Frauen-EM | Klara Bühl: Platzt der Knoten ausgerechnet gegen Spanien?

Sie zählt zu den besten deutschen Offensivspielerinnen der EM. Mit einem Tor will es bei Klara Bühl bislang aber nicht funktionieren. Aus Zürich berichtet Kim Steinke Fünf Schützinnen waren pro Team schon dran, der Spielstand: 4:4. Ab diesem Moment konnte jeder Fehlschuss entscheidend sein. Für Deutschland war gegen Frankreich im EM-Viertelfinale Klara Bühl an der Reihe. Die deutsche Offensivspielerin übernahm Verantwortung – und donnerte den Ball unter die Latte: Tor. „Mich ärgert es, dass ich mich nicht richtig gefreut habe“, sagte die 24-Jährige in einem YouTube-Video des DFB nach dem Spiel. In dem Moment sei ihr mehr „ein Stern vom Herzen gefallen“, die Erleichterung über den Treffer überwog. Deutschland gewann wenige Minuten später das Elfmeterschießen mit 6:5 und Bühl zeigte, dass sie da ist, wenn sie gebraucht wird. Bislang zeigt die Flügelstürmerin vom FC Bayern eine wechselhafte EM. Auf der einen Seite überzeugt sie mit sehenswerten Dribblings in gegnerischen Hälften wie kaum eine andere Spielerin. Auf der anderen Seite fehlt ihr der krönende Abschluss in Form eines Tores abseits eines Elfmeterschießens. Immerhin: Gegen Frankreich legte sie mit einem präzisen Eckstoß das 1:1 durch Sjoeke Nüsken (25. Minute) auf – ihre erste Torvorlage. Und vielleicht war es genau diese Hereingabe und das Elfmetertor, die Klara Bühl das Selbstvertrauen und den entscheidenden Impuls gegeben haben. Dafür, dass der Knoten nun auch im Spiel gegen Spanien platzt. Denn im EM-Halbfinale am heutigen Mittwoch (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online) wird sie mit ihren Qualitäten dringend gebraucht. Szenarien, die Bühl liegen Welche Qualitäten das sind, zeigte sie in der abgelaufenen Bundesliga-Saison. In 22 Partien legte die Spielerin des FC Bayern 14 Tore auf – die meisten Vorlagen in der Liga. Sieben Tore schoss sie selbst. Umso ernüchternder liest sich die EM-Torbeteiligung für eine Offensivspielerin wie sie. Ein zweiter Blick zeigt aber auch: Ihre Bedeutung für das deutsche Spiel ist nicht allein an Scorerpunkten festzumachen. Den entscheidenden Eckball vor dem Ausgleich gegen Frankreich holte Bühl in Form eines Steckpasses auf Giovanna Hoffmann heraus, zwei Schüsse ihrerseits gingen im Laufe der Partie neben das Tor. Zuvor versuchte es Bühl im Auftaktspiel gegen Polen (2:0) mit drei Abschlüssen. Gegen Dänemark (2:1) wurden zehn ihrer Schüsse geblockt, zwei gingen daneben. Bei der 1:4-Niederlage gegen Schweden kam Bühl einmal nach einem Dribbling zum Abschluss aufs Tor – wenn auch ohne Erfolg. Aber: Sie versucht es, strahlt Gefahr aus. Fest steht: Auf der linken Seite bringt sie regelmäßig Dynamik rein, sucht mutig Eins-gegen-Eins-Situationen mit Abschluss und schafft Räume für ihre Mitspielerinnen. Nach ihren mittlerweile 71 Länderspielen wirkt sie auf dem Platz gereift und kommuniziert viel. Dass sie bei diesem Turnier bislang nicht getroffen hat, ist eher eine Momentaufnahme als ein Ausdruck fehlender Kaltschnäuzigkeit. Seit ihrem DFB-Debüt vor sechs Jahren hat sich mit der Zeit zu einer Leistungsträgerin entwickelt. Im Halbfinale wartet mit Spanien nun ein Gegner, der wie kein anderer auf Ballbesitz und Struktur setzt. Räume auf den Flügeln könnten sich gerade in Umschaltmomenten bieten – Szenarien, die Bühl liegen. Ihre Geschwindigkeit und ihr direkter Zug zum Tor könnten gegen das spanische Team entscheidend werden. So ist das Duell mit dem Weltmeister nicht nur ein Härtetest für Deutschland, es ist auch eine Bühne für Klara Bühl. Eine Spielerin, die schon oft nah am Tor dran war, das Spiel prägen kann. Und vielleicht auch eine, bei der genau jetzt der Knoten platzt.