Alex Mumbru steht seit letztem Jahr als Bundestrainer an der deutschen Seitenlinie. Der Katalane tritt damit in die großen Fußstapfen von Erfolgscoach Gordon Herbert und wird sich nun erstmals bei der kommenden EM (27. August bis 14. September) im Rahmen eines großen Turniers beweisen müssen. Was hat sich unter Mumbrus Führung verändert? Wie sind die Rollen vergeben?
SPOX wirft einen Blick auf die neue Personalsituation und ihre Auswirkungen.
Deutschland unter Mumbru: Fortsetzen, was Erfolg gebracht hat
Mumbru wurde bereits bei seiner Antritts-PK sehr deutlich, wie er mit der deutschen Infrastruktur in der Post-Herbert-Ära umgehen wird. „Eine gute Art zu gewinnen, ist die gute Chemie, die im Team ist, zu nutzen. Für mich ist es wichtig, fortzusetzen, was Gordon Herbert implementiert hat“, sagte der Neu-Trainer damals.
Mit solchen Aussagen wird bereits deutlich, dass der 45-jährige kaum das Rad neu erfinden wird, dafür fehlt ihm mit dem Team schließlich auch einfach die Zeit.
Deutschland spielt, vor allem in engen Spielen, immer noch viel über Franz Wagner und Dennis Schröder. Die beiden offensiven Taktgeber teilen sich auch in Mumbrus System den Löwenanteil der Verantwortung, sei es im Spielaufbau oder dem Kreieren eigener Abschlüsse.
Eine weitere Parallele ist die Fixierung auf den Fernwurf. Ähnlich wie bei Herbert wird auch unter Mumbru nicht zögerlich mit den Würfen von Downtown umgegangen. In den vier Vorbereitungsspielen feuerten die DBB-Jungs 36,5 Versuche pro Spiel (54 Prozent aller Abschlüsse) jenseits der Dreierlinie ab.
Alex Mumbru bringt auch neue Ideen beim DBB-Team ein
Natürlich bringt Mumbru aber auch einige frische Ideen mit. Der 45-jährige will die DBB-Auswahl mehr in Bewegung bringen. Schnelles Umschaltspiel soll einerseits die Gegner überrumpeln und gleichzeitig Kapital aus der Athletik seiner Jungs (Wagner, Bonga, DaSilva) schlagen, doch dazu später mehr.
Auch in der Halbfeld-Offensive wirkt Mumbrus‘ Spielidee flüssiger. Shooter wie Andi Obst gehen zum Teil lange Wege, um die Defensive in Rotation zu bekommen und natürlich darf auch das ein oder andere spanische Pick’n’Roll nicht fehlen.
DBB-Auswahl. Spanisches Pick’n’Roll. Einfacher Dreier für Obst. pic.twitter.com/3eANmHLeve
— Levi Netal (@4_ll4_n) August 17, 2025
Franz Wagner und Isaac Bonga werden dazu vermehrt in Post-Up Situationen gebracht, die unter Herbert quasi nicht existent waren.
Vor allem beim Supercup am vergangenen Wochenende hat man allerdings deutlich gemerkt, dass die Mumbru-DBB-Ehe noch in den Kinderschuhen steckt – und das betrifft in erster Linie die Offensive. Gegen die Türkei brachte man zur Halbzeit magere 28 Punkte aufs Scoreboard und auch gegen Serbien kamen die Angriffe abschnittsweise ins Stottern.
Deutschland muss unter Mumbru noch zusammenwachsen
Das Holpern auf dem Feld spiegelt sich auch an der Seitenlinie wieder. Über weite Strecken wirkt Mumbru sehr fokussiert am Spielfeldrand, selten sucht er den Kontakt zu seinen Leistungsträgern auf der Bank. Sieht man mal von den zwei Technischen Fouls gegen Serbien ab, wirkt der Spanier eher distanziert als emotional involviert.
Hier muss allerdings, wie auch im Hinblick auf die Offensivprobleme, angemerkt werden, dass dies ein ganz natürlicher Prozess ist. Der Coach ist quasi seit drei Wochen mit seiner Top-Besetzung im professionellen Kontakt. Diese mag sich zwar bereits gut kennen, ein Coaching-Wechsel ist jedoch für die Team-Chemie nicht zu unterschätzen. Insbesondere wenn es für die deutsche Auswahl um so viel geht wie bei der anstehenden EuroBasket.
Für Mumbru persönlich ist die Erfahrung als Nationaltrainer ebenfalls eine neue. Der Katalane arbeitete als Coach bisher lediglich auf Klub-Ebene (Bilbao, Valencia) – ein himmelweiter Unterschied, was den Spielerkontakt und Beziehungsaufbau angeht.
Das sieht auch Kapitän Dennis Schröder ähnlich: „Neuer Trainer, neues Konzept, neues System. Wir müssen zusammenkommen, aber wir sind so weit in Ordnung“, sagte der Braunschweiger nach der Supercup-Niederlage gegen EM-Top-Favorit Serbien (81:91).
„Das war schon viel besser. Von der Taktik her war es eigentlich ganz gut“, zeigte sich auch Franz Wagner optimistisch. „Wir müssen noch ein bisschen an unserer Offense arbeiten […] aber wir haben den Kopf nie hängen lassen“, kommentierte der Berliner die Moral der deutschen Auswahl.
DBB-Stars sind Anhänger von Mumbrus Ansatz
An Unterstützung aus den eigenen Reihen mangelt es Mumbrú also keinesfalls. Vielmehr wird der neue Spielstil des Katalanen unter seinen Spielern hoch gelobt. Vor allem der Tempo-Fokus und die aggressive Philosophie kommen im Kader extrem gut an. Zu Recht, denn Teams wie die Indiana Pacers kamen mit einer ähnlichen Spielweise vergangene Saison immerhin bis in die NBA-Finals.
„Er will natürlich extrem schnell spielen, extrem aggressiv, auch in der Verteidigung […] Ich glaube, das ist ein neuer Trend im Basketball und ich glaube, es taugt auch mehr den Spielern“, sagte beispielsweise Franz Wagner vergangene Woche. Der Berliner ist durch seine Größe und seine Athletik wie gemacht für Mumbrus taktische Einstellung und überrannte auch beim Supercup regelmäßig seine Gegner im Tempogegenstoß.
„Er will schnell spielen, das habe ich meine ganze Karriere lang gemacht“, frohlockte auch Dennis Schröder.
Deutschland unter Mumbru: Eine wichtige Woche steht an
Fassen wir also zusammen: Der Supercup hat noch einmal deutlich gemacht, wo das deutsche Team aktuell eingeordnet werden kann.
Für Serbien ist man eindeutig noch zu inkonstant, gegen die meisten anderen Teams wird man aber aufgrund der individuellen Klasse und einer starken Defensive im Vorteil sein. Mumbrus Vision ist mittlerweile gut erkennbar, in der Umsetzung stoßen die DBB-Jungs aber hin und wieder noch an ihre Grenzen.
Dies ist, neben den genannten Gründen, sicherlich auch der Personalsituation geschuldet. Beim Supercup musste Mumbru wieder kräftig rotieren, nachdem Stammspieler wie Daniel Theis, Johannes Voigtmann, Maodo Lo (jeweils ein Spiel) und David Krämer (beide Spiele) verletzungsbedingt ausfielen.
Die zahlreichen Zwangspausen machen Deutschlands Kaderplanung nicht gerade einfacher, bis zum Start der EM muss Mumbru weitere drei Spieler nach Hause schicken. Die wahrscheinlichsten Kandidaten hierfür scheinen Christian Anderson, Nelson Weidemann und Leon Kratzer zu sein. Außerhalb davon ist nach wie vor unklar, welche Lineups während der EM verstärkt zum Einsatz kommen könnten.
Bisher zeigte Mumbru ein gesundes Level an Experimentierfreudigkeit und warf verschiedene Kombis auf dem Spielfeld zusammen – auch dort unterscheidet er sich von Herbert, der mit dem Double-Big-Lineup eine feste Präferenz hatte.
Im Vorbereitungs-Finale gegen Spanien (21. und 24. August) wird es daher für den Bundestrainer darum gehen, weitere Erfahrungen mit dem Team zu sammeln und sich letzte Gedanken um Zusammenstellung des Kaders zu machen.