Klub-WM: FC Bayern hat das Deutschland-Problem – Pleite gegen Benfica

Als klarer Favorit ging der FC Bayern ins letzte Gruppenspiel. Doch eine enttäuschende erste Hälfte leitete die Niederlage ein. Das zeigt ein größeres Problem auf. Vincent Kompany redete nicht um den heißen Brei herum. „Unsere erste Halbzeit war einfach nicht gut“, kommentierte der Trainer des FC Bayern das 0:1 seiner Mannschaft gegen Benfica bei der Klub-WM. Thomas Müller schloss sich im Wortlaut an: „Die erste Halbzeit war nicht gut.“ Der FC Bayern hatte gegen die Portugiesen zwar viel Ballbesitz, doch der Ertrag war überschaubar. Der „Expected Goals“-Wert – also die Torwahrscheinlichkeit basierend auf der Qualität der Chancen – lag lediglich bei 0,5, auf der Anzeigetafel stand 0:1. In der zweiten Hälfte wurde es aber besser, Bayern wurde aktiver, griffiger und gefährlicher. Und der „Expected Goals“-Wert stieg auf 1,74. Auch Sat1-Experte Fredi Bobic sah ein „ganz anderes Auftreten“ der Bayern in der zweiten Hälfte. „Wir haben jetzt das die ganze Zeit, was wir in der ersten Halbzeit nur in den ersten fünf Minuten hatten“, analysierte der ehemalige Bundesliga-Manager in der 64. Minute. Der Unterschied zwischen den beiden Halbzeiten lag nicht nur in einer anderen Einstellung und in einem anderen Auftreten, sondern auch in unterschiedlichem Personal. Trainer Vincent Kompany hatte vor dem Spiel seine Mannschaft auf gleich sieben Positionen verändert und Stammspieler wie Joshua Kimmich , Harry Kane und Michael Olise auf die Bank gesetzt. Der Belgier wollte mit Blick auf die nun beginnende zweite Turnierphase vermeiden, dass „die Spieler alle tot sind, weil sie 90 Minuten hier in der Hitze gespielt haben“. Deutschland und Bayern haben die gleiche Herausforderung Eine verständliche Entscheidung, die allerdings ein Problem mit sich brachte: In der Breite hat der FC Bayern offenbar nicht die nötige Qualität, um das Fehlen der Topspieler aufzufangen. Die Abwesenheit von Jamal Musiala , Michael Olise oder Harry Kane war zu spüren. Wenig gewonnene Dribblings, ein fehlender Zielspieler im gegnerischen Strafraum: Dem Spiel der Bayern mangelte es an vielen Ecken und Enden. Ein Problem, das deutschen Fußballfans aus dem jüngsten Final Four der Nations League bekannt sein sollte. Dort offenbarte die Nationalelf nach dem Ausfall mehrerer Stammspieler einige Mängel. Sowohl in der Offensive als auch in der Defensive kam die DFB-Auswahl nicht an ihr Maximum heran . Joshua Kimmich sprach von einem „unserer schlechtesten Spiele“. Deutschland und die Bayern – beide Mannschaften sehen sich offenbar mit der gleichen Herausforderung konfrontiert: Der Kader ist in der Spitze stark, in der Breite aber nicht ausreichend für die ambitionierten Ziele. Dabei geht es nicht nur um eine Position, sondern um mehrere. Gerade im Sturmzentrum fiel es beim FC Bayern am Dienstag gegen Benfica auf. Denn als Harry Kane auf der Bank saß, musste sich Thomas Müller in vorderster Front versuchen – nicht gerade seine Stärke. Auch Sat.1-Experte Fredi Bobic merkte während des Spiels an: „Ich bin gespannt, ob die Bayern noch einen zweiten Stürmer holen nach Kane.“ Schon in der vergangenen Bundesliga-Saison war der Unterschied zwischen den Spielen mit und ohne Kane spürbar. Bei den zwei Niederlagen gegen Mainz (1:2) und Bochum (2:3) fehlte Kane entweder ganz (Mainz) oder kam erst als Joker in die Partie (Bochum). Mit ihm in der Startelf blieb der FC Bayern in der Bundesliga ungeschlagen. Zu großzügig bei den Gehältern Sportvorstand Max Eberl kann jedoch nicht einfach fünf neue Spieler kaufen, um die Breite zu verstärken. Er muss in erster Linie dringend den Etat kürzen. Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge sagte jüngst der „Welt am Sonntag“: „Das große Problem sind die hohen Gehälter. Das spürt auch der FC Bayern. Im Hinblick auf Gehälter unserer Spieler haben wir – das muss man selbstkritisch sagen – etwas großzügig gearbeitet.“ Doch für eben jene teuren Spieler gibt es kaum Interessenten. Dass Bayern gut verdienende Akteure wie Leon Goretzka oder Serge Gnabry vor Ablauf ihres Vertrags im Sommer 2026 loswird, ist aktuell eher unwahrscheinlich. Kingsley Coman (Vertrag bis 2027), für den es wohl unter anderem aus Saudi-Arabien Interessenten gibt, stellte jüngst klar, dass er in München bleiben will. Und so muss Sportvorstand Eberl sein Budget knallhart priorisieren. Und hoffen, dass sich für den ein oder anderen Spieler doch noch ein potenzieller Abnehmer findet, damit es neues Geld für die Kaderplanung gibt. Das hatte sich der FC Bayern auch von der Klub-WM versprochen, denn bei einem Titelgewinn winken dem Rekordmeister mehr als 100 Millionen Euro Preisgeld. Das wird durch Rang zwei etwas erschwert, zumindest drohen nun stärkere Gegner. Trainer Vincent Kompany lässt sich davon aber nicht beeinflussen. „Es gibt keine einfachen K.-o.-Runden“, sagte er. Dennoch: Im Viertelfinale lauert bei einem Weiterkommen die Mega-Aufgabe gegen Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain. „Natürlich sind die gut. Aber die haben wir auch schon geschlagen“, verkündete Thomas Müller selbstbewusst.