Angelo Stiller: Das ist der aktuell begehrteste deutsche Fußballer

Mittlerweile ist Angelo Stiller weit über die Grenzen Stuttgarts hinaus bekannt. Kürzlich wurde er sogar mit Real Madrid in Verbindung gebracht. Was macht ihn so besonders? Es gibt eine alternative Realität, in welche Angelo Stiller noch ein paar Jahre bei Bayern München geblieben wäre, irgendwann den Durchbruch von der Regionalliga- in die Bundesliga-Mannschaft geschafft und vielleicht sogar Joshua Kimmich beerbt hätte. So lief jedoch sein bisheriger Karriereweg nicht. Stattdessen: Abschied aus seiner Heimatstadt im Jahr 2021 nach lediglich drei Einsätzen für die erste Mannschaft, die ersten Ausrufezeichen in Diensten von Hoffenheim und anschließend Führungsspieler beim VfB Stuttgart . Für das für die Schwaben so wichtige DFB-Pokalfinale ließ sich Stiller medizinisch derart vorbereiten, dass er selbst trotz eines doppelten Bänderrisses spielen konnte. Auch wenn er nicht hundertprozentig fit war, so bestimmte er beim 4:2 gegen Arminia Bielefeld wieder einmal das Spiel der Stuttgarter – in diesem Fall gegen den unangenehmen Drittligisten. Sicherlich werden auch die Verantwortlichen von Real Madrid genauestens hingeschaut haben, wie sich Stiller auf einer großen Bühne vor 74.000 Zuschauern schlägt. Das Ergebnis: hervorragend. Empfehlung von Toni Kroos Die Madrilenen haben nicht nur auf der Trainerposition gerade einen Wechsel vollzogen, da Xabi Alonso als neuer starker Mann für Carlo Ancelotti installiert wurde , sondern sie müssen auch im Mittelfeld den Umbruch einleiten. Nach dem Karriereende von Toni Kroos 2024 folgte nun der Abschied von Luka Modrić , da ihm Alonso keine Spielzeit mehr garantieren konnte. Plötzlich wird Stiller als mögliche Option für die königliche Schaltzentrale ins Spiel gebracht. Und zwar von Kroos höchstpersönlich. Übrigens ist der frühere Spielmacher Gesellschafter von Sports360, eben jener Agentur, die auch Stiller vertritt. Aber es sind vielleicht nicht nur diese Verknüpfungen, welche zur Empfehlung aus Kroos‘ Munde führten. Immerhin ist Stiller ebenso wie einst Kroos ein offensiv denkender Mittelfeldspieler, der das Spiel von der Sechserposition aus ankurbelt. Und er definiert sich auch wie Kroos vor allem über das eigene Passspiel, weniger über Dribblings oder Ballschleppen ins Mittelfeld hinein. So verbuchte Stiller im vergangenen Jahr fast zehn sogenannte „progressive passes“, also „raumgewinnende Pässe ab dem Mittelkreis“ laut Statistikportal FBref.com. In dieser Kategorie gehört er somit zum obersten Perzentil der Mittelfeldspieler in Europas Top-Ligen und -Wettbewerbe. Schaut man sich die statistischen Werte in Gänze an, so sind vergleichbare Spieler eben Bayerns Kimmich oder auch Rodrigo de Paul von Atlético Madrid . Die oberste Kategorie der Sechser. Zentraler Passgeber beim VfB Ein Abräumer oder dergleichen ist Stiller derweil nicht. Obwohl einst bei seiner Zeit bei Bayern München manchmal die Rede davon war, dass er doch ein Fighter wäre. Natürlich kann Stiller auch mal Grätschen oder einen Gegner mit hartem Körpereinsatz stoppen, aber gutes Stellungsspiel ist eher seine Stärke. Ähnlich wie auch früher im Fall von Kroos. Die Aussage von Madrid-Verteidiger Antonio Rüdiger in „Marca“, „Ich bin ein Fan von ihm, er kann alles“, war gewiss als Kompliment gemeint, aber natürlich ein bisschen übertrieben. Auch dass Stiller 2023 in allerletzter Minute als Ersatz für Wataru Endo, der kurzfristig bei Liverpool unterschrieben hatte, zum VfB Stuttgart kam, hatte womöglich die Wahrnehmung von Stiller ein Stück weit beeinflusst, war doch Endo immer der harte Arbeiter und Abräumer auf der Sechs. Sein Nachfolger hingegen blühte im Ballbesitzsystem von VfB-Trainer Sebastian Hoeneß nach und nach auf, auch weil dieser von seinen Sechsern verlangt, dass sie nach der ersten Phase des Spielaufbaus aggressiv den Ball nach vorn rausspielen. Stuttgart eröffnet häufig recht tief vorm eigenen Strafraum, überspielt im besten Fall die erste Pressinglinie des Gegners und versucht dann das Mittelfeld zu überbrücken. Wäre Stiller ein zögerlicher Passgeber, würde das Ganze nicht funktionieren. Nun könnte es aber sein, dass er mit einem Wechsel noch ein wenig zögert. Für den Sommer 2026 hat Stiller eine Ausstiegsklausel von 36,5 Millionen Euro in seinem Vertrag mit dem VfB, die jedoch der Verein für vier Millionen Euro aufkaufen kann, damit sie nicht mehr gilt. Madrid, Liverpool oder ein anderer spendierfreudiger Verein würden gegebenenfalls auch mehr investieren. Allerdings könnte sich Stuttgart als perfektes Sprungbrett für die WM 2026 für Stiller anbieten, denn unter Hoeneß ist er nicht nur gesetzt, sondern ein zentrales Puzzlestück. Diese Sicherheit hat er anderswo nicht. So stehen die Zeichen aktuell eher auf einen Verbleib für ein weiteres Jahr. Vielleicht gleicht sich die Geschichte dann mit jener von Sami Khedira , dem einstigen VfB-Mittelfeldspieler, der infolge der WM 2010 bei Real Madrid unterschrieb.