Hannover 96: Pokalheld Wörl steht nach Rückkehr plötzlich am Scheideweg

Als großer Hoffnungsträger kam Marius Wörl im Sommer zurück nach Hannover. Wenige Wochen später steht der Bielefelder Pokalheld plötzlich am Scheideweg. Die Aussagen, die Marcus Mann Ende Mai im Gespräch mit der „Bild“ tätigte, waren eindeutig. „Wir freuen uns auf Marius. Er ist fest eingeplant“, sagte der Geschäftsführer von Zweitligist Hannover 96 und schob damit den Spekulationen um einen vorzeitigen Abgang von Marius Wörl in aller Deutlichkeit einen Riegel vor. Die Gerüchte waren aufgekommen, nachdem der 21-Jährige in der vergangenen Spielzeit vor allem im DFB-Pokal überzeugt hatte. Wörl war 2023 von 1860 München nach Hannover gewechselt, von den Niedersachsen in der Folge aber über zwei Jahre an Drittligist Arminia Bielefeld verliehen worden. Sensationell drangen die Ostwestfalen mit Wörl in der zurückliegenden Spielzeit bis ins Pokalfinale in Berlin vor, eliminierten auf dem Weg dorthin gleich vier Bundesligisten – auch, weil der Mittelfeldspieler gegen gleich drei von ihnen wichtige Tore erzielte. Zweitliga-Topteams enttäuschen: In der Realität angekommen Dass 96 Wörl im Anschluss zurück nach Hannover beorderte, war die logische Konsequenz. Zwar zog Bielefeld die vereinbarte Kaufoption über 300.000 Euro. 96 hatte jedoch im Vorfeld eine Rückkaufklausel über 500.000 Euro ausgehandelt, die der Klub auch umgehend aktivierte. So kam Wörl im Sommer als großer Hoffnungsträger zurück in die niedersächsische Landeshauptstadt. Doch plötzlich spielt der Pokalheld am Maschsee überhaupt keine Rolle mehr. Nicht mal im Kader: Wörl plötzlich auf dem Abstellgleis Zwei Spieltage sind in der 2. Bundesliga bereits absolviert. Hannover ist mit der perfekten Ausbeute von sechs Punkten in die neue Saison gestartet. Dem 1:0-Heimerfolg gegen Kaiserslautern zum Auftakt folgte am vergangenen Wochenende ein 2:0-Auswärtssieg bei Fortuna Düsseldorf . Marius Wörl durfte bei keinem der beiden Spiele mitwirken. Schlimmer noch: Er schaffte es nicht einmal in den Kader. Dass Wörl am ersten Spieltag nicht im Aufgebot der ersten Mannschaft stand, sondern alternativ zur Reservemannschaft geschickt wurde, hatte dabei zumindest offiziell einen triftigen Grund. „Das war abgesprochen, weil er krank war“, betonte 96-Sportdirektor Ralf Becker. Wörl hatte deshalb auch schon den letzten Härtetest in der Vorwoche gegen Cagliari Calcio verpasst. Dennoch schlich sich bereits rund um das Düsseldorf-Spiel der Verdacht ein, dass der ehemalige deutsche Juniorennationalspieler binnen kürzester Zeit in Hannover aufs Abstellgleis geraten ist. Hintergrund dieser Annahme: 96-Spielmacher Waniss Taïbi hatte sich im ersten Spiel gegen Kaiserslautern verletzt, fiel für das Gastspiel am Rhein aus. Für ihn durfte in der Folge Noël Aséko von Beginn an ran, der gegen die „Roten Teufel“ nach seiner Einwechslung den Siegtreffer erzielt hatte. Den durch Taïbis Ausfall freigewordenen Kaderplatz gegen Düsseldorf hätte Titz mit Wörl besetzen können. Doch der Coach entschied sich anders. Den Vorzug erhielt Franz Roggow, der im Sommer aus Dortmund nach Hannover gekommen war. Wörl durfte wiederum erneut lediglich für die U23 auflaufen. Titz sah sich in seiner Entscheidung pro Roggow kurz darauf dann auch noch bestätigt. Der Neuzugang leitete in Düsseldorf das 2:0 ein. Die Konkurrenz nach dem Umbruch ist groß Dass Wörl aktuell bei Titz nicht zum Zug kommt, liegt derweil nicht nur an Roggow. Den Kader der „Roten“ hatte Marcus Mann in diesem Sommer nach dem deutlich verpassten Aufstieg in der Vorsaison kernsaniert. 15 Spieler verließen den Klub, 16 neue Akteure stießen im Gegenzug neu hinzu – inklusive Wörl. Die Konkurrenz im Team ist dementsprechend groß, gerade im Mittelfeld und auf den offensiven Außenbahnen, Wörls stärksten Positionen. 96 agierte in den ersten beiden Ligaspielen unter dem neuen Trainer Christian Titz in einem flachen 3-4-3-System. Auf den offensiven Flügelpositionen präsentierten sich Husseyn Chakroun und Mustapha Bundu sowie die beiden Einwechselspieler Jannik Rochelt und Daisuke Yokota bisher in bestechender Form. Im Zentrum ist derweil Kapitän Enzo Leopold gesetzt. Taïbi, Aséko und Roggow duellieren sich um den Platz neben ihm. Für Wörl ist nach aktuellem Stand schlicht und einfach kein Platz frei. Diese Erkenntnis scheint mittlerweile auch im Spieler gereift zu sein. Laut „Bild“ soll Wörl die zweite Versetzung in die U23 als Signal empfangen haben, 96 nur wenige Wochen nach seiner Rückkehr endgültig den Rücken zu kehren. Auch das Portal transfermarkt.de berichtet von einem möglichen Abgang. Die Zeichen stünden auf Abschied, hieß es. Wörls Zukunft steht und fällt mit Cottbus Noch bis zum 1. September hat das Transferfenster in Deutschland geöffnet. An Interessenten für Wörl soll es nicht mangeln. Erneut könnte er in Bielefeld anheuern, wo man ihn ohnehin gerne gehalten hätte. Die „Bild“ schreibt, dass die Arminia bereit sei, knapp zwei Millionen Euro für Wörl nach Hannover zu überweisen. 96 soll mittlerweile offen für Gespräche sein. Auch andere Vereine sind offenbar am Allrounder interessiert. Vor Wochen war bereits der 1. FC Nürnberg als Kandidat für eine Verpflichtung genannt worden. Möglicherweise steht und fällt Wörls Zukunft in Hannover aber nicht nur mit potenziellen Abnehmern für ihn, sondern auch mit dem kommenden Wochenende. Am Samstag (ab 18 Uhr im Liveticker bei t-online) trifft 96 auswärts auf Energie Cottbus – ausgerechnet in der ersten Runde des DFB-Pokals, in dem Wörl zuletzt so aufzutrumpfen wusste. Sollte er dieses Mal in den Kader rutschen und sogar Spielzeit erhalten, könnte das Kapitel in Hannover vielleicht doch noch nicht ganz geschlossen sein. Verzichtet Titz aber ein weiteres Mal auf Wörl, ist die Zeit des Bielefelder Pokalhelden bei 96 möglicherweise schneller abgelaufen, als es manch einer noch vor wenigen Wochen für möglich gehalten hätte.