Die Erstrundenpartie im DFB-Pokal wurde für Stuttgart zum Krimi. Dabei machte auch Torwart Alexander Nübel eine Achterbahn der Gefühle durch – und wurde zum Helden. „Das tat weh heute, aber wir sind sehr glücklich, dass wir weitergekommen sind“: VfB-Torwart Alexander Nübel war die Erleichterung deutlich anzumerken. Der Nationaltorwart und seine Stuttgarter hatten in der ersten Runde des DFB-Pokals alles auf dem Platz lassen müssen, um als Titelverteidiger das Erstrunden-Aus gegen Zweitligist Eintracht Braunschweig abzuwenden. 12:11 hieß es am Ende nach Elfmeterschießen. Nach 90 Minuten hatte es 3:3 gestanden, nach Verlängerung 4:4. Auch Nübel selbst machte im Spiel eine Wandlung durch: Er wurde vom Buhmann zum Pokalhelden. „Ich weiß nicht, wie gut ich heute einschlafen kann. Das Spiel wird mich noch ein bisschen beschäftigen“, gab er deshalb nach der Partie zu. Verrücktes DFB-Pokalspiel: Titelverteidiger Stuttgart vermeidet Blamage Sebastian Hoeneß erklärt: Deshalb spielte Nick Woltemade im Pokal nicht von Beginn an Bereits in der achten Spielminute hatte Nübel das erste Mal hinter sich greifen müssen. Einen durchaus haltbaren Distanzschuss von Braunschweigs Sven Köhler hatte der 28-Jährige passieren lassen – und damit fast wesentlich zum Ausscheiden seiner Mannschaft beigetragen. Doch es kam anders: Stuttgart kam gleich mehrfach von Rückständen zurück und rettete sich ins Elfmeterschießen. Dort wurde Nübel dann zum Helden. Drei Elfmeter konnte er entschärfen, brachte damit seine Mannschaft eine Runde weiter und wurde doch noch zum Spieler des Spiels gewählt. Nübel lobt seine Mitstreiter Allein wollte Nübel die Lorbeeren aber nicht einheimsen. Er teilte den Ruhm mit seinem Torwart-Trainer Steffen Krebs und Ersatztorwart Fabian Bredlow. „Wir machen das immer zusammen“, sagte Nübel über die Vorbereitung auf das Elfmeterschießen. „Ich durfte es jetzt präsentieren.“ Dabei sprang Nübel nach eigenen Angaben bei jedem Elfmeterschützen strikt in die Ecke, die vorher besprochen war. „Ich habe es früher mal anders gemacht und da bin ich nicht so gut mit gefahren, deshalb habe ich auf unsere Jungs vertraut und das war Gold wert“, so Nübel. Lob vom Konkurrenten Seine weitere Strategie? „Ich habe mich viel bewegt. Ich hoffe, das haben die gesehen.“ Zudem habe er ein grelles Trikot getragen. „Ich glaube, das war schon auch ein Thema und das war der Trick dabei. Das hat dieses Mal gut geholfen“, so Nübel. Lob gab es auch von seinem Gegenüber. Braunschweig-Keeper Thorben Hoffmann befand, Nübel habe sich die Auszeichnung zum Spieler des Spiels redlich verdient. Doch Nübel selbst ging lieber hart mit sich ins Gericht: „Vier Gegentore wieder kassiert. Das nervt mich brutal. Das werde ich aufarbeiten“, gab er sich selbstkritisch und analysierte dabei auch seinen Fehler beim 0:1 schonungslos: „Den muss ich halten. Hundert Prozent. Punkt aus.“ Und auch seine Mannschaft nahm er trotz der kämpferisch starken Leistung in die Pflicht: „Moral haben wir schon häufiger bewiesen. Wir müssen cleverer werden, damit wir nicht diese weiten Wege gehen müssen wie heute.“ Dann sagte er aber: „Ich bin stolz auf die Mannschaft.“ Doppeltorschütze Ermedin Demirović schlug in eine ähnliche Kerbe: „Es sind die Nächte, von denen man immer redet“, sagte er über den dramatischen Pokalabend. „Es war für den neutralen Zuschauer brutal zuzuschauen, für uns natürlich nervenaufreibend und anstrengend“, so seine Analyse. „Beide Seiten können rausgehen und sagen, dass sie eine richtig geile Moral gezeigt haben“, lobte der Stürmer auch Gegner Braunschweig. „Wir haben nicht aufgegeben. Deswegen Chapeau an uns, wir haben eine richtig geile Moral heute gezeigt. Vom Anfang bis zur letzten Sekunde.“ Trainer Sebastian Hoeneß machte genau einen Grund für das Weiterkommen aus: „Nervenstärke“, sagte er. „Ich glaube, wir waren vier oder fünfmal in der Situation, treffen zu müssen und die Jungs haben getroffen“, gab er mit Blick auf das Elfmeterschießen zu verstehen. Dort hatte jede Mannschaft zehn Schützen stellen musste, bevor die Entscheidung endlich gefallen war. „Die Jungs haben einfach über ihre Nerven, die sie im Griff hatten, das Ding gezogen.“ „Natürlich haben wir uns das anders vorgestellt“ Auf große Analysen wollte sich Hoeneß nicht mehr einlassen: „Jetzt ist nicht der Moment für Analysen. Natürlich haben wir uns das anders vorgestellt, wollten keine 120 Minuten gehen, aber wenn es dann so ist, ist es so. Jetzt nehmen wir das einfach mal so mit, wie es heute gekommen ist.“ Auf der Gegenseite überwog natürlich die Enttäuschung, ob der bärenstarken Leistung: „Ich finde, dass wir mehr verdient haben“, sagte Torwart Hoffmann. „Elfmeterschießen ist ein Stück weit Glück und uns haben ein bisschen die Körner gefehlt. Stuttgart ist ein bisschen erfahrener und deshalb Glückwunsch“, so der Keeper weiter. „Ich fand, wir waren gut vorbereitet, ich hatte oft die Ecken, aber die waren halt sehr platziert geschossen. Wir haben gute Arbeit gemacht und schade, dass es nicht für noch einen mehr gereicht hat“, analysierte er seine Leistung im Elfmeterschießen. „Stuttgart kann heute dem lieben Gott danken“ Trainer Heiner Backhaus präsentierte sich ebenfalls stolz: „Wenn ich mir angucke, wie sie mit dem Herzen wettgemacht haben, was Stuttgart an Qualität auf individueller Ebene voraushat, dann war das heute ein Abend, auf den jeder stolz sein kann“, sagte er. „Wir hätten es sowas von verdient, in die nächste Runde zu kommen, aber am Ende muss man trotzdem dem VfB Stuttgart gratulieren. Die Elfmeter waren alle perfekt geschossen.“ Kapitän Sven Köhler fügte an: „Man kann einfach nur den Hut ziehen vor unserer Mannschaft. Ich will heute keinen nach Hause gehen sehen, der traurig ist.“ Und weiter: „Jeder einzelne, der es mit der Eintracht Braunschweig hält, sollte heute mit einem Lächeln nach Hause gehen.“ Im Vergleich zur vergangenen Saison, in der sich Braunschweig erst in der Relegation in der 2. Bundesliga hielt, sieht er eine komplett andere Mannschaft: „Wir haben gezeigt, dass wir die neue Eintracht sind. Mit einem Altersdurchschnitt von unter 24 haben wir heute ein überragendes Fußballspiel geliefert und ich glaube, Stuttgart kann heute dem lieben Gott danken.“