Die Zahl der international bekannten Dopingfälle kommt manchen Beobachtern gering vor. Das hat offenbar auch mit der Kommunikation zu tun. In den vergangenen Jahren hat die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) offenbar auf eine zentrale Säule ihrer Arbeit verzichtet: die öffentliche Nennung von überführten Dopingsündern. Nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion sind rund 90 Prozent der entsprechenden Fälle seit 2020 nicht öffentlich gemacht worden. Den Berechnungen der Sportschau zufolge liegt die Zahl der betroffenen Athletinnen und Athleten bei etwa 70 bis 130. Das hat Gründe. Nada-Vorstand Lars Mortstiefer sagte der ARD : „Die Nada steht in der Anti-Doping-Arbeit in einem wichtigen Bereich für Transparenz, für Nachvollziehbarkeit und valide Entscheidungen ein. Allerdings beißt sich das im Moment mit dem geltenden Recht im Datenschutz.“ Zu den Gesperrten zählt laut der ARD auch ein deutscher Welt- und Europameister im Kanu. Martin Hiller wurde demnach positiv getestet – und im Februar dieses Jahres fü vier Jahre gesperrt. Die NADA hatte das Verfahren selbst geführt – ohne Einschaltung einer internationalen Instanz. In zwei Proben wurden bei dem Kanuten gleich drei anabole Wirkstoffe nachgewiesen. Nur noch Einzelfälle werden kommentiert Nach eigenen Angaben hat die Agentur seit der Umstellung 99 Fälle nicht systematisch veröffentlicht – in 23 Fällen erfolgte im Nachhinein dennoch eine Kommentierung. Medienberichten zufolge geschieht das meist erst, wenn gezielt zu namentlich bekannten Athleten nachgefragt wird. Betroffen sind laut ARD mindestens 18 olympische Sportarten. Wie bekannt oder erfolgreich die überführten Sportlerinnen und Sportler sind, bleibt offen. Einige Athletinnen und Athleten kritisieren die neue Praxis der Nada deutlich. Der Moderne Fünfkämpfer Patrick Dogue forderte: „Wenn man positiv ist, ist man positiv, und da hat die sportliche Karriere am Ende nichts mit zu tun, inwieweit das offengelegt werden sollte. Da sollte der Name genannt werden, da sollte die Substanzen genannt werden.“ Laut Nada werden alle zuständigen Stellen weiterhin „zeitnah und umfassend informiert“. Dazu zähle auch die Deutsche Sporthilfe, damit diese etwaige Förderungen stoppen oder zurückfordern könne.