Hochkarätige Transfers, ambitionierte Ziele und ein Milliardenprojekt im Rücken. Doch Galatasarays Traum birgt bereits gegen Frankfurt ein hohes Risiko. Leroy Sané machte keinen Hehl daraus, warum er den FC Bayern in Richtung Galatasaray Istanbul verlassen hat: „Ich will mit dem Verein einiges erreichen“, erklärte der deutsche Nationalspieler nach seinem Wechsel. Seinen Erwartungen wird er zumindest kurz nach Saisonstart bislang gerecht: Aktuell steht der türkische Meister in der Süper Lig an der Tabellenspitze, „Gala“ gewann alle fünf bisherigen Spiele. Am heutigen Donnerstag wird es jedoch erstmals ernst: Für Galatasaray beginnt im Deutsche Bank Park nicht nur die neue Champions-League-Saison gegen Eintracht Frankfurt , sondern auch der erste Härtetest eines gigantischen Projekts, das den kontinentalen Durchbruch bringen soll. Und das mit einer Wucht, wie man sie aus der Süper Lig lange nicht gesehen hat. Frankfurt gegen Fan-Ansturm: Böse Erinnerungen werden wach Der Klub aus Istanbul hat sich in diesem Sommer verändert: Leroy Sané, İlkay Gündoğan, Victor Osimhen und Ismail Jakobs zählen zu den Neuzugängen, mit denen Galatasaray eine neue Ära schaffen will. Der Verein investierte in neue Dimensionen – bei Transfers ebenso wie bei Gehältern. Zum Vergleich: Ex-Bayern-Star Sané wechselte ablösefrei zu „Gala“ und kassiert laut Klubangaben neun Millionen Euro netto pro Saison – plus einen Treuebonus von drei Millionen Euro netto und leistungsbezogene Prämien, die sein Gehalt auf bis zu 15 Millionen Euro steigen lassen könnten. Nur kurz darauf folgte mit Victor Osimhen der nächste Paukenschlag: Der Nigerianer kam für 75 Millionen Euro fix von der SSC Neapel – ein Rekord in der Vereinsgeschichte. Den Angaben nach erhält er sogar 84 Millionen Euro für seinen Vierjahresvertrag bis 2029. Gündoğan verdient immerhin 4,5 Millionen Euro jährlich. Doch während die Namen überzeugend klingen, werfen die Zahlen Fragen auf. Denn finanziell balanciert Galatasaray auf einem schmalen Grat zwischen Vision und Wahnsinn. Der Großteil der Investitionen wird über zukünftige Einnahmen gedeckt – Einnahmen, die noch gar nicht existieren. Es droht ein wirtschaftliches Desaster Laut Recherchen von „Der Spiegel“ und „transfermarkt.de“ basiert ein erheblicher Teil der finanziellen Spielräume auf Vorschüssen und optimistischen Kalkulationen. Der Klub plant also mit Einnahmen, die erst in der Zukunft realisiert werden sollen – allen voran durch den Verkauf des traditionsreichen Trainingsgeländes im Istanbuler Stadtteil Florya, wie die „Sport Bild“ berichtet. Das sogenannte „Florya-Projekt“ könnte dem Klub bis zu 600 Millionen Euro einbringen. Galatasaray hat laut eigenen Angaben dort Grundstücke in einer Größe von rund 80 Hektar, derzeit führt der türkische Klub Ausschreibungen durch, um diese zu verkaufen. Erste Summen in Höhe von 50 Millionen Euro sind demnach bereits geflossen. Doch all das ist vorerst Zukunftsmusik. Aktuell türmen sich laut „transfermarkt.de“ Schulden von über 395 Millionen Euro auf. Das bedeutet: Galatasaray hat sich durch seine Transferoffensive selbst unter enormen Erfolgsdruck gesetzt. Ein frühes Ausscheiden in der Champions League könnte nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich zum Desaster werden. Europa schaut zu Sollte das Projekt aufgehen, würde Galatasaray in Europas Fußball-Elite aufsteigen – mit entsprechendem Prestige, TV-Geldern und Sponsorendeals. Scheitert das Projekt, droht der Schuldenberg zu wachsen. Und der Verein ist sich seiner Lage bewusst, formulierte die Ziele daher offensiv. Vizepräsident Metin Öztürk sprach offen vom Champions-League-Finale als realistischem Ziel. Trainer Okan Buruk betonte: „Unsere Fans erwarten Erfolge in Europa. Wir träumen von der Champions League.“ In der heimischen Liga lieferte das Team bisher zuverlässig. Doch die internationale Bühne stellt andere Anforderungen. Und mit Eintracht Frankfurt wartet ausgerechnet ein Gegner, der sich in den vergangenen Jahren als Europapokal-„Spezialist“ etabliert hat: Triumph in der Europa League 2022, Champions-League-Achtelfinale 2022/23. Am Donnerstagabend geht es also um mehr als nur drei Punkte. Es geht um ein Projekt, das Istanbul wieder auf die Landkarte des Weltfußballs bringen soll. Und Europa schaut zu.