Stefan Effenberg warnt den FC Bayern vor Saisonstart

Wer kann den FC Bayern aufhalten? Wo wartet schon der Nachfolger von Manuel Neuer? Und welcher Klub könnte mit einer Entscheidung grandios scheitern? Stefen Effenberg gibt zum Auftakt der Bundesliga-Spielzeit Antworten. Die Bundesliga-Saison 2025/26 startet direkt mit einem Kracher: Der FC Bayern empfängt am Freitagabend RB Leipzig zum Eröffnungsspiel in der Allianz Arena (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei t-online). Mit Millionen Fußballfans deutschland- und weltweit wird auch Stefan Effenberg ganz genau hinschauen. Der 57-jährige frühere Leitwolf des deutschen Rekordmeisters beobachtet das Geschehen in der höchsten deutschen Spielklasse und darüber hinaus seit Jahren als Kolumnist für t-online mit Expertise und dem besonderen Blick fürs Detail. t-online traf den 35-maligen Nationalspieler in seiner Heimatstadt Hamburg zum großen Interview vor dem Auftaktspiel. Im Gespräch erklärt er, wer (oder was) die Bayern aufhalten könnte, was ihn bei den Münchnern irritiert, durch wen Manuel Neuer ersetzt werden könnte, welchem Klub ein Horror-Start droht – und warum eine besondere Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist. Stefan Effenberg, wie langweilig wird die kommende Bundesliga-Saison? Ich weiß ja, worauf Sie hinaus möchten. Wenn Sie so fragen, sage ich aber zuerst: Sie wird im Gegenteil sehr spannend – und zwar aus zwei Gründen… Ja? Erst einmal wird der Abstiegskampf enorm aufregend. Dort sind es dieses Jahr nämlich fünf, sechs, sieben Vereine, die es erwischen könnte. Das war in den vergangenen Jahren anders. Welche Klubs müssen sich Sorgen machen? Die beiden Aufsteiger Hamburger SV und 1. FC Köln, dazu der FC St. Pauli , der 1. FC Heidenheim – und in meinen Augen auch Union Berlin , die TSG Hoffenheim und Werder Bremen . Da stehen überall große Fragezeichen hinter. Bremen ist gerade schon in der ersten Runde des DFB-Pokals an Arminia Bielefeld gescheitert. Und sie haben dazu ein unfassbar schweres Programm zum Liga-Start. In den ersten Wochen treffen sie auf Eintracht Frankfurt , Bayer Leverkusen , Borussia Mönchengladbach , den SC Freiburg und auf den FC Bayern. Da kannst du nach fünf Spielen gut und gerne auch mit null Punkten dastehen. Und oben in der Tabelle? Dort ist es natürlich auch der Kampf um die Europapokalplätze, insbesondere der um die Champions League , der megaspannend wird. Borussia Dortmund , Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt auch RB Leipzig nach einer für die eigenen Ansprüche verkorksten Saison – sie haben das Ziel, es wieder in die „Königsklasse“ zu schaffen. Aber: Es sind eben nur drei Plätze zu vergeben. Und so habe ich dann übrigens auch Ihre versteckte Frage beantwortet… … die ja klar war … Genau. Natürlich geht die deutsche Meisterschaft nur über den FC Bayern. Es sei denn – und das ist ein großes Aber –, das Verletzungspech schlägt zu. Das kennen sie ja noch aus der letzten Saison, und das sollte nicht erneut passieren. Damals fehlten zeitgleich mehrere Leistungsträger: Manuel Neuer, Dayot Upamecano , Alphonso Davies und Jamal Musiala – ausgerechnet auch im Viertelfinale der Champions League gegen Inter Mailand. Und das konnten sie letztlich nicht mehr richtig kompensieren. Darin sehe ich die einzige Möglichkeit, einem anderen Bundesligaklub Chancen auf die Meisterschaft auszurechnen. Wenn aber alles normal läuft, werden die Bayern den Titel holen. Aber ist Ihnen etwas aufgefallen, wenn die Verantwortlichen der Bayern sich in den vergangenen Wochen geäußert haben? Was haben Sie beobachtet? Es wird von der Champions League gesprochen, von der deutschen Meisterschaft – aber niemand erwähnt den DFB-Pokal. Das wundert mich schon sehr. Ich erwarte von den Bayern, dass es ihr Anspruch ist, nicht nur die Meisterschaft, sondern das Double zu holen. Das ist ihnen zuletzt 2020 gelungen. Da muss doch ganz klar die Ansage kommen: Wir wollen auch wieder den Pokal. Die letzten Jahre waren in dem Wettbewerb nämlich nicht sehr ruhmreich: 0:5 gegen Gladbach, Aus gegen Saarbrücken und Holstein Kiel – das darf nicht sein. Harry Kane hat es zuletzt bereits angesprochen: Der Bayern-Kader ist sehr knapp bemessen. Ja, aber da können sie es niemals allen recht machen. Was meinen Sie genau? Ganz offensichtlich will Bayern-Trainer Vincent Kompany nun auch jungen Spielern vermehrt eine Chance geben. Dann macht es keinen Sinn, auf dem Transfermarkt noch mehrere namhafte Spieler für großes Geld zu verpflichten – so verbaust Du den Jungen dann ja den Weg. Das ist aktuell ein ganz schmaler Grat, auf dem sich der FC Bayern da bewegt: Müssen wir den Kader weiter verstärken mit Neuzugängen – oder vertrauen wir den Jungen, die sich noch entwickeln? Ist das ein erfolgversprechendes Rezept in Europa? Das große Ziel ist schließlich weiter der Champions-League-Titel. Wenn alle an Bord sind, reicht das national absolut aus. International aber sehe ich sie mittlerweile doch ein Stück hinter der Spitze. Dort haben einige Klubs schließlich weiter aufgerüstet: der FC Liverpool, PSG, Chelsea, Arsenal, dazu Real Madrid und der FC Barcelona. Erst danach kommen die Bayern. Also zu gut für die Bundesliga, aber trotzdem nicht gut genug für den Titel in der „Königsklasse“? Nein, das will ich so nicht sagen. Denn in Top-Besetzung können sie auch dort durchaus mithalten. Aber: Es muss eben alles passen. Wenn nicht, dann haben sie ein Problem. Die beiden Spiele gegen Inter vergangene Saison haben ja gezeigt, dass der Kader in der Breite eben nicht so aufgestellt ist wie bei den erwähnten Topklubs. Und das kann dann den Unterschied ausmachen. Aber wie schlau ist es dann, in so einer Situation einen Spieler wie Kingsley Coman gehen zu lassen? Ich finde diese Entscheidung sogar total sinnvoll. Das müssen Sie erklären. Erstmal hat er in seiner Zeit in München alles mit den Bayern erreicht, hat 2020 sogar das Siegtor im Champions-League-Finale erzielt. Dazu ist er 29 Jahre alt, hatte in den vergangenen Jahren immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. In Saudi-Arabien kann er nun nochmal richtig viel Geld verdienen. Und die Bayern kassieren dazu noch eine ordentliche Ablösesumme von mindestens 30 Millionen Euro. Da profitieren also beide Seiten. Und man darf eines nicht vergessen… Was genau? Luis Díaz, der auf Comans Position spielt und 75 Millionen Euro gekostet hat, möchte am liebsten in jedem Spiel in der Startelf stehen, ob in der Bundesliga oder in der Champions League. Einer wie Coman setzt sich aber nicht dauerhaft auf die Bank und gibt sich mit 15 Minuten Einsatzzeit hier und da zufrieden. Anders ist das bei den Jungen, die nun nachkommen. Lennart Karl zum Beispiel, der dort ja auch spielen kann. Ist das nicht auch mit einem gewissen Risiko verbunden, möglicherweise auch mal in entscheidenden Situationen auf junge, unerfahrene Spieler zu setzen? Natürlich – aber da müssen sie ihren Jungs vertrauen. Außerdem wird sich schon im Saisonverlauf zeigen, wer solchen Aufgaben bereits gewachsen ist – und wer nicht. Die entscheidende Phase dafür beginnt schon jetzt mit dem ersten Spieltag. Von August bis Dezember kann Kompany Dinge versuchen, seinen jungen Talenten Einsatzzeiten geben. In der entscheidenden Phase aber muss alles sitzen, da ist keine Zeit für Experimente – dafür geht es dann um zu viel. In der vergangenen Saison kam in Europa das relativ frühe Aus. Dann würde wohl auch die deutsche Meisterschaft die Situation für Kompany und Sportvorstand Max Eberl nicht entschärfen. Ein Aus im Achtel- oder Viertelfinale der Champions League kann und darf auf keinen Fall der Anspruch für den FC Bayern sein. Allerdings: Gegen Inter war es nicht nur die Verletzungsmisere, sondern auch ein taktischer Fehler, der ihnen letztlich zum Verhängnis wurde. Nach dem späten 1:1 im Hinspiel kassierten sie fast direkt im Gegenzug das 1:2. Und diesen Fehler kann man dem Trainer ankreiden – aber auch den Spielern auf dem Platz. Diese Kleinigkeiten sind auf diesem Niveau eben auch entscheidend. Vielleicht auch deshalb wurden noch weitere Verstärkungen in der Sommerpause erwartet, es gab jedoch zahlreiche Absagen. Ist der FC Bayern nicht mehr attraktiv genug für Topspieler? Es ist doch aber auch so: Ein Christopher Nkunku beispielsweise, der ja gerade noch in München gehandelt wird, der schaut doch auch: Wie viele Spieler sind im Angriff gesetzt – und welche Chancen habe ich, dauerhaft viel zu spielen. Dann sieht er: Harry Kane ist gesetzt, Michael Olise ist gesetzt, Diaz ist gesetzt, Jamal Musiala – wenn gesund – ist gesetzt. Und überlegt sich zweimal, ob er dorthin wechseln möchte. Genauso verhält sich das doch auch bei Nick Woltemade. … den die Bayern ebenfalls nicht bekommen haben. Ja, aber ich sage: Für ihn ist das sogar besser. Denn beim VfB Stuttgart kann er sicher sein, dass er ständig spielt. Gerade im Hinblick auf die WM im kommenden Jahr braucht er diese Einsatzzeit, um sich noch weiterzuentwickeln. Ich bin mir nicht sicher, ob das bei einem Wechsel zu den Bayern auch der Fall gewesen wäre. Die Bayern wollten ihr Angebot an Stuttgart nicht weiter erhöhen. Am Ende also die richtige Entscheidung? Es war auf jeden Fall die vernünftige Entscheidung, sich in diesem Fall nicht von der Öffentlichkeit treiben zu lassen – auch, da Woltemade gerade einmal eine gute Saison beim VfB gespielt hat. Wenn jetzt nun im nächsten Jahr ein Klub aus England kommt und 100 Millionen Euro bietet, dann ist das eben so. Woltemade ist zweifelsohne ein absolutes Top-Talent mit riesigem Potenzial. Jetzt muss er sich aber erst einmal beweisen. Wie sehen Sie insgesamt die Ablösesummen, die immer häufiger aus der Premier League gezahlt werden? Ablösesummen wie die 100 Millionen Euro, die Liverpool für Hugo Ekitiké an Eintracht Frankfurt gezahlt hat, sind natürlich absurd. Aber durch diese monströsen Einnahmen, die dort aus dem TV-Vertrag erzielt werden, oder durch ausgabefreudige Investoren, sind das die Verhältnisse, die wir mittlerweile haben, ob es uns gefällt oder nicht. Diese Dimensionen gibt es in Deutschland nicht. Insofern ist es bemerkenswert, wie die Bayern da noch annähernd mithalten können. Aber: Dieses Ungleichgewicht wird sich in den kommenden Jahren nicht angleichen, sondern noch größer werden. Und das ist eine Gefahr für den FC Bayern. Es wird immer schwieriger, überhaupt in die Nähe des Champions-League-Endspiels zu kommen. Der eine 100-Millionen-Euro Transfer in der Klub-Historie der Bayern ist Harry Kane – der auch in diesem Jahr der einzige etatmäßige Mittelstürmer im Kader ist. Warum hat man erneut keinen Backup verpflichtet? Hat der Klub die finanziellen Möglichkeiten, für 15 bis 20 Millionen Euro einen Kane-Ersatz zu kaufen? Ja. Wäre das die richtige Entscheidung? Ja. Zwei Beispiele: Einen Ritsu Doan, der von Freiburg zu Eintracht Frankfurt gewechselt ist, oder einen Benedict Hollerbach, den Mainz 05 von Union Berlin geholt hat – solche Spieler hätten auch einem FC Bayern als Energizer von der Bank gutgetan. Aber wie viele andere Spieler, die das Kaliber für diese Rolle haben, würden sich auch mit ihr zufriedengeben? Selbst ein junges Talent wie Mathys Tel wollte sich das nicht länger antun. Nein. Dieses mögliche Problem muss anders gelöst werden. Wie genau? Ich wünsche mir für solche Fälle, dass Kompany mit gewiefter Taktik sein System umstellt und so die vorne entstandene Lücke kompensiert. Ein Serge Gnabry kann das spielen – anders natürlich, ebenso ein Musiala. Kane selbst lässt sich schließlich auch oft tief fallen, während ein anderer vorne die Mitte ausfüllt. Ich bin mir sicher, dass Kompany das auch längst im Training üben lässt. Er darf sich auf keinen Fall nur auf Plan A verlassen, sondern muss alle Eventualitäten berücksichtigen. Planen tun die Bayern im Tor indes weiter mit Manuel Neuer. Ist es vielleicht die schwerste Aufgabe für Eberl und die Klubführung, langfristig eine neue Nummer eins zu finden, wenn Neuer in nicht allzu ferner Zukunft seine Karriere beenden sollte? Aber den Ersatz haben sie doch schon im Verein. Ich gehe fest davon aus, dass man mit Jonas Urbig als Nachfolger plant. Der ist erst 22 Jahre alt, hat aber schon gezeigt, dass er das Potenzial dazu hat. Aber die Bayern haben theoretisch ja auch noch Alexander Nübel unter Vertrag, der sich in Stuttgart hervorragend entwickelt hat. Nicht auszuschließen ist auch, dass Neuer noch eine weitere Saison dranhängen will… Das sollte in den kommenden Monaten, vielleicht bis Frühjahr 2026, geklärt werden. Ich sage auch ganz klar: Ein junger Torwart wie Urbig würde von einem weiteren Jahr hinter einem Manuel Neuer unglaublich profitieren, weil er im Training jeden Tag viel von ihm lernt. Und dann können sich auch alle sicher sein, dass er bereit ist, wenn der Zeitpunkt kommt. Was sagt Ihr Gefühl? Ich kann es mir nicht vorstellen, dass Neuer nächstes Jahr aufhört – wenn er verletzungsfrei bleibt und das Niveau hält, auf dem er schon seit so vielen Jahren spielt. Aber: Es muss ja nicht beim FC Bayern weitergehen. Vielleicht nimmt er wie Thomas Müller zuvor ein Angebot in einem anderen Land wahr. Zuletzt wurde sogar ein DFB-Comeback von Neuer ins Gespräch gebracht. Ist das wirklich eine Option für Bundestrainer Julian Nagelsmann? Ich bin kein Freund dieser Idee, aus einem ganz einfachen Grund: Sowohl Neuer selbst als auch Nagelsmann haben betont, dass das Thema DFB-Elf abgeschlossen ist. Und dabei sollte es auch bleiben. Das wäre ja auch ein Trauerspiel für die jüngeren Anwärter dahinter, wenn ihnen der 40-jährige Neuer vorgesetzt wird. Bei Borussia Dortmund – über Jahre eigentlich Bayern-Konkurrent Nummer eins – gab es indes nur wenige Neue, die Mannschaft ist weitestgehend zusammengeblieben… … und das kann auch ein Vorteil sein. So muss Trainer Niko Kovač in seinem Kader nicht viel umbauen, sondern nur die ein, zwei Neuzugänge integrieren. Der Kern ist zusammengeblieben. Ich sage mal so: Wenn der BVB in die neue Saison startet, wie er die alte beendet hat – mit 22 von 24 möglichen Punkten aus den letzten acht Spielen – dann sind sie ganz schnell wieder der schärfste Rivale der Bayern. Aber nur, wenn das funktioniert. Die Dortmunder haben ja auch Sorgen… Sie sprechen die aktuelle Verletztenliste an… Nico Schlotterbeck fehlt noch bis Oktober, Kapitän Emre Can wird auch noch lange nicht dabei sein, zuletzt hat sich nun auch noch Niklas Süle verletzt. Da hat Kovač eine riesige Baustelle in der Abwehr. Sie hätten sich Verstärkungen gewünscht? Ich frage nur: Warum hat man sich beispielsweise nicht um Malick Thiaw bemüht, der gerade vom AC Mailand zu Newcastle United gewechselt ist? Da hätte Dortmund unbedingt aktiv werden müssen. Der hätte super zum BVB gepasst. Das verstehe ich einfach nicht. Denn die Probleme in der Abwehr bestehen ja nicht erst seit gestern. Das irritiert mich sehr. Bis darauf aber sehe ich die Borussia gut aufgestellt. In Dortmund sind in den vergangenen Jahren zahlreiche namhafte Trainer gescheitert: Thomas Tuchel, Lucien Favre, Marco Rose, dann Edin Terzić und Nuri Şahin – hat man mit Kovač nun endlich den richtigen gefunden? Das wäre zumindest gut für die BVB-Führungsetage, die auch nicht beim ersten Problem die Reißleine ziehen darf. Niko hat ja bereits bei den Bayern und zuvor bei Eintracht Frankfurt gezeigt, wozu er in der Lage ist, und das schafft er nun auch in Dortmund. Er hat die Mannschaft im Griff, hat sie so getrimmt, dass sie über 90 Minuten performen kann – das hat zuvor gefehlt. Ein Umbruch hat dagegen bei Bayer Leverkusen stattgefunden: Mit Florian Wirtz, Jeremie Frimpong, Jonathan Tah, Granit Xhaka und Lukas Hradecky sind gleich fünf Stammkräfte gegangen. Droht der Werkself nur eine Saison nach dem Meistertitel der Absturz? Der Verlust von Hradecky ist noch am ehesten zu verschmerzen, denn mit Neuzugang Mark Flekken sind sie besser aufgestellt. Den Verlust von Tah wollen sie mit Jarell Quansah vom FC Liverpool auffangen. Und im ausgedünnten Mittelfeld müssen nun eben andere funktionieren: Ein Robert Andrich, der bei Bayer zum Nationalspieler geworden ist, wird nun gefragt sein. Trotzdem muss es Leverkusens Anspruch bleiben, sich für die Champions League zu qualifizieren. Auch wenn die Meinungen über den neuen Trainer auseinandergehen. Sie sprechen Erik ten Hag an, den Nachfolger von Erfolgscoach Xabi Alonso. Bei Manchester United ist er zuletzt grandios gescheitert. Ten Hag hat zwei Gesichter gezeigt: Das erfolgreiche Gesicht bei Ajax – und das andere bei United. Ich habe aus der Leverkusener Umgebung schon gehört, dass es mit ihm nicht ganz einfach sein soll, vor allem zwischenmenschlich. Ich glaube, da wird sich schnell zeigen, ob es passt. Das kann aber auch ganz schnell in die Brüche gehen. Auch in Leipzig gibt es einen neuen Trainer… … und ich bin voll überzeugt von Ole Werner, der es schon bei Werder Bremen geschafft hat, Jahr für Jahr mehr Punkte zu holen. Er ist ein Bessermacher, der ruhig und seriös arbeitet. Dazu hat RB einen Vorteil nach dieser enttäuschenden letzten Spielzeit: Sie können sich ganz auf die Bundesliga konzentrieren. Sie trauen der Mannschaft viel zu? Ich sage sogar: Leipzig kann die große Überraschung 2025/26 werden und an die Stärke der Jahre zuvor wieder anknüpfen. Es war übrigens richtig von Leipzig, Benjamin Šeško abzugeben, trotz der 21 Tore, die er letztes Jahr erzielt hat. Für die 95 Millionen Euro, die Manchester United auf den Tisch gelegt hat, hätte das jeder Verein gemacht. Und eins noch, bevor die Frage aufkommt… Welche Frage? Ich lege mich fest, dass das mit Ole Werner funktionieren wird – und es keine Diskussionen um ein mögliches Trainercomeback von Jürgen Klopp geben wird. Funktioniert auch Sandro Wagner beim FC Augsburg? Das wird sich zeigen. Aber wenn er es schafft, dass Augsburg einen offensiv attraktiveren Fußball spielt, hat er schon gewonnen. In der letzten Saison war das beim FCA defensiv sehr stark, im Angriff aber äußerst zäh und dürftig. Das wird er auch bemerkt haben – und wenn er diesen Wandel hin zu einer sehenswerten Spielweise schafft, ist das schon ein Erfolg. Ein anderer soll derweil auch für mehr Sehenswertes sorgen – aber nicht in der Bundesliga: Zum ersten Mal seit 17 Jahren gehen wir in eine Saison ohne Thomas Müller, der nun bei den Vancouver Whitecaps in der Major League Soccer spielt. Dessen größte Aufgabe ist ja eine ganz andere: Er muss dabei mithelfen, dass die nun im Vorfeld der WM 2026 entstehende Euphorie auch danach erhalten bleibt. Das sollte das Hauptziel sein – und ist viel schwerer, als jetzt direkt die Begeisterung zu steigern. Hatten Sie in den letzten Jahren Ihrer Karriere auch mal ein Angebot aus den USA? Nein, das stand bei mir damals nicht zur Diskussion. Aber auch heute noch wäre das für mich eine Option, etwas Neues zu wagen. In welcher Funktion? Nicht als Trainer, aber vielleicht in einer beratenden Funktion für einen Klub tätig zu werden, würde mich reizen. Sie möchten den Fußball in den USA und Kanada populärer machen – ich bin mir sicher, dass ich da helfen könnte. Zuletzt fand dort vor wenigen Wochen die Klub-WM statt, ein umstrittenes Retorten-Turnier der Fifa. Nun gibt es Pläne, den Wettbewerb sogar alle zwei Jahre auszutragen. Eine gute Idee? Nein, auf keinen Fall. Der Zweijahresrhythmus sollte für den Wechsel von WM und EM reserviert bleiben. Das Format finde ich grundsätzlich spannend und reizvoll, gerade bei einer Austragung in Europa könnte die Klub-WM besser ankommen. Natürlich geht es der Fifa nur ums Geld, und sie ködern die Klubs ebenfalls mit Geld. Bleibt es beim Vierjahresrhythmus, bin ich mir sicher, dass sich die Fans und Zuschauer auch im kritischen Europa mit dem Turnier anfreunden können. Trotzdem steigt die Belastung. Es ist ein Teufelskreis, den die Fifa da geschaffen hat: Dem immer volleren Terminkalender wollen die Topklubs mit größeren Kadern Herr werden, dazu müssen sie aber mehr Geld ausgeben – und das wiederum können sie bei der Klub-WM wieder reinholen. Kann diese Entwicklung noch aufgehalten werden? Nein. Ein Beispiel: Der FC Bayern hat jährlich 300 Millionen Euro Ausgaben für die Spielergehälter. Durch die Klub-WM haben sie nun schon wieder 100 Millionen davon eingenommen. Das ist einfach zu reizvoll, so verzwickt die Lage auch ist. Ich glaube aber langfristig an eine neue Einnahmequelle für die Bayern. Welche? Ein Ausbau der Allianz Arena. Das Stadion wurde 2005 eröffnet, also vor 20 Jahren, es fasst aktuell 75.000 Zuschauer, aber auch bei einer Erweiterung auf 85.000, 90.000, 100.000 wäre jedes Heimspiel ausverkauft. Das ist ein Potenzial, das der FC Bayern noch abrufen kann – ebenso übrigens wie viele weitere Vereine in der Bundesliga. In keiner anderen Top-Nation ist ein Stadionbesuch so erschwinglich wie in Deutschland. Richtig. Fans aus anderen Ländern reisen an, um sich hier Spiele anzuschauen – darüber können wir uns freuen, und das kann weiter genutzt werden. Profitieren würden alle Seiten: Vereine – und die Zuschauer. Denn – und damit komme ich auf Ihre Frage vom Anfang zurück: Langweilig wird es in der Bundesliga nicht.