Die höchste Niederlage in der niederländischen EM-Geschichte verantwortet nun ein früherer Trainer des FC Bayern. Der Bundesliga-Toptorschützin fehlen die Worte. Bondscoach Andries Jonker stand die Ratlosigkeit nach der höchsten Niederlage in der niederländischen EM-Geschichte förmlich ins Gesicht geschrieben. „Wir haben das nicht kommen sehen. Wir haben gedacht, dass wir eine gute Chance haben“, sagte der frühere Männer-Trainer des FC Bayern und des VfL Wolfsburg nach der schwachen Vorstellung seines Teams beim 0:4 (0:2) in Zürich gegen Englands Fußballerinnen. „Mir fehlen im Moment die richtigen Worte. Ich bin einfach sehr enttäuscht“, sagte Wolfsburgs Top-Stürmerin Lineth Beerensteyn. „Es tut weh.“ Seine Spielerinnen seien „sehr, sehr müde und kaputt“ gewesen, versuchte sich Jonker an einer vagen Erklärung, warum nach dem 3:0 im Auftaktspiel gegen Wales diesmal gar nichts gelang. Nach vorn war Oranje extrem passiv, hinten löchrig. „Wir wollten mit viel Ballbesitz spielen und Druck auf England ausüben. Aber die Spielerinnen müssen diesen taktischen Plan natürlich auch ausführen“, kritisierte Jonker. „Ich mache das nicht oft, dass ich die Optionen mit den Spielerinnen diskutiere“, sagte er über seine offensichtlich misslungene Spielidee. „Wir waren überzeugt, dass das funktioniert, aber das hat es nicht.“ Englands Co-Trainer wird Jonker ablösen Jonkers persönlicher Abschied ist längst besiegelt. Der 62-Jährige hatte seinen Rücktritt bereits im Januar angekündigt, nachdem der Verband nicht mit ihm verlängern wollte. Arjan Veurink (38) löst ihn nach der EM als Nationalcoach ab. Veurink hat bessere Chancen auf einen längeren Schweiz-Aufenthalt als Jonker: Er arbeitet derzeit als Co-Trainer unter Englands Trainerin Sarina Wiegman. Gemeinsam hatten sie 2017 die Niederlande zum EM-Titel geführt und 2022 ihre Wahlheimat England. Den Niederländerinnen (3 Punkte/3:4 Tore) droht im letzten Gruppenspiel am Sonntag gegen Topfavorit Frankreich (6/6:2) das vorzeitige Aus. England (3/5:2) ist im Parallelspiel gegen das punktlose Wales klar favorisiert. „Wir glauben an unsere Chance“, gab sich Jonker trotzig. „Natürlich bin ich enttäuscht. Was wichtig ist: Es ist ja noch nicht vorbei.“ Spanien sehe er als „die absolute Nummer 1“, dahinter folgen seiner Meinung nach „sieben, acht, neun Teams, die top sein können. Ich glaube, wir sind Teil dieser Gruppe.“ Beerensteyn: „Definitiv etwas anders machen“ Dann müssen die Niederländerinnen aber eine komplette Wende hinlegen im Vergleich zum Mittwochabend. Das weiß auch Beerensteyn. Sie hoffe, „dass der Trainer den richtigen Weg findet, gegen Frankreich zu spielen. Denn wir müssen definitiv etwas anders machen.“ Vielleicht mit Beerensteyn von Beginn an? „Jeder weiß, dass ich nach einer Verletzung zurückgekommen bin, also musste ich die Zeit aufholen“, sagte die 28-Jährige. „Das war auch einer der Gründe dafür, dass ich heute auf der Bank saß, obwohl ich spielen könnte, aber das liegt nicht an mir. Es gibt eine Möglichkeit, aber am Ende wird der Trainer entscheiden.“ Wegen einer Muskelverletzung hatte Beerensteyn die letzten beiden Bundesliga-Spiele der Saison verpasst. Die Torjägerinnen-Liste führte sie am Ende der Saison gemeinsam mit Hoffenheims DFB-Stürmerin Selina Cerci trotzdem an. Beide erzielten 16 Tore.