Toren Unterschied, hätte er die Königsklasse sicher. Sehr wahrscheinlich reichen am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auch zwei Tore Abstand. Siegt Frankfurt, wäre sogar ein Remis für Dortmund genug. Dass der zwischenzeitlich bis auf Platz elf abgerutschte BVB am letzten Spieltag überhaupt noch die Chance hat, wieder dabei zu sein, verdankt er einem starken Schlussspurt. Von den jüngsten sieben Spielen gewann das Kovac-Team sechs und spielte einmal unentschieden. Gegen Kiel hat Dortmund dieses Jahr schon verloren „Wir haben jedes Spiel als Finale betrachtet, das am Samstag ist das letzte Finale auf der Zielgeraden – und wir möchten gegen die Kieler, mit denen wir noch eine Rechnung offen haben, von der ersten Sekunde an keinen Zweifel aufkommen lassen, dass wir den letzten Schritt auch noch gehen wollen“, sagt Kehl. Das 2:4 im Hinspiel im Januar war einer der großen Tiefpunkte der Dortmunder Saison. Angesichts der jüngsten Serie ist die Stimmung beim BVB nicht mehr mit der aus dem Winter zu vergleichen. Trotzdem steht fest: Selbst wenn Dortmund die Königsklasse erreicht, muss eine umfangreiche Aufarbeitung der Spielzeit folgen. Auch bei einem Sieg wäre es mit Blick auf die Punkteausbeute die schlechteste seit 2018. Trainerwechsel , Unruhe und Diskussionen über die Zusammenstellung des Kaders prägten die Saison. Kehl: „Keine fünf, sechs Top-Transfers“ „Wir haben drei Trainer gebraucht, wir mussten im Winter Spieler nachverpflichten, dann kann nicht alles gut gewesen sein. Und es gab generell zu viel Unruhe im Verein“, sagte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken bei einer Talk-Veranstaltung der „Ruhr Nachrichten“ und von Radio 91.2 zuletzt. Den ganz großen Umbruch wird es trotzdem im kommenden Transfersommer nicht geben. „Wir werden sicher keine fünf, sechs Top-Transfers machen können – falls das jemand denken sollte“, erklärt Kehl. Die Qualifikation für die Champions League würde den Spielraum allerdings erhöhen – und den BVB zudem für mögliche Neuzugänge deutlich attraktiver machen.