Schalker «Wahnsinn»: Wendepunkt mit Baumann und Muslic?

Ein neuer Sportchef und ein neuer Trainer sollen Schalke 04 wieder auf Kurs bringen. Die Begeisterung der Fans ist ungebrochen – trotz der großen Enttäuschungen der vergangenen Jahre. Aufbruchstimmung trotz der schlechtesten Saison der 121-jährigen Vereinsgeschichte: Das gibt es nur auf Schalke. Vor dem Zweitligastart gegen Hertha BSC sind die Erwartungen beim FC Schalke 04 trotz aller Enttäuschungen der vergangenen Jahre mal wieder groß. „Schalke gehört auf jeden Fall in die Bundesliga . Wir wollen uns auf jeden Fall auch im oberen Bereich bewegen. Dafür müssen wir jetzt Gas geben“, sagte Kapitän Kenan Karaman. Die Sache hat zwei Haken: In der Vorsaison wäre der einstige Europapokal-Dauergast beinahe in die 3. Liga abgestiegen. Und: Karaman als einer der wenigen Identifikationsfiguren im Kader hat nahezu die gesamte Vorbereitung wegen einer Meniskus-Operation verpasst. Dass der 31-Jährige am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1 und Sky) spielen kann, ist unwahrscheinlich. Abwehrprobleme scheinen nicht überwunden Von Zweifeln ist im Umfeld aber kaum etwas zu spüren. Daran änderte auch das 2:4 gegen den FC Sevilla bei der Generalprobe am vergangenen Wochenende nichts. „Kein Problem, das war ein Freundschaftsspiel“, sagte Karamans Sturm-Partner Moussa Sylla – einer der ganz wenigen, der in der vergangenen Saison nicht enttäuschte. „Nächste Woche gegen Hertha ist entscheidend.“ „Wir haben gegen Sevilla gespielt und nicht gegen irgendeinen Oberligisten“, meinte Offensivspieler Christopher Antwi-Adjei. Auch der neue Trainer Miron Muslic sagte: „Zum Glück müssen wir nicht jede Woche gegen Sevilla spielen.“ Dabei sind die Andalusier längst nicht mehr so stark wie noch vor wenigen Jahren und wären in der vergangenen Saison beinahe aus der spanischen Primera División abgestiegen. Und die Abwehrpatzer erinnerten fatal an die vergangene Saison, als Schalke 62 Gegentore kassierte. Baumann soll Schalke wieder auf Kurs bringen „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine deutlich bessere und erfolgreichere Saison spielen als letztes Jahr“, sagte indes auch der neue Sport-Vorstand Frank Baumann. Der frühere Nationalspieler und ehemalige Bremer Sportchef soll Schalke nach drei enttäuschenden Jahren mit sechs verschiedenen Trainern wieder in die Spur bekommen. In dem Österreicher Muslic glaubt Baumann den richtigen Trainer für Schalke gefunden zu haben, obwohl der mit Plymouth gerade in die dritte englische Liga abgestiegen ist. „Er ist sehr klar, in dem, was er will“, sagte Baumann über den neuen Schalke-Coach, der sich im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger bislang kaum an Ruhrpott-Gepflogenheiten anbiedert und etwa auf die typische Schalker Begrüßung „Glückauf“ verzichtet. Dass ausgerechnet auf Schalke künftig explizit der Stil des früheren Dortmunder Coaches Jürgen Klopp mit intensivem Pressing zelebriert werden soll, wird wohl so lange verziehen, wie dies erfolgreich ist. Bei der Saison-Eröffnungsfeier am Samstag jedenfalls wurde Muslic gefeiert, als sei er der neue Messias. „Das war super, super emotional“, sagte der gebürtige Bosnier über das, was er am „Schalke-Tach“ erlebte. Neue auf Schalke beeindruckt von der Wucht des Vereins Über 80.000 Menschen pilgerten zur Arena, um den bislang nur leicht umgebauten Kader auf die neue Spielzeit einzuschwören. „Das ist Wahnsinn. Das soll den Jungs einen schönen Push geben für die nächsten Wochen“, befand der von den Fans minutenlang gefeierte Karaman. Insbesondere Neuzugang Soufiane El-Faouzi staunte. „Man merkt richtig die Euphorie. Das macht ja was mit einem als Spieler. Da habe ich gar keine Worte mehr für“, sagte der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler, der vom Drittligisten Alemannia Aachen kam. Viel mehr ist auf der Zugangsseite bislang noch nicht geschehen. Prominentester Neuer ist Timo Becker vom Bundesliga-Absteiger Holstein Kiel , der bereits bis 2022 bei den Königsblauen spielte. „Wir müssen noch ein bisschen was machen“, sagte Baumann. „Sowohl in der Breite als auch in der Spitze.“ Doch zuvor sollen erst noch einige Spieler gehen. Muslic forderte demnach intern eine deutliche Verkleinerung des Kaders. „Ich war da sehr, sehr klar. Der Prozess läuft“, sagte der neue Coach.