Nmecha in Dortmund: Wirbel auf und neben dem Platz

Doppelpack in der Königsklasse und ein WM-Ticket in Aussicht: Sportlich läuft es für Felix Nmecha prima. Doch der Fußball ist nicht das Einzige, womit der BVB-Profi Schlagzeilen macht. An dieser Mitteilung von Felix Nmecha gab es bei Borussia Dortmund nichts auszusetzen. „Nicht durch meine Kraft, sondern durch seine Gnade“, schrieb er nach dem 4:2 beim FC Kopenhagen in die sozialen Netzwerke – als Ausdruck seines tiefen Glaubens. Der 25-Jährige hatte zuvor in der Champions League mit einem Zwei-Tore-Auftritt und einer reifen Leistung, die sein enormes sportliches Potenzial in den Mittelpunkt rückte, verzückt. Selbstverständlich ist das nicht, denn: Nmecha hat in seiner kurzen Zeit bei Borussia Dortmund schon einiges durch. Im Sommer 2023 versuchten BVB-Fans, mit Protesten seinen Wechsel von Wolfsburg nach Dortmund zu verhindern. Gut zwei Jahre später setzte sich Sportdirektor Sebastian Kehl ins „Aktuelle Sportstudio“, um öffentlichkeitswirksam zu dementieren, dass der BVB die Social-Media-Posts von Nmecha kontrolliere. Ricken und Kehl sprechen mit Nmecha Was war passiert? Nmecha, der öffentlich oft über seinen christlichen Glauben spricht, hatte sich bei Instagram zum tödlichen Angriff auf den Aktivisten Charlie Kirk in den USA gemeldet und diesen unter anderem betrauert. „Das sind am Ende noch eigenständige Menschen, die noch eine freie Meinung haben“, betonte Kehl, nachdem er und BVB-Boss Lars Ricken das Gespräch mit dem Profi gesucht hatten. Kirk galt als eines der bekanntesten Gesichter der amerikanischen Rechten. „Wir leben in einem demokratischen Land. Und trotzdem weiß auch jeder um die Verantwortung eines Clubs“, merkte Kehl an. Um jene Verantwortung war es auch bei Nmechas Verpflichtung gegangen. Einige BVB-Fans hatten sich dagegen ausgesprochen, weil der Profi in den sozialen Medien Inhalte geteilt hatte, die als homophob und queerfeindlich ausgelegt wurden. Nmecha wehrte sich gegen die Vorwürfe. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke versuchte die Gemüter damals zu besänftigen, indem er Nmecha „einen ganz normalen Jungen“ nannte. Zentrale Figur im Kovac-System Sportlich dürften inzwischen viele Fans froh sein, dass Nmecha den Weg nach Dortmund gefunden hat. Sein Doppelpack in Kopenhagen war ein Symbol dafür, wie sich der zentrale Mittelfeldspieler unter Trainer Niko Kovac zur unverzichtbaren Stammkraft gemausert hat. „Er will, dass ich viel den Ball kriege und viel Kontrolle ins Spiel bekomme – und defensiv einfach die Arbeit mache“, beschrieb Nmecha seine Rolle. Während neben ihm mal der junge Jobe Bellingham und mal der deutlich erfahrenere Marcel Sabitzer zum Einsatz kommt, erscheint Nmecha derzeit wie ein Fixpunkt im erfolgreichen BVB-System. „Felix hat immer wieder Momente im Spiel, in denen er uns sehr gut tut. Er hat eine gewisse Kreativität. Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht, er war der verdiente Spieler des Spiels“, lobte Kehl, als er kurz vor Mitternacht im Parken-Stadion vor die Mikrofone trat. Nmecha agiert umsichtig und ist zweikampfstark, symbolisch für seinen starken Abschluss steht das Traumtor zum 1:0. „Ich habe den einfach volle Kanne geballert, dann ist er reingegangen“, beschrieb Nmecha den wuchtigen Schuss zur Führung. DFB-Idee von Matthäus: Kimmich und Nmecha Vier Tore bei Juventus Turin , vier Tore gegen Athletic Bilbao – und nun vier Tore in Kopenhagen. Die BVB-Torfabrik funktioniert in Europa aktuell bestens. Und Nmecha, der bereits in Turin getroffen hatte, ist dabei eine Schlüsselfigur. „Ich fühle mich gut. Ich glaube, wir haben eine gute Chemie in der Mannschaft. Ich habe viel Selbstbewusstsein momentan und freue mich“, sagte Nmecha. Während Kovac in den vergangenen Tagen wiederholt den jungen Bellingham oder Julian Brandt lobte, ist die Währung bei Nmecha eine andere: Er bekommt gegenwärtig so viel Einsatzzeit wie kein anderer im Zentrum. In dieser Form wird Nmecha auch ein Anwärter für die WM im kommenden Sommer. Der deutsche Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus nannte ihn jüngst bereits als Anwärter für den Platz neben Joshua Kimmich im defensiven Mittelfeld.