Titelverteidiger und Topfavorit sind schon ausgeschieden. Der Weg bei der Basketball-EM scheint frei für das deutsche Team. Wäre da nicht noch das Duell mit dem besten Spieler des Turniers. Der erste Europameister-Titel nach 32 Jahren ist für Deutschlands Basketball-Nationalmannschaft bereits vor dem Viertelfinale so nah wie lange nicht. Das Team um Kapitän Dennis Schröder will den nächsten Schritt auf seiner Mission „Titelgewinn“ in Lettlands Hauptstadt Riga gehen, wo die gesamte K.-o.-Phase ausgetragen wird. Am Mittwoch (ab 20 Uhr im t-online-Liveticker ) kommt es zum Viertelfinal-Duell mit Ex-Champion Slowenien. Angesichts der vielen Favoritenstürze fragen sich die Fans des amtierenden Weltmeisters: Wenn nicht jetzt, wann dann? Diese Erwartung speist sich daraus, dass sich der vermeintlich stärkste Widersacher Serbien im Achtelfinale sensationell von Co-Gastgeber Finnland mit 86:92 düpieren ließ. Jene Finnen, die von der DBB-Auswahl in der Gruppenphase noch mit 61:91 deklassiert wurden. Trainer-Wirbel vor Viertelfinal-Kracher Deutsche Basketballer bleiben in ungeliebtem Teamhotel Auch die als stark eingeschätzten Franzosen zogen völlig überraschend gegen Außenseiter Georgien den Kürzeren (70:80). Bereits in der Gruppenphase hatte sich der gänzlich aus der Form geratene Titelverteidiger Spanien nach drei Niederlagen in fünf Spielen verabschiedet. Bestes Team trifft auf besten Einzelspieler Bahn frei also für das deutsche Team, das nun die große Chance hat, nach dem WM-Titel 2023 auch die EM erstmals seit 1993 zu gewinnen? Experten sind sich einig: Kein anderes Team verfügt über eine derartige Tiefe und Ausgeglichenheit im Kader. Und das demonstrierte es auch im bisherigen Turnierverlauf: sechs Spiele, sechs Siege. Und als es zuletzt im Achtelfinale gegen Portugal in der ersten Halbzeit etwas ruckelte, kamen Spieler wie Maodo Lo oder Tristan da Silva von der Bank und bogen das Spiel in die richtige Richtung. Dieses Team – für Kapitän Schröder das beste, das Deutschland je hatte – trifft jetzt auf den besten Einzelkönner und Topscorer des Turniers: Luka Dončić. Dem Mann von den Los Angeles Lakers eilt der Ruf des schlampigen Genies mit dem wenig professionellen Lebenswandel voraus. Er kämpft regelmäßig gegen Übergewicht und soll vor dem Turnier mit einem strengen Diätplan 15 Kilogramm abgespeckt haben. Bei der Endrunde liefert er bislang ab und ist mit großem Abstand mit 204 Punkten der beste Werfer der EM. Zum Vergleich: Deutschlands erfolgreichste Schützen Franz Wagner und Dennis Schröder kommen auf 124 beziehungsweise 121 Punkte. Auch deshalb, weil sie deutlich mehr Pausen in den Spielen bekommen. Denn: Bei den Slowenen hängt alles an Dončić, er muss beinahe durchspielen. Das zehrt an den Kräften. Im Achtelfinale gegen Italien (84:77) plagten ihn Adduktorenprobleme, er musste zwischenzeitlich in der Kabine behandelt werden. Dennoch warf der 26-Jährige herausragende 42 Punkte und verfehlte den Turnierrekord nur um einen Zähler. Während sich die Slowenen, die 2017 mit einem 18 Jahre jungen Dončić in ihren Reihen Europameister wurden, anschließend um ihren angeschlagenen Superstar sorgten, taten dies die deutschen Spieler um ihren Trainer. Slowenen sorgen sich um Dončić, die Deutschen um ihren Coach Geschlossen standen sie im wahrsten Sinne hinter Headcoach Àlex Mumbrú, als dieser am Montag verkündete, für den Rest dieser Europameisterschaft ins zweite Glied zu rutschen. Wegen einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse musste er zu Turnierbeginn fünf Nächte im Krankenhaus in Finnland verbringen, wo Deutschland seine Hauptrundenspiele austrug. Erst im Achtelfinale gegen Portugal am Samstag kehrte er auf die Bank zurück, doch es folgte die Erkenntnis: Für die Chefrolle ist er zu geschwächt, nachdem er sieben Kilo an Gewicht verloren hatte. Wie schon in der Gruppenphase übernimmt Co-Trainer Alan Ibrahimagic das Kommando, Mumbrú sitzt immerhin mit auf der Bank. Und Dončić auf der anderen Seite? „Gegen Deutschland spiele ich auch auf einem Bein oder mit einer halben Hüfte“, kündigte er an. „Das Spiel wird natürlich sehr schwer. Aber wir glauben an unsere Chance.“ Deutschland bei den Buchmachern Favorit auf EM-Titel Ein gutes Omen aus deutscher Sicht: In der Vorbereitung gewann man Anfang August beide Tests gegen die Slowenen. Einmal war Dončić mit von der Partie und erzielte 19 Punkte, einmal fehlte er. Auch auf dem Weg zum WM-Titel vor zwei Jahren hatte das DBB-Team in der Zwischenrunde nur zu Spielbeginn seine Mühe, gewann dennoch deutlich mit 100:71. Behalten Wagner und Kollegen erneut die Oberhand, würde im Halbfinale eine der beiden Überraschungsmannschaften warten. Georgien oder Finnland. Dončić weiß vor dem für viele vorweggenommenen Endspiel: „Gegen die Deutschen brauchen wir das perfekte Spiel, um sie zu schlagen.“ Bei Experten wie Buchmachern ist die DBB-Auswahl der klare Favorit. Nicht nur für dieses Spiel, sondern inzwischen auch für den Gewinn des Turniers.