FC Bayern | Désiré Doué: Wenn sie PSGs Finalheld nur bekommen hätten

Im vergangenen Sommer wollte der FC Bayern Désiré Doué unbedingt verpflichten. Jetzt schoss der 19-Jährige Paris Saint-Germain zum Champions-League-Sieg. Aus München berichtet Julian Buhl Désiré Doué riss sich sein Trikot vom Leib, entblößte seinen durchtrainierten Oberkörper und schrie der Pariser Fankurve in der Münchner Endspiel-Arena seinen Jubel entgegen. Die Freude von Doué über seinen zweiten Treffer (63.), den er soeben im Champions-League-Finale für Paris Saint-Germain gegen Inter Mailand erzielt hatte, war nachvollziehbar. Das Tor zum zwischenzeitlichen 3:0 bedeutete schließlich die Vorentscheidung beim souveränen 5:0-Sieg der Franzosen. Der erst 19 Jahre alte Doué machte dabei das Spiel seines Lebens und wurde zum Finalhelden. Das 1:0 durch Achraf Hakimi (12.) hatte er zuvor bereits mit einem klugen Querpass vorbereitet, das 2:0 mit einem unhaltbar abgefälschten Rechtsschuss selbst erzielt (20.). Da kann man schon mal seine Gedanken ein wenig verlieren. Doué wollte sich nach seinem Jubel über seinen Doppelpack nämlich schon wieder auf den Weg zurück in die eigene Spielhälfte machen, als ihn seine Teamkollegen darauf aufmerksam machten, dass sein Trikot noch über der Eckfahne hing und er noch immer oben ohne auf dem Platz unterwegs war. Die Gelbe Karte, die er fürs Trikotausziehen natürlich trotzdem bekam, nahm er gerne in Kauf. „Etwas Magisches, was wir heute erreicht haben“ Sie war nicht mehr als eine unbedeutende Randnotiz in dieser magischen Münchner Nacht, in der er zum Finalhelden wurde. Als Doué anschließend mit der Man-of-the-Match-Trophäe zur Pressekonferenz kam, sagte er: „Ich kann das nicht in Worte fassen. Es ist etwas Magisches, was wir heute erreicht haben. Wir haben Geschichte geschrieben für den Klub und den europäischen Fußball.“ Es war nicht nur der höchsten Finalerfolg in der Geschichte des Wettbewerbs. Sondern vor allem auch der erste Champions-League-Titel überhaupt für PSG. „Ich bin sehr glücklich“, sagte Matchwinner Doué. „Es ist meine erste Saison bei PSG. Und die Champions League zu gewinnen, war mein Traum, als ich zu PSG gewechselt bin“, so der Flügelspieler weiter. „Das war schon seit vielen Jahren das große Ziel des Klubs. Dieses Jahr haben wir einfach eine hammerstarke Leistung als Kollektiv hingelegt.“ Damit ist es PSG nun auch gelungen, den ersten Triplegewinn in der Vereinshistorie nach den Triumphen in Meisterschaft und Pokal perfekt zu machen. Mit insgesamt 15 Treffer und 16 Vorlagen in 54 Pflichtspielen, die er in dieser Saison für PSG erzielte, hat Doué an allen drei Titeln entscheidenden Anteil. Dem schnellen und trickreichen Außenspieler gelang damit gleich in seinem Premierenjahr bei PSG eine wahre Fabelsaison. Auch Bayern wollte PSGs Finalheld im Sommer Sein großes Potenzial war im vergangenen Sommer auch den Verantwortlichen des FC Bayern nicht entgangen. Sportvorstand Max Eberl hatte Doué nicht ohne Grund lange als Wunschspieler auf seiner Liste. Am Ende entschied der sich aber gegen Bayern und wechselte für 50 Millionen Euro von Stade Rennes zu PSG. An der Vorstellung, ihn als Finalheld beim Champions-League-Endspiel in der Münchner Arena zu erleben, hätten mit Sicherheit auch sie großen Gefallen gefunden – wenn er damals zum deutschen Rekordmeister gekommen wäre. Jetzt tat das den Bayern beim Zuschauen aber ziemlich weh – genau wie die Krönungszeremonie von PSG insgesamt. Linksverteidiger Alphonso Davies sagte schon vor dem Spiel, als er im Umlauf der Arena Richtung Tribüne lief, in einem Instagram-Video mit Blick auf die beiden Teams, die sich im Finale gegenüberstanden: „Das sollten wir sein.“ Auch die Kluboberen der Bayern um Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Ex-CEO Karl-Heinz Rummenigge mussten dann auf der Tribüne mitverfolgen, wie PSG in ihrem „Wohnzimmer“ im goldenen Konfettiregen die ersehnte Champions-League-Trophäe entgegennahm. Und anschließend die Pariser Fans aus den Blocks auf den Rasen strömten, um dort gemeinsam mit ihrer Mannschaft zu feiern. PSG stand schon vor dem Aus Wer hätte das vor knapp sieben Monaten gedacht, als PSG Ende November am fünften Spieltag der Ligaphase schon einmal in der Allianz Arena zu Gast war. Die Partie damals gewann der FC Bayern ziemlich souverän mit 1:0 – auch deshalb, weil Ousmane Dembélé nach knapp einer Stunde auch noch ein Rote Karte sah. Paris konnte sich dann erst am abschließenden achten Ligaspieltag mit einem 4:1 beim VfB Stuttgart überhaupt noch für die Playoffs um den Einzug in die K.o.-Runde qualifizieren. Nachdem man sich dort im französischen Duell mit Stade Brest deutlich durchsetzte (3:0, 7:0), schaltete PSG auf dem Weg ins Finale anschließend mit Liverpool (im Elfmeterschießen), Aston Villa und dem FC Arsenal gleich drei englische Premier-League-Teams aus. Im Endspiel ließen sie nun Bayern- und Barca-Schreck Inter Mailand absolut gar keine Chance. Damit erfüllte sich der große Traum des seit Jahren mit viel Geld aus Katar finanzierten Klubs. 2020 war der noch im Königsklassen-Finale gegen Bayern (0:1) geplatzt. Selbst zwischenzeitlich mit den drei Topstars Lionel Messi , Neymar und Kylian Mbappé in seiner Mannschaft jagte PSG ihm stets vergeblich hinterher. Dass der große Triumph nun ausgerechnet im ersten Jahr gelang, in dem sich nach Messi und Neymar auch Mbappé aus Paris zu Real Madrid verabschiedet hatte, war nicht unbedingt zu erwarten – und hat durchaus eine gewisse Ironie. Gab Rummenigge PSG den entscheidenden Tipp? Den entscheidenden Tipp auf dem Weg zum Erfolg hat PSG-Präsident und Klubeigentümer Nasser Al-Khelaifi möglicherweise ausgerechnet von seinem guten Freund Karl-Heinz Rummenigge bekommen. Der langjährige Bayern-CEO sagte nämlich mal im t-online-Interview über PSGs auch finanziell große Ambitionen: „Den Champions-League-Titel kann man nicht kaufen.“ Im vergangenen Sommer gab es bei Paris tatsächlich einen Paradigmenwechsel, wie Bixente Lizarazu t-online vor Gastspiel von PSG in der Ligaphase erklärte. Mbappés Abschied habe für Paris „das Ende einer Ära“ bedeutet, so Lizarazu. Der Klub habe „seine Organisation und seine gesamte Denkweise verändert.“ Zuvor habe PSG „die Idee verfolgt, ein Team mit großen Stars wie Messi, Neymar und Mbappé zu haben“, führte der frühere Bayern-Profi aus. „Jetzt haben sie entschieden, das zu ändern. Das Wichtigste ist jetzt das Team als Kollektiv. Sie haben ein neues Projekt gestartet und nach dem Abschied von Mbappé nun keinen großen Topstar mehr in der Mannschaft.“ Und genau das führte PSG jetzt zum größtmöglichen Erfolg. Enrique: „Ich würde Dembélé den Ballon d’Or geben“ Geht es nach Coach Luis Enrique, hat PSG aber dennoch den kommenden Weltfußballer noch immer in seinen Reihen. „Ich würde Ousmane Dembélé den Ballon d’Or geben“, sagte Enrique nach dem Finalsieg. „Seine Verteidigungsleistung heute Abend – nur das ist den Ballon d’Or wert. So führt man eine Mannschaft. Tore, Titel, Führungsstärke, Verteidigung, sein Pressing.“ Der aus Dortmund und Barcelona als sehr eigenwillig bekannte Dembélé stellte sich im Sinne des Erfolgs eben ganz in den Dienst seiner Mannschaft. Den Teamplay-Gedanken lebte auch Enrique mit seinem Coaching vor. Doué nahm er unmittelbar nach dessen zweitem Treffer nämlich trotzdem in der 67. Spielminute für Bradley Barcola vom Feld, um ihm noch entsprechende Spielzeit im Endspiel zu ermöglichen. Es folgten dann zwar noch die Treffer von Khvicha Kvaratskhelia (73.) und Senny Mayulu (86.). Das Finale hatte Doué da aber längst für Paris entschieden.