In der ersten Runde des DFB-Pokals sind die Rollen traditionell klar verteilt. Doch einigen favorisierten Teams droht möglicherweise ein böses Erwachen. Die Klubs aus der 2. Bundesliga haben bereits zwei Spieltage in der neuen Saison absolviert, doch bei den Erstligisten geht es jetzt erst richtig los. Für sie läutet am kommenden Wochenende die erste Runde des DFB-Pokals den Start in die neue Spielzeit ein. Die Partie dient für die Teams als erste Standortbestimmung, bevor eine Woche später der Auftakt in die Bundesligasaison auf dem Plan steht. Grundsätzlich sollten die unterklassigen Gegner in der ersten Pokalrunde keine Hürde für die Vereine aus Bundesliga und 2. Bundesliga darstellen. Doch die jedes Jahr aufs Neue gern zitierte Floskel „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“ dürfte auch in dieser Saison wieder in aller Munde sein, sollte sich einer der Favoriten unerwartet schwertun oder am Ende gar frühzeitig aus dem Wettbewerb ausscheiden. Die Stolpergefahr in der ersten Pokalrunde ist grundsätzlich für jedes der favorisierten Teams gegeben. Einige Mannschaften sollten in ihrer aktuellen Situation aber besonders viel Vorsicht walten lassen, wollen sie sich nicht direkt zum Saisonstart blamieren. t-online erklärt, welche vermeintlichen Favoriten direkt in die Krise schlittern könnten. Schlüsselfiguren weg: Leverkusens Bewährungsprobe Am Freitagabend startet der DFB-Pokal ab 18 Uhr mit drei Partien in die erste Runde. Dabei empfängt unter anderem die SG Sonnenhof Großaspach Bundesligist Bayer Leverkusen . Für die „Werkself“ ist es Pflichtspiel eins nach der Ära Xabi Alonso . Der Spanier, der Leverkusen 2024 zum Doublegewinn aus Meisterschaft und Pokalsieg geführt hatte, ist mittlerweile Trainer von Real Madrid . Sein Nachfolger heißt Erik ten Hag . Er soll die Erfolgsgeschichte Alonsos in Leverkusen weiterschreiben. Doch nicht nur der Niederländer ist neu am Rhein. Mit Spielern wie Malik Tillman (für 35 Millionen Euro aus Eindhoven verpflichtet), Jarrel Quansah (für 35 Millionen Euro aus Liverpool) oder Ibrahim Maza (für 10 Millionen Euro von Hertha BSC) hat der Klub auf dem Transfermarkt mehrfach teuer zugeschlagen. Das war aber auch bitter nötig. Den Leverkusenern sind über den Sommer hinweg mehrere zentrale Stützen aus den vergangenen Spielzeiten weggebrochen. DFB-Star Florian Wirtz und Jeremie Frimpong schlossen sich gemeinsam dem FC Liverpool an. Granit Xhaka läuft künftig für den AFC Sunderland auf, während Jonathan Tah sich mittlerweile das Trikot des FC Bayern und Lukáš Hrádecký das der AS Monaco überstreift. Der Verlust der Schlüsselspieler der vergangenen Jahre wiegt schwer. Gerade deshalb könnte das Spiel gegen den Viertligisten Großaspach für Bayer zu einer heiklen Angelegenheit werden. Wird die Pflichtaufgabe nicht erfüllt, steht ten Hag noch vor seinem ersten Ligaspiel mit dem Rücken zur Wand – und Leverkusens Start in die neue Bundesligaspielzeit wird direkt zur unangenehmen Belastungsprobe für Trainer und Team. Werder droht das Déjà-vu Vor einer der schwierigsten Aufgaben in der ersten Pokalrunde steht Werder Bremen . Die Norddeutschen müssen am Freitagabend (20.45 Uhr) auswärts bei Arminia Bielefeld antreten. Kaum eine Partie an diesem Pokalwochenende dürfte so unklar in ihrer Rollenverteilung sein wie dieses Duell. Der Grund: Werder ist zwar der Erstligist und damit auf dem Papier die besser besetzte Mannschaft, doch bei Arminia Bielefeld handelt es sich um den aktuellen Tabellenführer der 2. Bundesliga – und den letztjährigen Pokalfinalisten. Sensationell kämpfte sich der damalige Drittligist in der vergangenen Saison bis ins Endspiel vor, eliminierte dabei in der heimischen SchücoArena zahlreiche Bundeligateams. Eines davon: Werder Bremen. Im Viertelfinale setzten sich die Ostwestfalen im Februar mit 2:1 gegen die Hanseaten durch. Werder droht also das Déjà-vu, dieses Mal jedoch in der ersten Runde. Dort war für die Bremer ohnehin schon des Öfteren Schluss. 13-mal flog Werder in seiner Geschichte in der ersten Pokalpartie raus, letztmals 2023. Kein Erstligist scheiterte häufiger so früh im DFB-Pokal. Sorge beim HSV: „Natürlich gehofft, dass wir weiter sind“ Erster Verfolger in dieser Statistik ist aber ausgerechnet der große Rivale der Bremer. Der Hamburger SV verabschiedete sich in seiner Geschichte bereits zwölfmal als Erstligist in der ersten Pokalrunde aus dem Wettbewerb. Nach sieben Jahren Zweitligazugehörigkeit könnte den „Rothosen“ dieses Missgeschick am Samstag im schlimmsten Fall erneut widerfahren, wenn es ab 13 Uhr gegen den Regionalligisten FK Pirmasens geht. Problematisch in erster Linie: Die Vorbereitung lief für den HSV alles andere als zufriedenstellend. Das Team von Trainer Merlin Polzin konnte in seinen Testspielen gegen keinen hochkarätigen Gegner gewinnen. Aus den letzten sechs Partien gab es ein Unentschieden und fünf Niederlagen bei einem Torverhältnis von 2:14. „Natürlich haben wir gehofft, dass wir weiter sind“, sagte Polzin dementsprechend nach dem jüngsten 0:2 gegen RCD Mallorca . Der Coach wird wissen, wie wichtig ein Erfolgserlebnis im Pokal für die Mannschaft auch mit Blick auf den Start in die Bundesligasaison ist. Für den HSV geht es in dieser Spielzeit nur um den Klassenerhalt. Die für einen erfolgreichen Auftakt überaus hilfreiche Aufstiegseuphorie wäre mit einem Pokal-Aus in Pirmasens direkt verflogen. Unangenehm könnte die erste Pokalrunde derweil auch für Mit-Aufsteiger Köln werden. Die Domstädter müssen am Sonntag ins Duell mit Drittligist Jahn Regensburg (ab 15.30 Uhr). Der „Effzeh“ dürfte dabei gewarnt sein. Das letzte Mal, als die Kölner in der ersten Pokalrunde ausschieden, war nämlich ausgerechnet der Jahn der Gegner. Damals bezwang der Außenseiter den Favoriten im Elfmeterschießen. Aufstiegsfavoriten kriseln – auch im Pokal? Das Pokalwochenende schließen gleich vier Partien am Montagabend ab. In allen von ihnen könnte es Überraschungen geben. Hertha BSC hat ein überaus schweres Los gezogen, trifft ab 18 Uhr auf Ligakonkurrent Preußen Münster. Nach dem schwachen Saisonstart der Berliner in der 2. Liga mit nur einem Punkt aus zwei Partien dürfte ein frühes Ausscheiden im Pokal die bereits entstandene leichte Krisenstimmung in der Hauptstadt verschärfen und Trainer Stefan Leitl in Erklärungsnot bringen. Der wollte nach dem jüngsten 0:0 gegen Karlsruhe zwar nicht alles schlechtreden: „Dass wir nicht alle happy durch die Stadt laufen, ist aber auch klar“, so Leitl. Doch nicht nur in Berlin hat man sich den Saisonstart in die 2. Bundesliga anders vorgestellt. Fortuna Düsseldorf, wie Hertha eigentlich Aufstiegskandidat, steht nach zwei Spieltagen am Tabellenende, kam beim Auftaktmatch gegen Arminia Bielefeld mit 1:5 unter die Räder und verlor auch sein erstes Heimspiel mit 0:2 gegen Hannover 96. Die Partie in Schweinfurt (ebenfalls ab 18 Uhr) könnte zur Krisenbewältigung taugen – oder die Stimmung im Rheinland endgültig kippen lassen. Bei Mainz 05 könnte vor dem Spiel bei Dynamo Dresden (auch ab 18 Uhr) vor allem der Kopf eine große Rolle spielen. Die Partie bei den Sachsen markiert nämlich den Start in turbulente und voraussichtlich kräftezehrende Wochen für die Mannschaft von Bo Henriksen. Innerhalb von 14 Tagen sind im Mainzer Kalender nämlich fünf Pflichtspiele eingetragen. Nur drei Tage nach der Pokalpartie gegen Dresden müssen die „05er“ im norwegischen Trondheim das Hinspiel um den Einzug in die Conference League absolvieren, ehe weitere drei Tage später zu Hause der Ligaauftakt gegen Köln ansteht. Es folgen das Rückspiel in den Conference-League-Playoffs vor heimischem Publikum sowie das Gastspiel in Wolfsburg. Derby unter Flutlicht: Der BVB dürfte gewarnt sein Weil der amtierende Pokalsieger VfB Stuttgart sowie Meister Bayern am Wochenende aufgrund ihres Supercup-Duells noch nicht ihr erstes Pokalspiel absolvieren, endet die erste Runde in diesem Jahr am Montagabend vorerst mit der Partie zwischen Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund (ab 20.45 Uhr). Trainer Niko Kovač gab bereits Ende der vergangenen Woche die Marschrichtung für ein besonderes Spiel vor. „Hafenstraße. Montagabendspiel, das Licht geht an. Die Atmosphäre wird gut sein, Kampf gefragt sein. Wir müssen eine Runde weiterkommen“, sagte der 53-Jährige. Für RWE ist die Partie gegen den BVB das Spiel des Jahres. Die Anhänger beider Klubs unterhalten aufgrund der gemeinsamen Rivalität zu Schalke 04 eine Fanfreundschaft. Die dürfte auf dem Platz aber nicht zählen. Unter Flutlicht und von den eigenen Fans getragen, wird Drittligist Essen den Dortmundern alles abverlangen wollen. Ein Erstrunden-Aus wäre mit dem Selbstverständnis des BVB kaum zu vereinbaren – und die Alarmglocken im Klub deutlich früher schrillen lassen, als es den Verantwortlichen lieb sein dürfte. Alle Partien der ersten Pokalrunde können Sie im Liveticker bei t-online verfolgen.