FC Bayern | Musiala-Schock: Schlimmer hätte es nicht kommen können

Der FC Bayern liefert Paris Saint-Germain im Viertelfinale der Klub-WM ein Duell auf Augenhöhe. Und bezahlt mit Musialas Verletzung einen teuren Preis dafür. Das hat Folgen. Aus Atlanta berichtet Julian Buhl Schon bei der Liveansicht der Szene im Stadion in Atlanta, in der sich Jamal Musiala beim 0:2 gegen Paris Saint-Germain verletzte, war direkt Schlimmes zu befürchten. Und spätestens nach der Ansicht der erste Zeitluppe des Zusammenpralls des Bayern-Profis mit PSGs Torhüter Gianluigi Donnarumma war klar, dass sich Musiala schwer verletzt hat. Auf der Tribüne ging ein Raunen durch die Reihen im Oberrang, wo die Reporter saßen und die Wiederholung der Horror-Szene sahen – so mancher mochte gar nicht weiter hinsehen, als Musialas unnatürlich abgeknickter linker Fuß zu erkennen war. Nach minutenlanger Behandlung wurde er auf einer Trage schließlich unter den bangen Blicken seiner geschockten Mannschaftskollegen in die Katakomben der Arena abtransportiert. ( Mehr dazu lesen Sie hier: Schock, Schreie – und klare Kritik von Manuel Neuer ) Am Morgen danach war wohl klar: Musiala hat sich das Wadenbein gebrochen. Damit wird der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler mindestens vier bis fünf Monate verletzt fehlen. Was für eine bittere Nachricht für den FC Bayern , der den tollen Kampf, den die Mannschaft Champions-League-Sieger Paris geliefert hatte, damit extrem teuer bezahlte. Schlimmer hätte es für den FC Bayern nicht kommen können Schlimmer hätte es für den FC Bayern nicht kommen und bitterer die Mission Klub-WM nicht vorzeitig im Viertelfinale scheitern können. Musialas schreckliche Verletzung trübte dementsprechend auch die Stimmung im Bauch der Arena, wo die Münchner sich noch mal zum Abschied ihrer USA-Tour erklärten. Dort hätte nach seinem nach 25 Jahren beim FC Bayern letzten Spiel für seinen Herzensklub eigentlich Thomas Müller noch ein letztes Mal die Bühne gehören sollen. Der 35 Jahre alte Vizekapitän war auch der Erste aus dem Lager der Münchner, der in der Mixed-Zone vor die Kameras und Mikrofone trat. Sofort riefen die Reporter ihm wild durcheinander und auf allen möglichen Sprachen ihre Fragen entgegen. Nach flapsigen Sprüchen oder gar Späßen war „Radio Müller“, wie der ansonsten ja eigentlich immer so redselige 35-Jährige nicht umsonst genannt wird, aber überhaupt nicht zumute. Es sei jetzt nicht der Moment, um große, rückblickende Gedanken zu seiner Karriere zu formulieren, sagte der Weltmeister von 2014 und Champions-League-Sieger von 2013 sowie 2020. Müller: „Nicht irgendwelche geschmacklosen Diskussionen führen“ Musialas Verletzung hatte auch für Müllers Abschied das eigentlich vorgesehene Drehbuch durchkreuzt. Deshalb musste Müller sich natürlich auch noch die plötzlich wieder unweigerlich im Raum stehende Frage gefallen lassen, ob er aufgrund der Umstände denn nun nicht doch wieder zu einer kurzfristigen Verlängerung seiner Bayern-Karriere bereit und als Ersatz für Musiala bereitstehen würde. Befeuert hatte die Spekulationen zu diesem Zeitpunkt bereits Lothar Matthäus , der der „Bild“-Zeitung sagte: „Der FC Bayern sollte sich in dieser Situation überlegen, ob Thomas Müller nicht noch einen Vertrag über ein halbes Jahr bekommen sollte.“ Die Saison in den USA, einem möglichen nächsten Ziel von Müller, würde erst dann starten. „Und in der Zwischenzeit könnte er dem FC Bayern eine große Hilfe sein.“ Müller gefiel diese plötzlich auch erneut um seine Person entstandene Dynamik überhaupt nicht. „Es fühlt sich für mich jetzt unangenehm an“ , sagte er und erklärte auch, warum. „Ich würde jetzt in der Situation wirklich erstmal die Gedanken Richtung Jamal richten und dass wir aufpassen, dass wir nicht irgendwelche geschmacklosen Diskussionen führen, nachdem sich jemand verletzt hat.“ Jeder könne sich seine Gedanken machen. „Aber ich denke, es ist alles gesagt zu dem Thema. Nur, weil man jetzt irgendwelche Gedankenspiele auf den Tisch bringen kann, hat das nichts mit der Realität zu tun.“ ( Mehr dazu lesen Sie hier ) Bayern gerät durch Musialas Verletzung unter Druck Durch Musialas Verletzung geraten die Bayern um Sportvorstand Max Eberl nun aber definitiv noch mehr unter Druck. Bei der Verpflichtung von Wunschspieler Nick Woltemade und dem laufenden Ablösepoker mit dem VfB Stuttgart spielt den Bayern das nicht gerade in die Karten. Im Gegenteil: Der nun noch dringendere Bedarf an Verstärkung für die Offensivabteilung wird den Preis eher noch weiter nach oben treiben. Und möglicherweise auch die Bereitschaft der Bayern-Bosse erhöhen, eben doch die ein oder andere Million mehr zu zahlen, um den Transfer bereits jetzt zu fixieren. Die umgerechnet 17,9 Millionen Euro (21 Millionen US-Dollar) extra, auf die die Bayern mit dem verpassten Halbfinaleinzug nun verzichten müssen, schmerzen die Bayern dabei. In Zeiten seines schrumpfenden Festgeldkontos hätte der Rekordmeister dieses Geld nicht zuletzt zur Aufbesserung seiner Transferkasse mehr als gut gebrauchen können. Die insgesamt knapp 60 Millionen Euro Preisgeld sind nur ein schwacher Trost für das vorzeitig beendete US-Abenteuer. Neuer mit Kampfansage: „Jetzt erst recht“ Genauso wie die Tatsache, dass die Bayern dem amtierenden Champions-League-Sieger über weite Strecken der Partie absolut auf Augenhöhe begegnet waren. Weil sie es aber nicht schafften, ihre Chancen auch in Tore umzumünzen, standen die Münchner am Ende trotzdem mit leeren Händen und als Verlierer da. Kapitän Manuel Neuer zog dennoch viel Positives aus dem packenden Viertelfinale, das er und seine Bayern PSG geliefert hatten. „Wir nehmen gerade dieses Spiel zum Vorbild, um zu sagen: Jetzt erst recht. Wir wollen in Europa wieder angreifen, auch in der Bundesliga und im DFB-Pokal wieder da sein“, sagte. „Diese Motivation müssen wir auch aus solchen Spiel schöpfen, um zu sagen: Diesmal sind wir dran.“ Bevor die Vorbereitung der nächsten Titelmissionen startet, werden sich die Bayern-Profis nach einer langen Saison in den nächsten Wochen aber erstmal in den Urlaub verabschieden. Den hat sich die Mannschaft, wenn es nach Eberl geht, mit ihrer Leistung nun auch mehr als verdient. „Die Mannschaft hat heute ein großartiges Spiel gemacht und ein großartiges Turnier gespielt“, befand Eberl: „Wir haben auf eine unglaublich aktive und attraktive Weise gezeigt, was dieser Verein kann und möchte.“ Im PSG-Spiel habe es „schmerzhafte Momente“ gegeben, „aus denen wir lernen müssen, um es in der nächsten Saison besser zu machen“. Man darf gespannt sein, wie das den Münchnern in den kommenden Monaten gelingen wird. Dabei werden sie nämlich auf Musiala und mit ihm auf den Kopf ihrer Mannschaft verzichten müssen. Schlimmer hätte es für die Bayern eigentlich nicht kommen können.