Nagelsmann übt harsche Kritik an Fans: Pfiffe gegen DFB-Team

Julian Nagelsmann zeigt Verständnis für die Pfiffe deutscher Fans – einerseits. Andererseits übt er aber auch harsche Kritik am Publikum. Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann hat sich zwiegespalten zu den Halbzeit-Pfiffen der Fans beim mühsamen 3:1 (1:1) in der WM-Qualifikation gegen Nordirland geäußert. Auf der einen Seite müsse man „Verständnis zeigen für die Fans, weil sie etwas anderes erwarten. Ich glaube, so ein Ticket kostet auch ein bisschen was, und sie wollen anderen Fußball sehen. Das kann ich nachvollziehen“, sagte er bei RTL: „Auf der anderen Seite kann ich auch sagen, solche Pfiffe bringen einem in der Halbzeit nicht allzu viel nach vorne.“ Nach einem schwungvollen Beginn war die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Mitte der ersten Halbzeit in Passivität verfallen und hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich kassiert. Das quittierten viele der 43.169 Zuschauer in der Kölner Arena mit Pfiffen zur Halbzeit. Nagelsmann übte auch Kritik an der Mentalität der deutschen Fans. „Wenn man alles gemeinsam macht – das ist das, was wir in unserem Land noch verstehen müssen – dann funktioniert es tatsächlich meistens viel besser“, sagte Nagelsmann. Beschweren wolle er sich aber nicht. Er verstehe, „wenn jemand unzufrieden ist, ich hätte am Donnerstag auch fast gepfiffen in der Kabine. Es ist halt manchmal so.“ Am Donnerstag hatte sich das DFB-Team beim 0:2 in der Slowakei kräftig blamiert. Raum erlaubt Einblick in sein Seelenleben Abwehrspieler David Raum gab derweil einen Einblick in das Seelenleben mancher DFB-Akteure beim Spiel gegen die Nordiren. „Nach Donnerstag war es nicht einfach. Wir wurden von den Medien zerlegt. Es haben einige Dinge nicht gestimmt. Es ist völlig normal und menschlich, dass wir nach dem Gegentor geschockt sind.“ Lesen Sie hier, was Lothar Matthäus zum Auftritt der DFB-Elf sagt Nach dem Gegentor in Köln zeigte sich die DFB-Elf in ihrer Spielfreude gehemmt, plötzlich mühte sie sich, den Gegner weiter dominant zu bespielen. Auch dazu äußerte sich Nagelsmann dezidiert: „Was ist jetzt passiert? Wir haben den Ausgleich gekriegt. Wow! Das passiert öfter im Fußball“, sagte der Bundestrainer. „Die Fans haben gepfiffen. Auch wow! Wichtig ist jetzt, wie wir darauf reagieren“. Nagelsmann haderte mit der Reaktion des Publikums. Er stellte die Pfiffe in einen Kontext mit der allgemeinen Mentalität in Deutschland. „Auf der anderen Seite schaue ich mir auch Spiele an, und ich bin auch nicht immer super zufrieden, trotzdem pfeife ich nicht. Weil ich glaube, dass es den Menschen da unten nichts bringt. Wenn wir alle wie Hyänen im Busch sitzen und warten, bis man endlich wieder beißen und sagen kann, wie schlecht jemand ist und dass er alles beschissen macht – ich glaube nicht, dass man sich dann so super entwickelt als Land“. Nagelsmann forderte eine weitere Steigerung für die kommenden Aufgaben in der WM-Qualifikation. Dieser Lehrgang sei aufgrund der Blamage von Bratislava nur „zu 50 Prozent zufriedenstellend“, sagte der 38-Jährige. Der nächste, betonte Nagelsmann, „sollte zu 100 Prozent zufriedenstellend sein“.