Nations League: Deutschland vergibt die Chance auf Rehabilitation

Das Final Four der Nations League verlief für die deutsche Nationalmannschaft alles andere als befriedigend. Eine große Chance wurde in diesen Tagen vertan. Aus Stuttgart berichtet William Laing Viel vorwerfen möchte man den DFB-Stars nach der 0:2-Niederlage gegen Frankreich in der Nations League zunächst eigentlich nicht. So viel besser war der Auftritt der Elf von Julian Nagelsmann im Spiel um Platz drei, vor allem in der ersten Hälfte, im Vergleich zur doch eher blutleeren Leistung gegen Portugal im Halbfinale. Gegen Frankreich stand der deutschen Mannschaft am Ende die mangelnde Chancenverwertung im Weg. Das, so ehrlich muss man dann aber doch sein, war wiederum ein Indiz für die aktuell fehlende Qualität in der deutschen Offensive. Dass Nick Woltemade , Karim Adeyemi und Co. reihenweise beste Möglichkeiten vergaben, war dementsprechend enttäuschend. Noch mehr als das schmerzt aber eine andere Chance, die von allen Spielern im Kader nicht nur gegen Frankreich, sondern ganz allgemein in diesen Tagen leichtfertig liegengelassen wurde. Die Chance auf die endgültige Rehabilitation der deutschen Nationalmannschaft. Diese hätte nämlich zumindest der Titel bei der „Mini-EM“, wie der DFB sie selbst nannte, definitiv gebracht. Das muss sich die Mannschaft ankreiden lassen Als Julian Nagelsmann im September 2023 das Amt des Bundestrainers vom gescheiterten Hansi Flick übernahm, war die Nationalelf am Boden, fußballerisch nur noch ein Schatten ihrer selbst. Aus dieser Tristesse wusste der 37-Jährige die Mannschaft zu befreien: Er gab ihr in einem Crashkurs bis zur Europameisterschaft im eigenen Land Stück für Stück das Selbstverständnis zurück, zu den besten Teams der Welt zu gehören. Spätestens mit EM-Start war der Hype um die Nationalmannschaft deshalb neu entflammt. Daran änderte auch das bittere Aus im Viertelfinale gegen Spanien nichts. Der deutschlandweite Tenor im Anschluss, den vor allem Nagelsmann befeuerte: Dann werden wir eben 2026 Weltmeister. Zwischen EM und WM lag nun aber noch das Final Four der Nations League in Deutschland – und mit jenem Mini-Turnier die Chance für das Team, erneut vor eigenem Publikum eine Euphoriewelle rund um die Nationalmannschaft zu entfachen. Dieses Vorhaben ist krachend gescheitert. Irgendwo im Nirgendwo Die Mannschaft muss sich dieses Versäumnis dabei kollektiv ankreiden lassen. Weil sie gegen Portugal unverständlicherweise nicht mit dem nötigen Biss zu Werke ging. Weil sie sich gegen Frankreich immerhin verbessert zeigte, aber trotzdem die Konzentration im Abschluss vermissen ließ. Und weil sie im Vergleich zu Top-Nationen schlichtweg noch nicht genug Abgeklärtheit und Reife für den ganz großen Wurf an den Tag legte. Zusammengefasst: Das war einfach nicht gut genug. Am Ende steht die Nationalmannschaft nach einem enttäuschenden Sommer mit leeren Händen da – und damit in der Außenbetrachtung ein Jahr vor der WM irgendwo im Nirgendwo. Allerdings darf nach den Partien gegen Portugal und Frankreich auch nicht alles verteufelt werden. Denn weiterhin gilt: Julian Nagelsmann und seine Mannschaft haben in den vergangenen Monaten eine Menge richtig gemacht. Die Euphorie ist deshalb auch nicht erloschen. Sie ist aber empfindlich gedämpft – und genau das hätte eigentlich nicht sein müssen. Bitter ist deshalb vor allem die Erkenntnis: Der langjährige Patient „DFB-Team“ lebt zwar, ist nach der Nations League aber nicht endgültig geheilt. Daran hat er selbst schuld.