Kader für Frauen-EM steht: Künzer spricht von Titel

Noch ist die Schweizer Kulisse künstlich, aber für die deutschen Fußballerinnen wird es bald ernst. Der Bundestrainer stellt das Aufgebot für den Saisonhöhepunkt vor – ohne zwei Kritikerinnen. Inmitten von Berghütten und unter einer lärmenden Sommer-Bobbahn hat Bundestrainer Christian Wück den Countdown für die Europameisterschaft in der Schweiz gestartet. Der 52-Jährige gab im Europa-Park Rust seinen 23-köpfigen Kader für sein Premierenturnier mit den deutschen Fußballerinnen vom 2. bis 27. Juli bekannt. Nicht dabei beim achtmaligen Titelgewinner sind – wie erwartetet und sportlich nachvollziehbar – seine Kritikerinnen Felicitas Rauch und Nicole Anyomi. Dafür darf sich Offensivtalent Cora Zicai über das EM-Ticket freuen. Da sich die Nationalspielerinnen derzeit alle im Urlaub erholen, vertraten einige Kinder mit ihren Namen auf dem Trikot die EM-Teilnehmerinnen – und rasten über die Bobbahn. „… dann ist alles möglich“ „Ich glaube schon, dass wir von den Engländerinnen, Spanierinnen, Französinnen als Mitfavorit gesehen werden – und genau so wollen wir in die Spiele reingehen“, sagte Wück bei der Pressekonferenz im Ressort Schweiz des südbadischen Freizeitparks. „Wenn wir unsere Leistung zu 100 Prozent abrufen, dann ist alles möglich.“ 2023 führte Wück die deutschen U17-Junioren zum EM- und WM-Triumph. Jetzt steht er vor der großen Herausforderung mit den in den vergangenen Jahren oft inkonstanten DFB-Frauen. Dem Finaleinzug bei der EM 2022 folgte die Vorrundenblamage bei der WM 2023 in Australien und dann – unter Horst Hrubesch – der Kraftakt mit Olympia-Bronze in Frankreich. Nia Künzer spricht von Titel DFB-Sportdirektorin Nia Künzer ist davon überzeugt, „dass wir mit diesem Kader eine erfolgreiche EM spielen werden“. Die Weltmeisterin von 2003 erinnerte daran, wie sie selbst als Spielerin in Turniere gestartet sei – „mit dem Zielbild Titel“. Kapitänin Giulia Gwinn , Torjägerin Lea Schüller (beide FC Bayern) und Torhüterin Ann-Katrin Berger vom US-Club NY/NJ Gotham als Älteste mit 34 Jahren führen das Aufgebot an. Das Durchschnittsalter liegt bei 25,6 Jahren. Die meiste Erfahrung hat Sara Däbritz mit 108 Länderspielen: Die 30-Jährige war schon 2013 Europameisterin, hat aber keinen Stammplatz mehr. Grünes Licht von den Ärzten für Zicai Stürmerin Zicai hat ihre Muskelbeschwerden rechtzeitig auskuriert, von den Ärzten grünes Licht bekommen und darf als Jüngste im DFB-Team zur EM fahren. Die 20-Jährige vom SC Freiburg wechselt in diesem Sommer zum VfL Wolfsburg . Dagegen schaffte es Alara Sehitler (18) vom FC Bayern nicht: Die Mittelfeldspielerin fehlte zuletzt wegen Abiturprüfungen und ist nur als mögliche Nachrückerin berufen. Dass Frankfurts Bundesliga-Topscorerin Anyomi und Abwehrspielerin Rauch (North Carolina Courage/USA) nicht nominiert wurden, kam nicht überraschend. Weniger wegen der Tatsache, dass die beiden zuletzt die Kommunikation des Bundestrainers kritisiert und damit für viel Wirbel und eine Aussprache im Nationalteam gesorgt hatten. Sieben Bayern-Spielerinnen dabei Anyomi fehlte zuletzt schon gegen die Niederlande (4:0) und in Österreich (6:0) wegen Kniebeschwerden, die sie laut Wück nun auskurieren will. Rauch ist wieder nur auf Abruf nominiert: Der Bundestrainer entschied sich für die deutlich jüngere Franziska Kett als mögliche linke Außenverteidigerin. So stehen insgesamt sieben Bayern-Spielerinnen als größte Fraktion im Aufgebot. Eine Entscheidung wurde Wück abgenommen: Da Innenverteidigerin Sara Doorsoun ebenfalls nur auf Abruf für die Schweiz eingeplant gewesen wäre, zog die 33-Jährige von Eintracht Frankfurt die Konsequenzen und trat diese Woche aus dem Nationalteam zurück. Start in Herzogenaurach am 19. Juni Das größte Fragezeichen beim Aufgebot hatte Wück schon vergangene Woche aufgelöst: Bayern-Star Lena Oberdorf, seit ihrem Kreuzbandriss vor knapp einem Jahr ohne jegliche Spielpraxis, fährt nicht zur EM. Die DFB-Frauen starten ihre Turniervorbereitung am 19. Juni in Herzogenaurach. Das erste EM-Spiel steht am 4. Juli in St. Gallen gegen Polen an. Weitere Gruppengegner sind Dänemark (8. Juli in Basel) und Schweden (12. Juli in Zürich).