Erstmals seit 2012 holt Europa auswärts den Ryder Cup – und erlebt trotz riesigen Vorsprungs am Schlusstag beinahe noch ein historisches Debakel. Europas Golfer haben den Titel im Ryder Cup denkbar knapp verteidigt und erstmals seit 2012 wieder auswärts gewonnen. Trotz eines Sieben-Punkte-Vorsprungs vor dem ersten Abschlag fiel die Entscheidung erst, als der Ire Shane Lowry seinen Putt versenkte. „Ich kann nicht glauben, dass der Putt rein ist. Der Ryder Cup bedeutet mir alles“, sagte er. Europa gewann den prestigeträchtigen Titel am Ende 15:13. Die USA verpassten damit nur knapp das größte Comeback in der Geschichte des Wettbewerbs. Im Bethpage State Park auf Long Island brachte Lowry durch ein Unentschieden gegen Russell Henley Europa auf die notwendigen 14 Punkte zur Titelverteidigung. Europas komfortabler Vorsprung vor dem ersten Abschlag war bis dahin beständig geschmolzen, entgegen der Erwartungen gab es in den Einzeln bis zum Ende große Spannung und Hoffnung bei den vielen Heimfans vor den Toren von New York. „Das waren die schwersten Minuten meines Lebens“, sagte ein erleichterter Lowry unter Tränen: „Ich kann nicht glauben, dass dieser Ball reingegangen ist. Der Ryder Cup bedeutet mir alles. Ein Traum wird wahr.“ Teamkapitän Luke Donald sprach von den „stressigsten zwölf Stunden meines Lebens“. Und er betonte: „Das bedeutet mir und dem Team so viel.“ Aberg: „Es wurde immer lauter“ Die Europäer waren mit einem beruhigenden 11,5:4,5-Vorsprung in den entscheidenden Sonntag gegangen. „Ich hätte nicht mit einem so großen Vorsprung gerechnet“, hatte Donald vor dem Schlusstag gesagt. Weil der angeschlagene Schwede Victor Hofland am Sonntag nicht antreten konnte, wurde dessen Match gemäß den Regeln mit 0,5:0,5 gewertet. Dann aber lief nur noch wenig nach Plan für Team Europa. Der Schwede Ludvig Aberg gewann am Schlusstag als einziger Europäer sein Einzel, er bezwang Patrick Cantlay bereits nach 17 Bahnen. Lowry sowie Matt Fitzpatrick, Robert MacIntyre und Tyrelll Hatton (alle England) holten danach jeweils einen halben Punkt durch Unentschieden – die anderen Europäer verloren ihre Duelle und ließen den Gegner gefährlich herankommen. „Es war hart“, sagte Aberg. „Es wurde immer lauter und man konnte die Umgebung fühlen.“ Historische Aufholjagd bleibt ungekrönt Cameron Young verkürzte gegen den früheren US-Open-Champion Justin Rose, mit 45 Jahren der mit Abstand älteste Golfer beider Teams, auf 6:12. Justin Thomas brachte die Amerikaner auf 7:12 heran, der Weltranglistenerste Scottie Scheffler besiegte dazu Masters-Sieger Rory McIlroy. Für die USA holten Xander Schauffele und J.J. Spaun Siege – dann behielt Europas Shane Lowry gegen Russell Henley die Nerven auf der 18. Zwei Siege aus den verbleibenden elf Matches reichten Europa damit zum Sieg. Ein 5:12-Rückstand war hingegen für die USA der größte vor dem Finaltag seit 1979. Und: Noch nie hat ein Team am Ryder-Cup-Sonntag einen größeren Rückstand als vier Punkte wettgemacht. Die Gastgeber schnupperten hingegen am größten Comeback in der Geschichte des erstmals 1927 – damals noch zwischen den USA und Großbritannien – ausgespielten Cups, mussten sich am Ende aber geschlagen geben. „Die ersten Tage liefen nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich bin echt müde, aber stolz auf den Kampf, den wir heute geliefert haben“, sagte der Weltranglistenerste aus den USA, Scottie Scheffler.