Stellt der FK Pirmasens dem HSV im DFB-Pokal ein Bein? t-online hat mit Ex-Trainer Robert Jung darüber gesprochen. So wie über dessen größte Entdeckung: Jürgen Klopp. Am Samstag (ab 13 Uhr im Liveticker bei t-online) trifft der Hamburger SV im DFB-Pokal auf den FK Pirmasens – ein Verein mit Tradition. Kaum jemand kann darüber mehr erzählen als Robert Jung. In der Jugend spielte der heute 80-Jährige beim 1. FC Kaiserslautern . Im Profibereich machte er sich dann aber beim FK Pirmasens einen Namen und schrammte in den Siebzigerjahren in der Relegationsrunde nur knapp am Aufstieg in die Bundesliga vorbei. Neben seinem Beruf als Gymnasiallehrer für Mathematik und Sport arbeitete Jung später auch erfolgreich als Trainer, unter anderem beim FSV Mainz 05 . Dort verpflichtete er 1990 einen jungen Spieler. Sein Name: Jürgen Klopp . Mit den Amateuren des FK Pirmasens schaltete Jung als Coach 2006 außerdem völlig überraschend Werder Bremen im DFB-Pokal aus. Negativserie: HSV verliert auch letzten Test für Saisonstart Anerkennung: Klopp lobt Trainer Ole Werner t-online hat jetzt mit dem ehemaligen Defensivspieler gesprochen. Ein Interview über die Pokalsensation gegen die Bremer, sein Verhältnis zu Jürgen Klopp und das anstehende Spiel des FK Pirmasens gegen den HSV . t-online: Herr Jung, erinnern Sie sich an den 9. September 2006? Robert Jung: Natürlich. Und zwar sehr gerne. Mit dem FK Pirmasens haben wir damals Werder Bremen aus dem Pokal geworfen. Dort spielten damals Miroslav Klose , Ivan Klasnić und Diego. Im Fernsehinterview bezeichneten Sie sich nach dem Sieg im Elfmeterschießen als „Trainerfuchs“. Wie haben Sie das gemeint? Wir sind natürlich nicht unvorbereitet in die Partie gegangen. Mit dem Vorstand und dessen Sohn sind wir damals gleich nach der Auslosung nach Bremen geflogen, um uns Werder vor Ort anzusehen. Bremen hatte das Spiel zwar gewonnen. Aber mir sind ein paar Dinge aufgefallen. Die da wären? Klose etwa zog beim Antritt mit dem Ball gerne nach außen, um dann von der Torauslinie nach innen zu streben. Ich brauchte also einen schnellen linken Verteidiger. Ich habe dann kurzerhand hinten links unseren Stürmer Sebastian Reich aufgestellt. Da haben manche gemurrt. Hat aber geklappt. Klose war total genervt. Und Reich hat im Elfmeterschießen noch vom Punkt verwandelt. Sie waren schon als Spieler für den FK Pirmasens aktiv und bestritten in den Siebzigerjahren insgesamt 14 Aufstiegsspiele für den Verein. Das Ziel Bundesliga war nahe. In der ersten Saison lief ich noch in der zweiten Mannschaft auf, dann rutschte ich durch die Knieverletzung eines Mitspielers in die erste Elf und habe danach hundert Spiele in Serie absolviert. Gerne als eine Art Sechser vor der Abwehr. Pirmasens war damals der große Rivale des 1. FC Kaiserslautern in der Region und deutschlandweit ein Spitzenklub. Die Stadt mit ihren Schuhfabrikanten hatte eine hohe Millionärsdichte. Wie sehr bestimmte die florierende Schuhindustrie den Aufschwung des Vereins? Im Vorstand des Vereins waren immer auch Unternehmer der Schuhindustrie aktiv. Insofern profitierte der FKP schon von der lokalen Wirtschaft. Die Schwierigkeiten in der Schuhindustrie machten es auch dem Verein nicht einfacher. Aber eines ist geblieben: Im nahen Elsass lässt sich immer noch gut essen. 1990 holten Sie als Trainer einen gewissen Jürgen Klopp zum damaligen Zweitligisten Mainz 05 . Wie kam es dazu? Mir war Jürgen Klopp in der Aufstiegsrunde mit Mainz aufgefallen. Er spielte damals bei RW Frankfurt, eigentlich im Sturm. Aber ich brauchte groß gewachsene Abwehrspieler. Klopp ist 1,92 Meter. Der passte ideal als rechter Verteidiger in meine Abwehrreihe. War im Spieler Jürgen Klopp der spätere Trainer schon erkennbar? Auf jeden Fall die Führungsqualitäten. Und sein Blick für die Gruppe. Glückwünsche zum Geburtstag gibt’s regelmäßig. Das Bild mit ihm von meinem 60. Geburtstag hängt noch immer hier in meinem Haus. Auch nach Liverpool hat er mich mit zwei ehemaligen Spielern eingeladen. Nach dem Spiel an der Anfield Road haben wir uns zum Plausch in der VIP-Lounge getroffen. Das zeigt schon, wie teamorientiert Klopp tickt. Sie sind jetzt 80. Werden Sie zum Pokalspiel des FK Pirmasens gegen den Hamburger SV ins Stadion gehen? Mein Sohn ist Co-Trainer beim FKP. Er hat zwei Karten besorgt. Das lasse ich mir nicht entgehen. Stolpert der Favorit aus dem Norden am Ende gar beim Außenseiter? Der HSV zeigt ja gerne mal eine schwankende Leistung. Aber mit der Rückkehr in die Bundesliga und dem Blick auf die anstehende Saison wissen sie in Hamburg schon, dass es in diesem Spiel um viel mehr geht als nur um den Einzug in die nächste Pokalrunde. Die werden sich nur schwer überraschen lassen.