„Das ganze Jahr“, sagte Jose Maria Relucio im Jahr 2019 der Marca fast schon euphorisch, „mein Berater sagte mir, dass Dortmund mich das ganze Jahr beobachtet hat.“ Letztlich sei es eine einfache Entscheidung gewesen, beim BVB zu unterschreiben, denn schließlich lockte ihn einer der größten Vereine im europäischen Fußball.
Die Westfalen verpflichteten den zentralen Mittelfeldspieler im Sommer 2019 von der drittklassigen Zweitvertretung der AD Alcorcon aus der autonomen Gemeinschaft Madrid. Relucio, kurz Relu genannt, kam aus einem auslaufenden Vertrag und kostete keine Ablösesumme. In Dortmund war der seinerzeit 21-Jährige vorrangig für die Reserve vorgesehen, sollte allerdings die Sommervorbereitung mit den Profis absolvieren, um sich so womöglich für höhere Aufgaben zu empfehlen. „Er verkörpert so ein bisschen den spanischen Spielertypus und hat ein sauberes Passspiel“, sagte BVB-II-Teammanager Ingo Preuß damals den Ruhr Nachrichten.
Für die Profis von Alcorcon in Spaniens zweithöchster Spielklasse hatte der Linksfuß zuvor auch schon vier Partien absolviert und wusste durchaus zu überzeugen. Die Anwesenheit der Spanier Paco Alcacer und Mateu Morey sollte ihm die Eingewöhnung erleichtern – und dann war da ja auch noch sein langjähriger Freund Achraf Hakimi.
Relu über Achraf Hakimi: „Wir sind Brüder“
Ausgebildet wurde Relu in der Jugendabteilung Real Madrids, wo er im Alter von sechs bis zehn Jahren aktiv war. Dort lernte er auch Hakimi kennen. „Die Scouts des BVB haben Achraf in Madrid oft besucht“, erinnerte sich Relu einst im Gespräch mit der AS: „Auf dem Weg dorthin haben sie sich weitere Spieler angeschaut.“
Die beiden Freunde werden von der selben Berateragentur vertreten, weshalb die Westfalen auch auf den Mittelfeldmann aufmerksam wurden. „Sie haben ihnen mein Profil gezeigt“, sagte Relu: „Sie kamen schließlich auch, um mich zu sehen und ich gefiel ihnen.“
Als der gebürtige Madrilene schließlich für die zweite Mannschaft von Alcorcon debütierte, hätten sich die Verantwortlichen für eine Verpflichtung Relus entschieden. Zu Hakimi pflegt Relu mehr als eine einfache Freundschaft. „Wir sind Brüder“, betonte er: „Wir haben viele Dinge gemeinsam erlebt.“
Bei den Königlichen kam Relu allerdings, anders als Hakimi, nicht weiter. In der Folge spielte er in den Nachwuchsmannschaften von Rayo Vallecano und Reals Stadtrivale Atletico Madrid. Für die Rojiblancos absolvierte er unter anderem eine Partie in der UEFA Youth League gegen den FC Bayern. 2017 scheiterte ein Wechsel zu Inter Mailand – Hakimis späterem Klub, für den der Marokkaner in der Saison 2020/21 spielte – in letzter Minute. Stattdessen zog es Relu weiter zu Deportivo Alaves, in die zweite Mannschaft. Über den Drittligisten Trival Valderas und Alcorcon landete Relu schließlich in Dortmund.
Relu wurde beim BVB nicht glücklich
Am Ende habe das Leben ihn und Hakimi im Ruhrpott wieder zusammengebracht. Doch auch beim BVB verlief Relus Karriere gegenteilig zu Hakimis. Während der Marokkaner sich in seiner zweijährigen Leihe von Real zu einem der besten Rechtsverteidiger Europas entwickelte und im Sommer 2020 für 40 Millionen Euro zu Inter weiterzog, lief Relu für die Profis lediglich in ein paar wenigen Testspielen auf.
Für die BVB-Amateure kam Relu in der Regionalliga West sechsmal zum Einsatz, stand dabei kein einziges Mal in der Anfangsformation. Seine Zeit am Rheinlanddamm war schließlich nach nur einer Saison beendet – auch, weil ihm eine Knieverletzung zu schaffen machte.
Sein Glück fand Relu in seiner Heimat wieder, genauer gesagt in der zweiten Mannschaft von Getafe. Dort war der heute 27-Jährige eine Saison lang gesetzt, eher er zur zweiten Mannschaft von UD Levante weiter zog und auch dort Stammspieler war. Es folgten einige weitere Stationen, länger als ein Jahr hielt es Relu seit seinem Weggang aus Dortmund nirgendwo. Vor kurzem wechselte er zu CD Teruel, das gerade den Wiederaufstieg in die dritte spanische Liga geschafft hat. Dort hat er – wie sollte es anders sein – für ein Jahr unterschrieben.
Und sein ein Jahr jüngerer „Bruder“? Der ist mittlerweile seit Jahren einer der besten Rechtsverteidiger der Welt und hat mit Paris Saint-Germain die Champions League gewonnen. Relu dürfte sehr stolz sein.