Jahrelang war Christian Streich jede Woche als Trainer des SC Freiburg präsent. Inzwischen ist es ruhiger um ihn geworden – verändert hat er sich nicht. Der SC Freiburg spielt am Mittwochabend in der Europa League daheim gegen den FC Basel (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker). Die Mannschaft von Trainer Julian Schuster hat nach einem schweren Start in der Bundesliga durch zwei Niederlagen zuletzt zwei Siege einfahren können: im Lokalduell gegen den VfB Stuttgart (3:1) und auswärts in Bremen (3:0). Das Team hofft auf eine ähnlich erfolgreiche Saison wie die vergangene Spielzeit – die erste seit vielen Jahren ohne Christian Streich an der Seitenlinie. Die Klubikone hatte im Juni 2024 ihr Amt nach mehr als zwölf Jahren und 488 Spielen niedergelegt. Seitdem ist es ruhig geworden um Streich, der sich als Cheftrainer der Freiburger durch seine Art und sein soziales Engagement bundesweit einen Namen gemacht hat. „Da habe ich mich manchmal isoliert oder leer gefühlt“ In einem Interview mit der „Badischen Zeitung“ gab der langjährige Trainer zu, dass ihm die Umstellung auf ein normales Leben nicht leicht gefallen sei. Nach einer Fahrradreise mit einem Freund von Freiburg nach Bilbao sei es ihm schwergefallen, im Anschluss einen geregelten Tagesablauf ohne den Profifußball zu etablieren. „Danach kam der Alltag und meine gewohnten Arbeitsabläufe gab es nicht mehr. Da habe ich mich manchmal isoliert oder leer gefühlt“, gab Streich offen und ehrlich zu. Er führte aus: „Ich habe all die Jahre von Montag bis Sonntag immer gewusst, wo ich hingehöre. Der alltägliche Ablauf war vorgegeben. Jetzt war alles anders.“ Ähnliches berichtete schon Freiburgs Stürmer-Ikone Nils Petersen nach seinem Karriereende – anders als Streich genoss er die neu gewonnene Zeit. Er sagte t-online damals : „Man bekommt jeden Sonntag den Trainingsplan, erfüllt ihn und bekommt dafür gutes Gehalt. Jetzt sind das Gehalt und die Organisation von außen weg, aber ich genieße es, selbstbestimmt zu sein.“ Ein „großartiger“ Besuch in Argentinien Untätig blieb Streich jedoch nicht. Beim Kölner Literaturfestival „lit.Cologne“ berichtete er von einer Reise nach Südamerika, fuhr mit einem Pick-up durch Argentinien und Chile. „Wir sind einfach übers Land gefahren, haben die Anden bewundert und waren wandern.“ Zudem besuchte er ein Spiel von Spitzenklub River Plate Buenos Aires. „Großartig. Unglaublich“, kommentierte er das Erlebnis bei „Los Millonarios“, wie der Klub auch noch genannt wird. Auch politisch blieb er präsent. Bereits während seiner aktiven Zeit als Trainer warnte er wiederholt vor einem Rechtsruck in Deutschland. „Jetzt kommen die Hetzer und die probieren, eine Plattform zu finden, um Macht zu erlangen“, sagte er beispielsweise Anfang 2024 im Gespräch mit RTL. Im darauffolgenden Herbst war er dann beim Gesellschaftsforum „FAQ Bregenzerwald“ zu Gast, in dem er seine Standpunkte untermauerte. So kritisierte Streich beispielsweise CSU-Politiker Alexander Dobrindt nach dem Eklat um die Kandidatur von Frauke Brosius-Gersdorf für das Bundesverfassungsgericht : „Zu viele Politiker reden Populisten nach dem Mund, statt Werte zu verteidigen.“ Dennoch will sich der 60-Jährige davon nicht entmutigen lassen und lieber lösungsorientiert denken. „Sonst müsste ich die Bettdecke über den Kopf ziehen, weil mich das paralysieren würde“, betonte er. „Habt ihr keine Angst vor Björn Höcke?“ Streich erzählte auf dem Forum auch von den Ängsten eines Paares, das er getroffen hatte. Beide zeigten sich als AfD-nah. Er habe dieses dann gefragt: „Habt ihr keine Angst vor Björn Höcke ?“ Höcke ist Chef des Thüringer Landesverbandes der AfD . Genauere Details aus seiner Unterhaltung erzählte Streich nicht, doch es zeigt, wie wichtig es dem gebürtigen Südbadener ist, in den Austausch mit Menschen zu treten. Das tat er auch im Januar dieses Jahres, als er sich mit Robert Habeck traf. Der damalige Kanzlerkandidat der Grünen teilte auf Instagram mehrere Fotos vom gemeinsamen Treffen. „Haben ein bisschen geredet, über Fußball, Politik und das Leben. Christian Streich ist einfach ein Guter!“, kommentierte Habeck den Post. Zu seinen Lieblingsbüchern zählt Moby Dick Seit dem Abschied beim SC Freiburg hat Streich mehr Zeit für seine Familie und mit dieser „daran gearbeitet, die neuen Möglichkeiten und Freiheiten zu erkennen und sie umzusetzen“, erklärte Streich kürzlich der „Badischen Zeitung“. Zu seinen wiederentdeckten Hobbys gehört auch das Lesen. Beim Kölner Literaturfestival „lit.Cologne“ stellte Streich seine drei Lieblingsbücher vor: „Elf Freunde müsst ihr sein“ von Sammy Drechel, „Moby Dick“ von Herman Melville und „Blutbuch“ von Kim de L’Horizon. Ob Streich noch einmal auf die Trainerbank zurückkehren oder ein anderes Amt ausfüllen wird? „Momentan beschäftigen mich Dinge, die für mich neu sind und mir Spaß machen. Ich selbst bin gespannt, wo mich die Reise hinführt“, sagte er der „Badischen Zeitung“.