Der frühere deutsche Nationaltorwart Rene Adler hat sich zu der komplizierten Situation von Marc-Andre ter Stegen beim FC Barcelona geäußert.
Einem Bericht der Sport zufolge hat Barca-Trainer Hansi Flick ter Stegen darüber informiert, dass er vorerst nicht mehr die Nummer 1 sein wird und sich zunächst hinter Neuzugang Joan Garcia (kam von Stadtrivale Espanyol) anstellen muss. Mehr noch: ter Stegen soll dem Vernehmen nach hinter Garcia und Wojciech Szczesny nur noch die Nummer 3 sein.
Problem WM 2026: „Das ist eine unglaublich schwierige Entscheidung“
Flick soll ter Stegen dennoch dazu ermutigt haben, den Konkurrenzkampf anzunehmen und sich um eine neue Chance zu bemühen. Für den deutschen Nationaltorwart in der Saison vor der WM 2026 natürlich eine verzwickte Situation, findet auch Adler. Er sagte bei Sky auf die Frage, ob er ter Stegen nun zu einem Wechsel raten würde: „Das ist ganz, ganz schwierig. Wenn es die WM nicht gäbe oder er vielleicht sogar ’nur‘ die Nummer zwei wäre – wegen der Konstellation mit Manuel Neuer –, dann wäre die Tendenz klarer gewesen zu: Ich bleibe, ich habe die Zeit, weil er überzeugt ist, dass er sich durchsetzen wird.“
Die Möglichkeit, trotz der Degradierung künftig ein Comeback als Stammbesetzung in Barcas Tor zu feiern, sieht Adler jedenfalls: „Joan Garcia muss erst einmal mit dem Druck zurechtkommen, einen ter Stegen permanent hinter sich zu haben – auch im Training. Das ist gar nicht so einfach, auch wenn man mit Szczesny verlängert hat.“ Dennoch sei klar: „Die WM ist eine einmalige Chance, das Turnier als Nummer eins zu spielen. Das ist eine unglaublich schwierige Entscheidung.“
Adler empfiehlt ManUtd: „Das wäre ein Verein, wo du ins Spielen kommst“
Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte Anfang Juni in der Nations League auf ter Stegen gesetzt, obwohl jener einen Großteil der Vorsaison wegen eines Patellasehnenrisses verpasst hatte und erst kurz vor dem Ende der Spielzeit auf den Platz zurückgekehrt war. Dennoch betonte Nagelsmann, dass ter Stegen Deutschlands Nummer 1 bleibt, wie es nach dem Rücktritt von Manuel Neuer nach der EM 2024 auch angedacht war.
Um seinen Platz im DFB-Kasten bei der kommenden Weltmeisterschaft nicht zu gefährden, muss ter Stegen aber bestenfalls im Verein spielen, weiß auch Adler: „Es geht darum, Spielpraxis zu sammeln – gerade, wenn du wie Marc-Andre ter Stegen aus einer langen Verletzung kommst. Da ist jedes Spiel wichtig, jede Minute, jedes Training, damit du wieder Automatismen, eine Selbstverständlichkeit und Vertrauen in deinen Körper bekommst“, sagte der 40-Jährige, der seine Karriere 2019 beendet hat.
Da sich ter Stegens Dilemma in Barcelona in den letzten Wochen bereits abzeichnete, gab es schon zahlreiche Spekulationen über mögliche neue Arbeitgeber. Neben Galatasaray, der AS Monaco oder Inter Mailand wird dabei auch Manchester United mit ter Stegen in Verbindung gebracht. „Ich habe gelesen, dass sich Onana von Manchester United schwerer verletzt hat und die Vorbereitung nicht mitmachen kann. Das wäre zum Beispiel ein Verein, wo du ins Spielen kommst“, erklärte Adler.
So oder so sei die Entwicklung für ter Stegen auch auf persönlicher Ebene „unglaublich bitter. Ich kann mir gut vorstellen, dass ter Stegen seinen Lebensmittelpunkt auch nach der Karriere in Barcelona gesehen hätte – und das wird ihm mit dieser Entscheidung einfach genommen. Und das tut unglaublich weh“, so Adler.
Marc-Andre ter Stegen: Auch ein Vereinswechsel birgt Risiken
Ter Stegen spielt bereits seit 2014 in Barcelona, der Vertrag des 33-Jährigen beim spanischen Meister läuft noch bis 2028. Sollte er sich dazu entscheiden, Barca zu verlassen, würde er auch bei seinem neuen Klub „erst einmal Eingewöhnungszeit“ brauchen, gab Adler zu denken.
„Und das alles in einem Jahr vor der WM, in dem natürlich Julian Nagelsmann genau auf die Leistung schaut – sich da so schnell wieder zu akklimatisieren, das sind schon sehr, sehr große Herausforderungen. Aber ich glaube, dass er sie annehmen und auch meistern wird.“