Rahaman Ali ist tot. Der ehemalige Boxprofi starb im Alter von 82 Jahren. Zeitlebens war er an der Seite seines berühmten Bruders. Und nahm eine besondere Rolle ein. Rahaman Ali, der Bruder der Box-Legende Muhammad Ali, ist tot. Das teilte das Muhammad Ali Centre in einer Mitteilung auf Facebook mit. Demnach ist Rahaman am Freitag im Alter von 82 Jahren gestorben. Über die Ursache seines Todes ist bislang nichts bekannt. Der Bürgermeister von Rahamans Geburtsstadt sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus. „Louisville hat einen großen Menschen verloren. Rahaman war ein äußerst großzügiger, tiefgründiger und liebenswerter Mann. Ich bin dankbar, dass ich ihn in den letzten Jahren seines Lebens kennenlernen durfte. Unsere Gedanken sind bei der Familie Alis“, schrieb Craig Greenberg bei Facebook. Rahaman war der anderthalb Jahre jüngere Bruder des mehrfachen Box-Weltmeisters im Schwergewicht, Muhammad Ali. Aufgewachsen in Louisville, im US-Bundesstaat Kentucky, folgte Rahaman – der mit bürgerlichem Namen zunächst Rudolph Arnett Clay hieß – bereits früh dem Beispiel seines Bruders und schlug ebenfalls eine Karriere als Boxer ein. Nachdem er sich im Amateurbereich hochgearbeitet und 77 seiner 83 Kämpfe hatte, brachte er es im Profibereich lediglich auf 18 Duelle. 14 davon konnte er gewinnen. Seine Laufbahn im Ringgeviert währte von 1964 bis 1972, an den Erfolg und die Prominenz seines Bruders konnte Rahaman allerdings nie heranreichen, wie er selbst auch in seinem Buch „That’s Muhammad Ali’s Brother! My Life on the Undercard“ („Das ist Muhammad Alis Bruder! Mein Leben auf der Hinterbank“) zugab. Dennoch wurde Rahaman zu einem unverzichtbaren Ansprech- und Trainingspartner für Muhammad Ali. Kilroy: „Er hielt Muhammad immer auf Trab“ „Rahaman war in all den Jahren der beste Sparringspartner, den man sich wünschen konnte“, sagte Muhammad Alis früherer Manager Gene Kilroy in Rahamans Buch. „Er war immer im Vorwärtsgang, schreckte nicht zurück, seinen Bruder im Training hart zu attackieren – und sorgte so dafür, dass Muhammad Ali immer auf Trab blieb“. Zwar verfügte Rahaman Ali nicht über die boxerische Eleganz im Ring, wie sie seinen Bruder auszeichnete. Ihm fehlte das Schwebende, die tänzerische Leichtigkeit Muhammads. Aber auch Rahaman pflegte einen eher eleganten Stil und verfügte über eine starke Gerade. Über welches boxerische Talent auch der jüngere der Ali-Geschwister verfügte, erzählte der Boxexperte und Autor Ron Brashear einmal der Fachzeitung „Ring Magazine“: „Ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass er [Rahaman] auch das Zeug zum Schwergewichts-Weltmeister hatte – aber er hat seine eigenen Ambitionen für seinen Bruder aufgegeben und wurde dessen Sparringspartner und Leibwächter“. Muhammad Ali: Das rote Fahrrad „Cassius (Muhammad Alis Geburtsname) sagte immer zu mir, dass er der Cowboy sei und ich sollte den Indianer geben“, erzählt Rahaman im Buch. „Schon damals, in jungen Jahren, lagen wir irgendwie immer im Wettstreit, und Cassius wollte definitiv am Ende als Sieger dastehen.“ Als Muhammad – wie er sich später nach seiner Konversion zum Islam nannte – im Jahr 1954 sein geliebtes rotes Schwinn-Fahrrad gestohlen wurde, sagte ihm ein ehemaliger Polizist, wenn er „dem Dieb kräftig den Hintern versohlen“ wolle, dann müsse er erstmal lernen, wie man kämpft. Also ging der damals zwölfjährige Junge ins nächstgelegene Boxstudio um die Ecke. Es war der Anfang einer beispiellosen Sportkarriere. In den Jahren darauf entwickelte Muhammad sich nicht nur zu einem der besten Boxer aller Zeiten (Spitzname: „The Greatest“), er wurde auch eine amerikanische Ikone. Bis zu seinem Tod im Jahr 2016 zählte Muhammad Ali zu den berühmtesten Menschen der Welt. Und auch nach seinem Ableben ist sein Ruhm als Kulturphänomen, Popstar und politischer Aktivist kaum verblasst. Rahaman Ali: „Bin stolz, bis an mein Lebensende“ „Man kann Muhammads Geschichte nicht erzählen, ohne seinen Bruder Rahaman zu erwähnen“, sagte DeVone Holt, Präsidentin des Muhammad Ali Center in einer Mitteilung. „Er gehörte zu jenen, die Muhammad im Laufe seiner Karriere fast durchgehend zur Seite standen. Die Beziehung der beiden war ein wirklich leuchtendes Beispiel für den Bibelvers ‚der Hüter seines Bruders‘ zu sein.“ Auch während der jahrzehntelangen Erkrankung Muhammad Alis – der Weltmeister litt an Parkinson – war Rahaman stets da, wenn sein Bruder ihn brauchte. In den vergangenen Jahren hatte er jedoch selbst mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, unter anderem erlitt er mehrere kleinere Schlaganfälle. Dem „Wall Street Journal“ sagte Rahaman im Jahr 2015, er spüre nichts als Bewunderung für seinen Bruder. „Er steht für mich auf einer Stufe mit den Propheten. Sein ganzes Leben lang hat er seinen Worten auch Taten folgen lassen. Er liebte die Menschen und hätte sein letztes Hemd gegeben. Er ist einfach ein wundervoller Mensch“. Dass Rahaman zeitlebens im Schatten des älteren Bruders stand, störte ihn nach eigener Aussage nicht. „Bin ich darüber verbittert? Absolut nicht. Ganz im Gegenteil, ich war immer stolz darauf, der Bruder Muhammad Alis zu sein – und werde es bis an mein Lebensende bleiben“. Er wisse daher auch schon genau, was auf seinem Grabstein stehen soll, wie er in seinem Buch preisgab: „Hier liegt Muhammad Alis Bruder“.