Berlin vor Meisterkrönung – Magdeburg hofft auf Patzer

Der Kampf um die Handball-Meisterschaft entscheidet sich erst in der letzten Woche der Saison. Spitzenreiter Berlin hält dabei alle Trümpfe in der Hand – auch dank eines Ausnahmekönners. Die Füchse Berlin planen schon die große Meister-Party, beim Verfolger SC Magdeburg regiert nur noch das Prinzip Hoffnung. Nach dem souveränen Kantersieg in Stuttgart wächst beim Hauptstadt-Club der Glaube an die erste deutsche Handball-Meisterschaft in der Vereinsgeschichte. „Es würde für mich, die Mannschaft und den gesamten Verein alles bedeuten, am Ende der Saison die Schale in der Hand zu halten“, sagte Berlins Urgestein Fabian Wiede vor dem Titel-Showdown mit den Partien gegen den VfL Gummersbach am Donnerstag und bei den Rhein-Neckar Löwen am Sonntag. „Wir werden alles dafür tun, dass wir die Spiele gewinnen und dann mit der Schale dastehen.“ Spannendes Saison-Finish Die Ausgangslage ist klar: Die Füchse (54:10 Punkte) können vom Titelverteidiger aus Magdeburg (53:11) nur noch abgefangen werden, wenn sie sich auf der Zielgeraden der Saison einen Ausrutscher leisten. „Wenn sie stolpern, wollen wir da sein“, sagte Magdeburgs Kreisläufer Tim Zechel. Der SCM empfängt am Mittwoch den European-League-Gewinner SG Flensburg-Handewitt und muss am letzten Spieltag beim Tabellenvorletzten SG BBM Bietigheim ran. Ausgerechnet in der entscheidenden Phase wird allerdings Rückraum-Ass Gisli Kristjansson wegen einer neuerlichen Schulterverletzung wohl nicht zur Verfügung stehen. Meister-Trainer Bennet Wiegert sprach von einem „Schock-Erlebnis“, kündigte aber kämpferisch an: „Wir machen weiter, in welcher Konstellation auch immer.“ Die MT Melsungen (52:12) als Dritter kann rechnerisch zwar ebenfalls noch Meister werden. Die Chancen der Nordhessen tendieren aber eher gegen null, müssten doch sowohl Berlin als auch Magdeburg patzen. Ein eher unwahrscheinliches Szenario. Welthandballer als Trumpf Für die Füchse spricht ihre nach jahrelanger Aufbauarbeit erlangte Konstanz – und der überragende Mathias Gidsel. Der dänische Weltmeister und Olympiasieger ist Vorbereiter und Vollstrecker zugleich. „So einem Spieler zuschauen zu dürfen, ist eine Augenweide und ein Geschenk“, schwärmte Berlins Sportvorstand Stefan Kretzschmar jüngst über den 26 Jahre alten Welthandballer. Mit 259 Toren ist Gidsel zweitbester Bundesliga-Schütze nach Nationalspieler Marko Grgic (280). Während der Eisenacher 77 seiner Treffer vom Siebenmeterpunkt erzielte, traf Gidsel ausschließlich aus dem Spiel heraus. Pausen gönnt sich der Ausnahmekönner und unermüdliche Antreiber so gut wie keine. „Er ist immer der, der am härtesten arbeitet, in jedem Training, der zusätzlich mit einem Mentaltrainer arbeitet. Er macht auch alle um ihn herum besser, Leute, die vielleicht vor ein paar Jahren noch Zweifel hatten“, lobte Kretzschmar den Dänen. Berlin braucht jetzt Nervenstärke Darauf setzen die Berliner auch in den letzten beiden Saisonspielen, in denen sich für Geschäftsführer Bob Hanning mit dem Titel ein Lebenstraum erfüllen kann. Gidsel glaubt mittlerweile fest an den Coup. „Du siehst die Kultur. Du siehst die Mentalität. Du siehst die Energie. Du siehst die Körpersprache. Das ist eine Spitzenmannschaft“, sagte er über die Füchse. Die müssen nur noch die Nerven bewahren und ihr Potenzial weiter auf die Platte bringen. „Viele von uns waren noch nie in solch einer Situation. Wir müssen jetzt viel mit dem Kopf arbeiten“, sagte Kreisläufer Max Darj. „Aber ich bin mir sicher, wenn wir so weiterarbeiten, werden wir auch die restlichen Spiele gewinnen.“ Sollte es so kommen, steigt am Sonntagabend in einem Berliner Beach-Club die große Titel-Party.