Machtdemonstration in Spiel 2: Shai Gilgeous-Alexander und die Oklahoma City Thunder gleichen in den NBA-Finals aus

Oklahoma City gibt in Spiel 2 die perfekte Antwort auf den epischen Einbruch zum Auftakt in die NBA-Finals 2025. Neben dem überragenden MVP trumpfen diesmal auch die beiden anderen Stars auf. Außerdem kommt mächtige Hilfe von der Bank.

Oklahoma City Thunder (W1) – Indiana Pacers (E4) 123:107, Serie 1-1

Boxscore

„Wir nutzen jede Gelegenheit, um besser zu werden. Das haben wir zum Glück auch nach Spiel 1 geschafft“, fasste Shai Gilgeous-Alexander akkurat zusammen, wie die Oklahoma City Thunder nach der irren Pleite zu Beginn der Finals auch dieses Mal eine deutliche Antwort auf eine Enttäuschung parat hatten. Es ist das Credo der Saison. Bereits die gesamte Spielzeit über zeichneten sich SGA und seine Mitspieler dadurch aus, nach Niederlagen sofort zurückzukommen. Und das meistens mit aller Wucht. Einschließlich des Endspiels im NBA Cup stehen die Thunder in dieser Saison im Anschluss an eine Niederlage bei 18 Siegen, nur zwei Mal verloren sie ein zweites Match in Folge. Von diesen 18 Siegen waren zwölf zweistellig, so auch in Game 2.

Das lag vor allem am erneut überragenden SGA selbst, der OKC mit 34 Punkten anführte und damit schon wieder in historisch luftige Höhen einzog. Neun Playoff-Partien zu Hause mit mindestens 30 Punkten hat bisher nur der legendäre Scorer Wilt Chamberlain aneinandergereiht. Dazu erzielte er in seinen ersten beiden Finals-Spielen insgesamt 72 Punkte – ebenfalls Rekord.

Außerdem gab der Spielmacher auch die meisten Assists (8) und sammelte die meisten Steals (4) aller Spieler auf dem Court. Aber auch der Rest der „Big Three“ zeigte sich nach enttäuschenden Leistungen zum Auftakt deutlich verbessert. Allstar Jalen Williams kam auf 19 Punkte, 5 Rebounds und 5 Assists, während Chet Holmgren für den Sieg insgesamt deutlich mehr beisteuerte, als seine auf dem Statsheet ablesbaren 15 Zähler, 6 Boards und den einen Block.

Zum geschlossenen Team-Auftritt der Thunder gehörte aber auch wieder die richtig starke Bank. Während Alex Caruso (20 Punkte) und Aaron Wiggins (18 Punkte) von draußen die Lichter ausschossen (zusammen 9/16), sorgte Isaiah Hartenstein mit seinen Rebounds und Assists für viele zusätzliche Zähler. Der Big Man kam auch im zweiten Final-Duell von der Bank, griff sich jedoch 8 Boards und damit die meisten Abpraller unter allen Akteuren. Unter seinen 4 Vorlagen fanden sich zudem einige Highlight-Plays, wie beim Alley-Oop auf Holmgren, der kurz vor Ende des dritten Viertels die Fans in der Paycom Arena von den Sitzen riss.

OKC setzt den ersten Schlag

OKC setzt den ersten Schlag

Die Pacers hätten sicherlich gerne auch Spiel 2 gestohlen, wie sie es schon in den beiden Playoff-Runden zuvor in Cleveland und in New York gemacht hatten. Von derartigen Heldentaten blieb Indiana jedoch dieses Mal weit entfernt. Sie machten zwar insgesamt keine schlechte Partie, gegen die Klasse der Gastgeber fanden sie an diesem Abend jedoch kein Mittel. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase wurde schon früh klar, dass sich OKC an diesem Abend etwas mehr vorgenommen hatte, als die Gäste.

Nach dem ersten Run der Thunder war es zunächst erneut Andrew Nembhard, der Indiana noch einmal auf Kurs brachte. Der Guard hatte schon in Game 1 riesigen Anteil am epischen Comeback der Pacers, wo er an 16 Punkten im vierten Viertel direkt beteiligt war und dazu als primärer Verteidiger von SGA für Kopfschmerzen beim MVP gesorgt hatte. Dabei hatte sich Shai sogar zu einem kleinen Schubser gegen seinen kanadischen Landsmann und guten Freund hinreißen lassen. Auch in Spiel 2 zeigte Nembhard mit 3 Steals wieder seine Defensiv-Qualitäten und nahm als Aufbauspieler Last von den Schultern von Tyrese Haliburton, damit der am Ende möglichst wieder ausreichend Kraft übrig hat, den entscheidenden Wurf zu treffen.

Aber dazu sollte es heute gar nicht kommen. Mit einem 19:2-Run in weniger als fünf Minuten versetzte OKC den Pacers schon im zweiten Viertel einen heftigen Schlag, von dem sich die Gäste nicht mehr erholen sollten. Das war zu diesem Zeitpunkt freilich noch nicht abzusehen und so nahm Pacers-Coach Rick Carlisle innerhalb von nur vier Minuten gleich drei Auszeiten, um die Lawine irgendwie zu stoppen. Nach Timeout Nummer drei stellte sich dann auch endlich die erhoffte Wirkung ein. Denn obwohl Indiana direkt im ersten Angriff ein Offensiv-Foul beging, folgten zehn unbeantwortete Punkte und erzwangen das Timeout auf der anderen Seite.

Indiana ohne Chance auf das nächste Wunder

Indiana ohne Chance auf das nächste Wunder

Dieser Mini-Lauf war jedoch alles, was Indiana in diesem Spiel Hoffnung auf ein erneutes Comeback machen konnte. Mit 18 Punkten Rückstand ging es in die Pause. Und bei diesem Abstand blieb es auch mehr oder weniger. Das dritte Viertel verlief unrund, beide Teams begingen Fouls en masse und sorgten alleine im vorletzten Abschnitt für 28 Freiwürfe. Am Unterschied im Spielstand änderte sich jedoch fast nichts. Haliburton hatte zu diesem Zeitpunkt 5 Zähler bei 2 von 7 Würfen aus dem Spiel heraus sowie 5 Turnover gegenüber 4 Assists. Der einfache Grund dafür, den „J-Dub“ im Kurz-Interview vor dem Schlussabschnitt gab: „Lu Dort.“

Und auch wenn es der Hero aus Spiel 1 im vierten Viertel wieder schaffte, eine deutliche Schippe draufzulegen und OKC bei 5 von 6 Würfen 12 Punkte einzuschenken, kamen die Pacers einfach nicht näher heran. Das lag auch an Indiana selbst, weil Schnellangriffe nach Ballgewinnen einfach nicht sauber ausgespielt wurden, aber hauptsächlich an der dieses Mal durchgängig auf allerhöchstem Niveau agierenden Defense der Thunder. Als letzten Strohhalm brachte Carlisle in der Schlussphase Rookie Johnny Furphy aufs Parkett. Der hatte in den Playoffs bisher lediglich Minuten in der Garbage-Time gesehen, sollte nun aber noch einmal für einen Funken sorgen. Doch der zündete nicht mehr. Knapp drei Minuten vor Schluss durften die Spieler der hinteren Plätze auf den Bänken Finals-Luft schnuppern und das Spiel zu Ende bringen.

„Die schlechte erste Halbzeit war natürlich ein großes Problem“, analysierte Carlisle und ordnete die verdiente Pleite auch so ein: „Aber wir haben auch einfach schlecht gespielt. In der zweiten Halbzeit war es etwas besser, aber man kann als Team, das nur reagiert, nicht erwarten, erfolgreich zu sein.“ Die Serie wechselt nun nach Indianapolis, wo es an Indiana ist, zurückzuschlagen. SGA warnte jedenfalls bereits vor zu großer Zufriedenheit nach dem komfortablen Sieg. „Ich höre mich vielleicht an wie eine gesprungene Schallplatte“, sagte Gilgeous-Alexander: „Aber wir müssen mit Blick auf Game 3 genau das gleiche Mindset haben, wie vor diesem Spiel. Und das heißt: Wir wollen besser werden.“