Biathlon: Gold für die deutsche Staffel nach elf Jahren

Sie waren damals ganz nah dran an Gold. Elf Jahre später darf sich die deutsche Biathlon-Staffel um Erik Lesser darüber freuen. Über ein Jahrzehnt nach dem Staffelrennen bei den Winterspielen von Sotschi könnte es für vier deutsche Biathleten doch noch olympisches Gold geben. Daniel Böhm, Arnd Peiffer , Simon Schempp und Erik Lesser rücken voraussichtlich auf den ersten Platz vor – wenn das IOC die gewohnte Praxis anwendet. Erik Lesser zeigte sich erleichtert: Die Angelegenheit sei nun „vom Tisch und beendet“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er freue sich auf eine Medaille „mit einer neuen Farbe“ und betonte, dass es richtig sei, dass „nach elf Jahren ein anderer nachrückt, wenn jemand unfair spielt“. Silbermedaillen bereits an DOSB geschickt Der internationale Biathlon-Verband IBU bestätigte: Alle Ergebnisse des russischen Athleten Jewgeni Ustjugow zwischen Januar 2010 und dem Ende der Saison 2013/14 werden gestrichen – „ausdrücklich einschließlich seiner Ergebnisse bei den Olympischen Spielen in Vancouver 2010 und Sotschi 2014“. Das Schweizer Bundesgericht hatte zuvor zwei Einsprüche des Russen gegen seine Dopingsperre sowie die Aberkennung seiner Resultate abgewiesen. Damit könnten die Deutschen nachträglich Gold erhalten – wenn das Internationale Olympische Komitee (IOC) wie erwartet vorgeht. Silber würde dann an Österreich gehen, Bronze an Norwegen. Das deutsche Quartett hatte seine Silbermedaillen bereits an den Deutschen Olympischen Sportbund zurückgeschickt, wo sie aufbewahrt werden. „Damit sind alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft“ IBU-Mediendirektor Christian Winkler erklärte: „Damit sind alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft und das Urteil rechtskräftig. Somit kann das IOC nun über die Medaillenvergabe entscheiden.“ Arnd Peiffer wünscht sich eine Übergabe der Medaillen bei den kommenden Winterspielen in Italien – idealerweise im Biathlonstadion von Antholz. Sollte das nicht möglich sein, hätte Erik Lesser auch einen alternativen Vorschlag: Er könne sich eine Feier im eigenen Garten in Oberhof vorstellen – vorausgesetzt, dieser sei bis dahin fertig. Das Staffelrennen am 22. Februar 2014 war denkbar knapp ausgegangen. Schlussläufer Simon Schempp unterlag im Zielsprint dem Russen Anton Schipulin um 3,5 Sekunden. Schon 2018 hatte der Weltverband ein Verfahren gegen mehrere russische Athleten eingeleitet, darunter auch die Staffel-Olympiasiegerin von 2010, Swetlana Slepzowa. Ustjugow wurde 2020 gesperrt. Zwar hatte das IOC das russische Staffelergebnis von Sotschi bereits aberkannt, jedoch bislang keinen neuen Olympiasieger benannt. Dopingskandal in Sotschi Die IBU führt die Deutschen hingegen schon seit Längerem auf Platz eins ihrer Ergebnisliste. Hintergrund ist der weitreichende Dopingskandal um die Heimspiele der Russen in Sotschi 2014. Nach Ansicht der IBU wurden dabei Daten im Moskauer Kontrolllabor systematisch manipuliert. Die IBU-Integrity Unit hatte Ustjugow auf Grundlage seines biologischen Blutpasses gesperrt. Laut seinen Anwälten sind seine auffälligen Hämoglobinwerte genetisch bedingt – doch auch diesen Argumenten folgte das Schweizer Bundesgericht nicht. Die vierjährige Sperre gegen Ustjugow hat heute kaum noch praktische Bedeutung – er hat seine Karriere längst beendet.