Nach dem vergebenen Meister-Matchball des FC Bayern in Leipzig hofft Joshua Kimmich jetzt plötzlich auf einen Sieg des Rivalen aus Leverkusen. Aus Leipzig berichtet Julian Buhl Die meisten Kameras in der Mixed Zone waren bereits abgebaut. Thomas Müller hatte dort in den Katakomben der Leipziger Arena gerade noch sein Trikot mit Ex-Nationalmannschaftskollege David Raum getauscht – und saß nun wie fast alle seine Teamkollegen vom FC Bayern München nach dem 3:3 in Leipzig schon im abfahrbereiten Teambus. Der Reisetross der Münchner musste aber noch auf eins seiner Mitglieder warten: Joshua Kimmich , der noch zur Dopingprobe musste. Als er diese Pflicht über eine Stunde nach Spielschluss endlich erfüllt hatte, machte er auf dem Weg zum Teambus aber trotzdem nochmal bei den wartenden Reportern Halt. Im Gegensatz zu den meisten seiner Vorredner hatte Kimmich dabei keine Probleme damit, Glückwünsche zum Meistertitel bereits anzunehmen. „Wir sind Deutscher Meister, wenn wir alle ehrlich sind. Ich glaube nicht daran, dass Leverkusen dreimal 7:0 gewinnt und wir noch zweimal 0:5 verlieren“, sagte er und scherzte: „Außer es gibt noch irgendeinen Punktabzug.“ Zwei Spieltage vor Schluss hat Bayern nun schließlich mindestens sechs Punkte Vorsprung auf Verfolger Bayer Leverkusen und ein um 30 Treffer besseres Torverhältnis. Mindestens deshalb, weil die Werkself erst am Sonntag ihre Partie des 32. Spieltags beim SC Freiburg bestreitet und bis dahin sogar noch neun Zähler hinter den Münchnern ist. Kimmich: „Ich hoffe, dass Leverkusen morgen gewinnt“ Auf einen Patzer des Meisterrivalen, der die Bayern direkt zum Champion machen würde, hofft Kimmich nun aber nicht. Im Gegenteil: Kimmich hat nämlich überhaupt keine Lust auf eine Sofa-Meisterschaft. „Ich hoffe, dass Leverkusen morgen gewinnt“, sagte er. Er will die Meisterschaft mit Bayern stattdessen lieber am kommenden Samstag beim Heimspiel gegen Gladbach auch rechnerisch endgültig perfekt machen. Weil das in Leipzig nicht ganz gelang, fiel der Meisterjubel dort noch etwas gebremst aus. Die Mannschaft reihte sich zwar vor dem Block der mitgereisten Bayern-Fans auf, die einige Papp-Meisterschalen hochhielten und sangen: „Deutscher Meister wird nur der FCB .“ So richtig ausgelassen war die Feier unmittelbar nach dem Abpfiff aber nicht. „Wenn wir kurz vor Schluss das 3:3 gemacht hätten, dann würden wir jetzt die Meisterschaft feiern“, sagte Kimmich über das Münchner Dilemma. „So kriegst du natürlich in der letzten Sekunde das 3:3 und dann ist das emotional nicht ganz so einfach da zu feiern.“ Kimmich ließ keinen Zweifel daran, dass er das gerne bereits in Leipzig an seiner alten Wirkungsstätte getan hätte. „Heute hätte mir auch ganz gut gefallen“, sagte er. „Ich bin vor heute auf den Tag genau vor 11 Jahren hier mit Leipzig aufgestiegen, deswegen wäre das eine runde Sache gewesen.“ „Es wird schwierig für Leverkusen, das zu verhindern“ Die im vergangenen Jahr an Leverkusen verlorene Meisterschale soll, wenn es nach Kimmich geht, nun wieder dauerhaft in München bleiben. „Ich glaube schon, dass der FC Bayern jedes Jahr den Anspruch haben muss, auch zu Recht Deutscher Meister zu werden“, sagte er. „Wir sind auf dem besten Weg und ich glaube, dass es schwierig für Leverkusen wird, das zu verhindern.“ Er glaube, „dass, wenn wir dann am Ende der Saison Deutscher Meister sind, dass das eine hochverdiente Meisterschaft war.“ Der DFB-Kapitän verwies dabei nach der laut ihm „relativ glücklichen“ Meisterschaft vor zwei Jahren und der titellosen vergangenen Saison auf eine positive Entwicklung. Aufgrund der im Vergleich nun sehr dominanten Meisterschaft und entsprechend hoher Punktzahl, habe er „das Gefühl, dass wir auf einem guten Weg sind, auch wenn ich die Mannschaft sehe“. Das entsprechende Gefühl in der Kabine füreinander sei da. Besondere Konstellation für Eberl Auch Sportvorstand Max Eberl bezeichnete das späte 3:3 in Leipzig als ärgerlich. „Wir hätten die große Party gerne hier gefeiert“, sagte er auf t-online-Nachfrage. Aber auch für ihn persönlich wäre das Meisterstück im Heimspiel gegen seinen Ex-Klub Gladbach nun etwas ganz Besonderes. „Es sind zwei Herzensvereine bei mir, wo ich lange tätig war, sowohl bei Bayern als auch in Mönchengladbach“, sagte der langjährige Borussia-Manager Eberl. „Das hätte Charme. Und ich glaube auch, dass es in Gladbach vielleicht den ein oder anderen gibt, der es mir auch gönnen würde.“ Spätestens dann dürfen die Bayern die Glückwünsche wohl auch uneingeschränkt annehmen. Der zwischenzeitlich geplante Meisterpartytrip der Bayern-Stars nach Ibiza , dem Eberl schon vor der Partie eine Absage erteilte ( mehr dazu lesen Sie hier ), ist mit dem vergebenen Meistermatchball jetzt ohnehin hinfällig. Darauf angesprochen scherzte Kimmich zum Abschluss: „Wir reisen jetzt alle einzeln an, damit es keiner merkt.“