Ballon d’Or: Bayern-Star Olise um die Früchte seiner Arbeit betrogen

Michael Olise war der beste Spieler der vergangenen Bundesligasaison. Doch beim Ballon d’Or interessierte das nicht. Erneut wird deutlich: Es ist eine Wahl der Willkür. Am Dienstag um Viertel vor sechs offenbarte sich mal wieder die ganze Absurdität des Ballon d’Or. Zu diesem Zeitpunkt veröffentlichte das französische Magazin „France Football“, das die Wahl organisiert, auf seinem X-Account einen Beitrag, in dem der Letztplatzierte der 30 für den Preis nominierten Stars verkündet wurde. Den Platz am Ende der Rangliste belegte in diesem Jahr Michael Olise vom FC Bayern . Einmal mehr wurde in diesem Moment deutlich: Der Ballon d’Or ist eine nicht ernst zu nehmende Veranstaltung. Denn dass der 23-Jährige der schlechteste in der Liste der angeblich besten Fußballer der Welt sein soll, zeugt von reiner Willkür. Kein anderer Spieler hat die Bundesliga in der zurückliegenden Saison so sehr geprägt wie Olise. 12 Treffer und 18 Vorlagen steuerte der Franzose in seiner ersten Spielzeit in Deutschland zum Gewinn der Meisterschaft bei, die der Klub im Vorjahr noch ohne ihn verpasst hatte. Hinzu kamen acht weitere Tore und fünf zusätzliche Assists in der Champions League , im DFB-Pokal und bei der Klub-WM. Macht insgesamt 43 Scorerpunkte: eine unglaubliche Statistik für ein erstes Jahr auf der ganz großen Fußballbühne. Für die er vielleicht nicht den Ballon d’Or, aber mindestens einen Platz in den Top Ten verdient hätte. Die Entscheidungen entbehren jeglicher Grundlage Um die Früchte seiner Arbeit wurde Olise, so klar muss man es formulieren, nun aber nach Strich und Faden betrogen. Andere Stars wie beispielsweise Chelseas Cole Palmer bekamen am Dienstag bessere Platzierungen in der Rangliste fast hinterhergeworfen, obwohl sie nicht ansatzweise eine so gute Saison absolviert hatten wie Olise. Die Entscheidungen der hundert wahlberechtigten Journalisten aus den Staaten der Top 100 der Fifa-Weltrangliste entbehren fast jeglicher Grundlage. Zumal die Medienvertreter allein neun Profis von Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain vor Olise einordneten. Dabei war der Gewinn der Königsklasse für den französischen Hauptstadtklub vor allem der Leistung des Teams als Kollektiv geschuldet und nur bedingt der individuellen Klasse der einzelnen Spieler. Dass jeder von ihnen besser als Olise gewesen sein soll, ist nicht vermittelbar. Der Blick muss über den Tellerrand hinausgehen Der Verdacht liegt dementsprechend nahe, dass das Wahlgremium sich mal wieder von einer eindimensionalen Betrachtungsweise hat leiten lassen – und dabei das große Ganze zum wiederholten Male aus den Augen verloren hat. Denn um wirklich bewerten zu können, welche Spieler bei einer Wahl zum besten Fußballer des Jahres weit vorn landen sollten, muss der Blick über den Tellerrand der spanischen La Liga, der englischen Premier League sowie des Champions-League-Siegers hinausgehen – und auch die Bundesliga einbeziehen. Dass er das aber beim Ballon d’Or nie wirklich tut, untermauert vor allem diese Statistik: Seit 2009 kam der Sieger des Wettbewerbs 13-mal aus der spanischen Liga und kein einziges Mal aus der Bundesliga. Auf den Rängen zwei oder drei fanden sich in diesem Zeitraum gerade einmal drei Akteure aus Deutschlands höchster Spielklasse wieder. Und das, obwohl der FC Bayern national und international immer wieder zu überzeugen wusste und ein mit Bundesligaprofis gespicktes DFB-Team 2014 den WM-Titel in Brasilien gewann. Das Problem ist dabei offensichtlich: Die im Vergleich zur Premier League und La Liga geringe Strahlkraft der Bundesliga wird den Spielern hierzulande immer wieder zum Verhängnis. Die englische und die spanische Liga werden weltweit so gut vermarktet, dass die Stars durch starke Leistungen dort mehr ins internationale Rampenlicht rücken als in Deutschland. Davon dürften sich die abstimmenden Journalisten eigentlich nicht blenden lassen – tun es aber. Anders lassen sich zum Beispiel die hohen Platzierungen der in der vergangenen Saison titellosen Real-Stars Jude Bellingham und Vinícius Júnior nicht erklären. Argumente gibt es keine In diesem Jahr zählten zudem neben Olise drei weitere Profis aus der Bundesliga zu den 30 Nominierten für den Ballon d’Or: Dortmunds Serhou Guirassy, Bayerns Harry Kane und der ehemalige Leverkusener Florian Wirtz . Während die beiden Stürmer Rang 21 und 13 erreichten und dabei wohl in erster Linie vom starrsinnigen Blick der Journalisten auf ihre Trefferquoten profitierten, ereilte den deutschen Nationalspieler Wirtz ein ähnliches Schicksal wie Olise. Wirtz lieferte in der Bundesliga eine fast genauso gute Saison ab wie der Münchner. In der Rangliste landete der 22-Jährige, für den der FC Liverpool in diesem Sommer aufgrund eben jener Top-Leistungen bis zu 150 Millionen Euro zahlte, aber lediglich auf Platz 29. Triftige Argumente für ein derart schlechtes Abschneiden gibt es eigentlich keine. Eine Weltfußballerwahl unter diesen Umständen braucht kein Mensch – weder heute noch in Zukunft.