Nach der enttäuschenden Niederlage in Game 5 drohte Indiana doch noch einmal um den ersten Einzug in die Finals seit 2000 zittern zu müssen. In Game 6 zeigten die Pacers jedoch eine starke und souveräne Vorstellung und dürfen nun vor der Serie gegen die Oklahoma City Thunder vom Titel träumen.
Indiana Pacers (E4) – New York Knicks (E3) 125:108, Serie 4-2
„In 49 Staaten ist es nur Basketball, aber wir sind Indiana!“ Rick Carlisle, Head Coach der Indiana Pacers, feuerte das Publikum nach Spielende noch einmal so richtig an. 25 Jahre ist es her, dass die Pacers letztmalig in den Finals stand und den Los Angeles Lakers 2000 unterlagen. Nun haben sie erneut die Chance auf den Titel.
In einer spektakulären Serie gegen die New York Knicks holen sich die Pacers vor Heimpublikum Game 6 dank dem erneut starken Tyrese Haliburton und Pascal Siakam, der als MVP der Serie ausgezeichnet wurde. Bei den Knicks schaffen es die Superstars Jalen Brunson und Karl-Anthony Towns nicht, an die Glanzleistungen in Game 5 anzuknüpfen.
Knapper Auftakt vor elektrisiertem Publikum
Bereits früh wurde die Partie mit der angemessenen Intensität und weiteren taktischen Anpassungen geführt. Jalen Brunson eröffnete nach dem Tip-Off direkt das Scoring, anschließend begann Mikal Bridges, Tyrese Haliburton bereits in der eigenen Hälfte unter Druck zu setzen – die Pacers verteidigten die Knicks gar über den ganzen Court.
Offensiv erwischten die Knicks den besseren Start. Einen Alley-Oop von Mitchell Robinson und ein Dreier von Bridges sorgten für einen schnellen 5:0-Lauf und die 9:4-Führung. Die Pacers hatten im Tollhaus namens Gainbridge Fieldhouse ebenso schnell die passende Antwort und brachten mit back-to-Triples die heimische Crowd zum Ausrasten. Nach einem 11:2-Run stand es Mitte des ersten Viertels 15:11 für Indiana.
New York hatte in den Anfangsminuten immer wieder Probleme mit dem enormen defensiven Druck und leistete sich kostspielige Ballverluste, doch dominierte dank Robinson, der zwischenzeitlich mehr offensive Rebounds gesammelt hatte als das gesamte Pacers Team Rebounds insgesamt, die Bretter und blieb auf Tuchfühlung. Zum Ende des Auftaktviertels schwankte die Partie in den wenigen Bankminuten noch einmal hin und her. Der letzte Lauf gehörte den Knicks, doch Indiana führte nach zwölf Minuten knapp mit 25:24.
Knicks-Stars schwächeln
Während Haliburton erneut schwach startete und das erste Quarter ohne eigene Zähler beendete, lief OG Anunoby für die Knickerbocker heiß. Drei Korberfolge in Folge, vier von vier erfolgreiche Versuche aus dem Feld – 33:33 und Timeout Indiana. Doch trotz des heißen Anunoby stockte die Offensive weiterhin und die Knicks kamen aufgrund des Full-Court-Pressure der Pacers nur spät in ihre Spielzüge.
Aus der Auszeit folgten Dreier der Pacers, wovon auch Haliburton endlich einen verwandelte, während Karl-Anthony Towns sich auf der Gegenseite das angeschlagene Knie hielt und ständig attackiert wurde. Das obligatorische dumme Foul von KAT folgte ebenfalls, doch auch die Pacers hatten Foulprobleme, insbesondere in Person von Aaron Nesmith. Den Knicks blieben zudem die Turnover-Probleme erhalten und nachdem Brunson den Ball verlor, dunkte Haliburton im Fastbreak (47:42).
Doch das zwischenzeitliche Ausrufezeichen war noch längst nicht der Schlusspunkt der insgesamt ausgeglichenen ersten Hälfte. Zunächst verloren die Pacers die Challenge, Anunoby scorte mehrfach von der Freiwurflinie und lieferte aus der Mitteldistanz mit dem Buzzer die letzten Punkte der ersten Hälfte. Mit einem 58:54 für Indiana ging es in die Pause.
Zur Halbzeit hatte Haliburton mit 8 Punkten und 6 Assists bereits seine Totals aus dem bescheidenen gesamten Game 5 erreicht. Brunson stand bei 10 Zählern und 4 Vorlagen, traf mit KAT, der bis dahin 8 Punkte erzielte und sich 7 Rebounds schnappte, gemeinsam nur 7/20 FG. Anunoby (14) und Bridges (11) schulterten viel offensive Last ohne glänzende Heldenleistungen der Stars und sorgten dafür, dass die Knicks zunächst am Leben blieben.
Pacers und Bryant laufen heiß
Der Auftakt der zweiten Hälfte war eine Kopie des ersten Durchgangs und Pascal Siakam war wieder einmal in Transition erfolgreich. Sein And-One sorgte für die erste zweistellige Führung der Partie (67:54). Schnell sah sich Tom Thibodeau zur Auszeit gezwungen. Aus dieser kamen die Knicks konzentriert zurück und starteten einen 7:2-Lauf, bevor die eh schon brandheißen Pacers dreimal aus der Ecke per Dreier erfolgreich waren – zwei Triples gingen auf das Konto von Thomas Bryant!
Doch die Knicks ließen sich noch immer nicht final schocken und abschütteln. Trotz eines weiteren Dreiers von Bryant schaffte es New York erneut, einen Lauf zu starten. Auf sieben unbeantwortete Zähler folgte diesmal ein Timeout von Rick Carlisle.
Es folgte jedoch die Geschichte der Partie und wieder konnte Indiana mit einem eigenen Lauf antworten, der durch die starke Defensive und Ballverluste der Knicks ermöglicht wurde. Nach einem 9:0-Run stand es rund drei Minuten vor dem letzten Viertel 87:71 – die höchste Führung der Partie.
Knicks verpassen die Chance
Vor den letzten zwölf Minuten führten die Pacers mit 92:77. Erst einmal in der Geschichte der NBA hat ein Team in einem Game 6 noch einen Vorsprung in der Höhe verspielt (die Trail Blazers 1992 in den Finals gegen die Bulls). Doch Anunoby arbeitete am erneuten Comeback in der Serie und brachte die Knicks frühzeitig wieder auf einen einstelligen Rückstand heran.
Zudem humpelte Nesmith bei den Pacers, holte sich sein fünftes Foul ab und saß gemeinsam mit Siakam auf der Bank. Es hätte die Chance für New York sein können – war es aber nicht. In den entscheidenden Minuten stellte Nembhard wieder einmal Brunson kalt und Indiana setzte sich zur Viertelmitte auf 104:88 ab und war nur noch sechs Minuten von den Finals entfernt.
Und zum Abschluss der Conference Finals gelang dann noch einmal alles und Haliburton traf Floater um Floater. Zudem fand Nembhard neben seiner meisterhaften Defense nun auch offensiv seinen Flow und Jumper. Sein Dreier viereinhalb Minuten vor dem Ende war der Dagger. Bei nur noch 1:52 auf der Uhr warf dann auch Thibodeau das Handtuch und nahm seine Starter vom Feld. Ein wenig später durften dann auch die Starter der Pacers unter stehenden Ovationen runter.
Siakam als MVP ausgezeichnet
Es folgten auch nach Spielende große Feierlichkeiten bei der Trophäenübergabe. Pascal Siakam erhielt zudem die Auszeichnung als Eastern Conference Finals MVP, die nach Larry Bird benannt ist, der Indiana letztmals als Coach in die Finals führte. In Game 6 war Siakam wieder einmal der entscheidende Mann. In nur 26 Minuten erzielte er 31 Punkte (10/18 FG, 3/5 3FG, 8/11 FT) und trug die Pacers über die gesamte Serie mit durchschnittlich 24,8 Punkten bei 52,4 Prozent aus dem Feld und 50 Prozent Dreierqoute.
Er übernahm zudem immer wieder in Schwächephasen von Haliburton, der zwar in Game 6 erst in der entscheidenden Phase übernahm, aber seine unauffällige Performance in der vorherigen Partie mit starken 21 Zähler (9/17 FG, 2/5 3FG), 13 Assists und 6 Rebounds vergessen machte. Obi Toppin lieferte mit 18 Punkten gegen sein Ex-Team starkes Scoring von der Bank und Andrew Nembhard lieferte an beiden Enden eine unglaubliche Leistung ab: Neben 14 Punkten (6/12 FG, 2/5 3FG) und 8 Assists holte er sich noch 6 Steals und machte Brunson das Leben unglaublich schwer.
Dementsprechend kam der zum Ende ausgelaugt wirkende Star der Knicks nur auf 19 Zähler (8/18 FG, 2/7 3FG) und 7 Vorlagen sowie 5 Turnover. Towns legte zwar 24 Punkte (8/19 FG, 0/4 3FG) und 14 Rebounds auf, konnte dem Spiel in den entscheidenden Momenten jedoch nicht seinen Stempel aufdrücken und wurde defensiv immer wieder als Schwachstelle ausgemacht. Mikal Bridges legte effektive 15 Punkte auf (6/9 FG), Landry Shamet scorte 12 Zähler von der Bank und OG Anunoby lieferte mit 24 Punkten (10/18 FG, 2/7 3FG) endlich in der Serie ab – doch es war nicht genug.
„Zwei Teams und ein Ziel“: Pacers gegen OKC in den Finals
Die Knicks erlaubten sich 18 Turnover und wurden immer wieder überrannt. Zudem schossen die Pacers hinter der Dreierlinie die Lichter aus (17/33 3FG), während bei New York aus der Distanz nicht viel fiel (9/32 3FG). Thibodeau analysierte die Pleite im Anschluss nüchtern: „Lag es an unserer Verteidigung? Lag es an unseren Ballverlusten? Ich denke, es war wahrscheinlich eine Kombination aus beidem.“
Doch auch auf der anderen Seite war der Head Coach noch nicht in Feierlaune: „Das ist noch nicht der Zeitpunkt, um die Korken knallen zu lassen“, bremste Carlisle. „Wenn man an diesen Punkt in der Saison kommt, sind es nur noch zwei Teams und ein Ziel. Es geht um alles oder nichts und wir sind uns dieser Tragweite bewusst.“
In der Nacht auf Freitag geht es dann um Spiel 1 der Finals in Oklahoma gegen OKC.