Am Freitag startet die Bundesliga in eine neue Saison. Fans müssen sich auf ein halbes Dutzend neuer Trainer einstellen. Wenn am Freitag mit dem Spiel FC Bayern gegen RB Leipzig (ab 20.30 Uhr/t-online-Liveticker) die neue Bundesligasaison eingeläutet wird, lohnt sich auch ein Blick auf andere Teams der Liga. Denn: Ein Drittel, also insgesamt sechs Mannschaften, haben in der Sommerpause den Platz auf der Trainerbank neu besetzt. Fußball im TV: So tief müssen Bundesliga-Fans in die Tasche greifen Nachspielzeit, Kapitän, Elfmeter: Diese Regeln ändern sich in der Bundesliga Bundesligatrainer unterliegen mittlerweile einer sehr hohen Fluktuation. Das wird schon mit Blick auf die Amtszeiten der aktuellen Coaches deutlich. Nach Ausnahmeerscheinung Frank Schmidt (1. FC Heidenheim), der bei seinem Klub seit über 17 Jahren arbeitet, kommt Sebastian Hoeneß (VfB Stuttgart) als zweitdienstältester Coach – mit gerade einmal zwei Jahren und knapp fünf Monaten im Amt. Knapp dahinter folgt Gerardo Seoane (Borussia Mönchengladbach; zwei Jahre und zwei Monate). t-online hat vor dem Bundesligaauftakt über das Phänomen mit Trainer-Urgestein Friedhelm Funkel gesprochen. „Der Erfolgsdruck ist unglaublich groß geworden. Die Unruhe in den Vereinen nimmt massiv zu, wenn zwei bis drei Spiele hintereinander verloren gehen“, erklärt Funkel. Er sieht eine recht schnelle Unruhe bei den Klubs aufkommen, wenn die Saisonziele in Gefahr geraten. „Dadurch wird es für Trainer immer schwieriger, eine Durststrecke durchzustehen. Für uns Trainer ist das schade, weil das Vertrauen viel zu schnell verloren geht.“ Bayer 04 Leverkusen Die „Werkself“ hat in diesem Sommer einen riesengroßen Umbruch zu moderieren. Mit Florian Wirtz , Jeremie Frimpong (beide FC Liverpool), Lukáš Hrádecký (AS Monaco) oder Granit Xhaka (AFC Sunderland) sind nicht nur wichtige Spieler gegangen. Auch Erfolgstrainer Xabi Alonso verließ die Leverkusener, sein Nachfolger ist der Niederländer Erik ten Hag . Funkel meint: „Ich glaube, dass das ein guter Nachfolger ist. Er ist sehr erfahren und war mit Ajax Amsterdam erfolgreich, auch bei Manchester United hat er keine schlechte Arbeit geleistet“. Mit Ajax gewann ten Hag dreimal die niederländische Meisterschaft und spielte sich ins Champions-League-Halbfinale. Doch zuletzt war ten Hag bei Premier-League-Klub Manchester United aktiv, wo seine gut zwei Jahre Amtszeit eher kritisch betrachtet wurden. „Er musste viele Superstars unter einen Hut bringen, das ist nicht so einfach“, erklärt Funkel. RB Leipzig Auch bei RB Leipzig gibt es einen neuen Trainer: Ole Werner wurde vom SV Werder Bremen losgeeist. Eigentlich hatten die „Roten Bullen“ andere Trainerkandidaten, unter anderem Spaniens Welt- und Europameister Cesc Fàbregas, im Blick. Der sagte den Sachsen, die in der nächsten Saison nicht international spielen, ab. Funkel stellt einen prominenten Vergleich auf: „Ich glaube, dass diese Trainerverpflichtung ähnlich passt wie damals Vincent Kompany beim FC Bayern.“ Vor einem Jahr holten die Münchner Kompany auch nur, weil andere Kandidaten absagten. Dennoch wurden die Bayern mit ihm recht problemlos Deutscher Meister. In Bremen arbeitete Werner etwa dreieinhalb Jahre, stieg mit Werder in die Bundesliga auf und erreichte in der letzten Saison fast den internationalen Wettbewerb. Funkel meint aber, dass ihn in Leipzig etwas ganz anderes erwartet: „Jetzt kommt er zu einem Verein, der ganz hohe Ziele hat. Der Druck ist total groß. Neben ihm sind viele Alphatiere wie Jürgen Klopp , Mario Gomez oder Oliver Mintzlaff im Verein. Ich hoffe, dass sie Ole auch in schwierigen Zeiten unterstützen.“ Die erste große Bewährungsprobe steht für Werner und Leipzig am Freitagabend bevor, wenn die Sachsen beim FC Bayern die Bundesligasaison eröffnen. SV Werder Bremen „Horst ist ein super Mensch, der sehr viel Empathie ausstrahlt und eine große Ruhe verkörpert“, so Funkel. Die wird Horst Steffen , neuer Trainer beim SV Werder Bremen , auch direkt brauchen. Denn mit seinem neuen Klub ist er in der ersten DFB-Pokalrunde an Zweitligist Arminia Bielefeld gescheitert (0:1). Bis zum Sommer war Steffen beim Zweitligisten SV Elversberg aktiv – und arbeitete dort sehr erfolgreich. Erst in der Aufstiegsrelegation scheiterte Elversberg am 1. FC Heidenheim und stieg deshalb nicht auf. Funkel fasst Steffens größte Stärke zusammen: „Er besitzt sehr viel Empathie und Ruhe. Wenn Werder diese Ruhe hat, die Horst ausstrahlt, dann kann er dort eine Ära prägen – ähnlich wie Otto Rehhagel oder Thomas Schaaf .“ Damit der Verein in eine solche Ära starten könne, müssten aber noch einige Entscheidungen auf dem Transfermarkt fallen. „Horst kann zwar gut mit Spielern arbeiten, die fast namenlos sind. Das traue ich ihm auch in Bremen zu. Dennoch muss der eine oder andere erfahrene Spieler dazukommen.“ Damit schlägt Funkel in dieselbe Kerbe wie am Freitagabend nach dem Pokal-Aus in Bielefeld Abwehrchef Marco Friedl: „Es muss noch etwas passieren, das sage ich seit Wochen. Wir brauchen von allem mehr. Auch mehr Qualität.“ In welchem Umfang Steffen diese Qualität bekommt, bleibt fraglich. In zwei Wochen schließt das Transferfenster. VfL Wolfsburg Die größte Unbekannte auf dem Transfermarkt hat der VfL Wolfsburg verpflichtet. Der Niederländer Paul Simonis soll die Niedersachsen zurück ins internationale Geschäft führen. Bislang arbeitete der 40-Jährige ausschließlich in seinem Heimatland, zuletzt beim Erstligisten Go Ahead Eagles. „Ich kannte ihn vorher nicht. Aber es ist immer interessant, wenn ein neuer Name auf den deutschen Markt kommt“, so Funkel. Sein Auftrag dürfte klar sein: Der VfL möchte zurück in den internationalen Wettbewerb. Nach einem enttäuschenden Vorjahr mit Rang elf unter Ralph Hasenhüttl ein ambitioniertes Ziel. Ob Simonis die hohen Erwartungen gleich bei seiner ersten Trainerstation im Ausland erfüllen wird? FC Augsburg Er besitzt mit Sicherheit den größten Namen unter den neuen Trainern: Sandro Wagner ist nun beim FC Augsburg aktiv. Zuvor war er Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, „dort hatte er eine super Zusammenarbeit mit Cheftrainer Julian Nagelsmann, auch in der Mannschaft war er höchst anerkannt“, so Funkel. „Jetzt geht er zu einem durchschnittlichen Bundesligisten, wo der Erwartungsdruck nicht ganz so hoch ist. Für Augsburg ist das eine sehr gute Wahl, der Klub ist nun präsenter in der Öffentlichkeit – und das ist der Person Sandro Wagner geschuldet“, findet der 71-Jährige. Das höhere Interesse in der Öffentlichkeit ist auch den Pressekonferenzen geschuldet, in denen Wagner des Öfteren durch launische Sprüche glänzt. Bei seiner Antrittspressekonferenz waren 40 Reporterinnen und Report beim FCA vor Ort – so viele wie selten bei dem bayrischen Klub, der in der Bundesliga ein Graue-Maus-Image besitzt. Aber vielleicht gelingt es mit Wagners Strahlkraft, dieses Image abzulegen. 1. FC Köln Dort, wo in der neuen Spielzeit Lukas Kwasniok sitzt, hätte Friedhelm Funkel auch selbst sitzen können. Funkel übernahm den 1. FC Köln zwei Spieltage vor dem Saisonende und stieg mit dem „Effzeh“ auf. Der Trainer-Oldie wollte eigentlich weitermachen in der Domstadt, doch die Verantwortlichen um Sportdirektor Thomas Kessler hatten eine andere Idee. Kwasniok, zuletzt bei Zweitligist SC Paderborn aktiv, soll die Kölner zum Klassenerhalt führen. Laut Funkel eine gute Wahl: „In Köln passt er sehr gut rein, weil er viel kommuniziert und offen ist.“ Den Kader, den Kessler und Kwasniok zusammengestellt haben, sieht Funkel positiv. „Mannschaft und Trainerteam sind stark genug, um sich in der Bundesliga zu halten – davon bin ich überzeugt.“ Mit Ísak Jóhannesson (Fortuna Düsseldorf) oder Ragnar Ache (1. FC Kaiserslautern) haben die Kölner Spieler verpflichtet, die die zweite Liga in der letzten Saison aufmischten. Ansonsten kamen unter anderem mit Rav van den Berg (Middlesbrough) ein junger Innenverteidiger, mit Sebastian Sebulonsen (Bröndby IF) ein Rechtsverteidiger oder mit Ron-Robert Zieler (Hannover 96) ein gestandener Torwart. Und wie sieht es mit Funkel selbst aus, kann er sich noch einmal ein Comeback in der Bundesliga vorstellen? „Ich schließe nichts aus. Wenn ich irgendwo helfen kann, dann wäre das durchaus denkbar.“ Zwar glaubt er, dass eine Anstellung als Trainer am wahrscheinlichsten sei, Funkel räumt aber ein: „Auch andere Funktionen abseits des Trainerjobs möchte ich nicht ausschließen.“