DFB-Pokal: Eintracht Braunschweig – verloren und trotzdem gewonnen

Der 20. Elfmeter brachte den VfB nach einer denkwürdigen Pokalpartie eine Runde weiter. Beim Gastgeber überwog nach Spielende dennoch der Stolz über die gezeigte Leistung gegen den Titelverteidiger. Aus Braunschweig berichtet Jannik Meyer Es lief die 120. Minute am späten Dienstagabend in Braunschweig, als Eintracht-Spieler Lukas Frenkert noch einmal über das ganze Spielfeld rannte. Rund sah das nicht mehr aus, er humpelte eher, während sein Abwehrkollege Kevin Ehlers schon nicht mehr stehen konnte und sich in Höhe der Mittellinie einfach auf den Boden setzen musste. Die Eintracht aus Braunschweig kämpfte, kaum ein Spieler, der die kompletten 120 Minuten absolvierte, hatte am Ende keine Schmerzen. Ein Muskel nach dem anderen verkrampfte. Als Schiedsrichter Florian Exner die Verlängerung abpfiff, brandete lauter Jubel im weiten Rund des Eintracht-Stadions auf. Elfmeterschießen. Gegen den großen VfB Stuttgart . Den Titelverteidiger. Ein weiterer kleiner Erfolg für den Zweitligisten Eintracht Braunschweig in der ersten Pokalrunde. Doch belohnt wurde der aufopferungsvolle Kampf des Heimteams nicht, im Elfmeterschießen verlor Braunschweig mit 7:8 in einem irren DFB-Pokalkrimi gegen Stuttgart. Nach Verlängerung hatte es 4:4-Unentschieden gestanden. „Das sind die Nächte, von denen man redet, wenn man einen Pokalfight meint“, sagte VfB-Stürmer Ermedin Demirović nach dem Spiel in der Mixed Zone und traf damit wohl den Nagel auf den Kopf. Dass es für den amtierenden Pokalsieger kein Zuckerschlecken würde im Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße, wurde schon nach wenigen Minuten deutlich. Früh entwickelte sich ein unkontrollierter Schlagabtausch, der in einem Torfestival endete. „Mit der Art und Weise sind wir nicht zufrieden“ Generell präsentierte sich der Pokalsieger, zweifelsohne als Favorit angereist, lethargisch in seinen Aktionen. „Fahrig“ nannte VfB-Trainer Hoeneß auf der Pressekonferenz nach dem Pokalspektakel den Auftritt seiner Mannschaft. Gleichzeitig gratulierte er seinem Team zu einer besonderen Nervenstärke vom Punkt. „Wir hatten vier Schützen, die wussten, dass es durch ist, wenn sie nicht treffen“, so der Pokalsiegertrainer nach dem Spiel. „Mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, sind wir aber nicht zufrieden. Der Gegner brauchte erneut zu wenig, um viele Tore zu schießen.“ Hoeneß spielte damit auf den misslungenen Bundesligaauftakt gegen Union Berlin an (1:2), als der VfB trotz etlicher Chancen und deutlich mehr Abschlüssen den Platz als Verlierer verlassen musste. Doch nicht so am Dienstagabend. In die tiefere Analyse wollte der Coach dann mit Verweis auf die weit fortgeschrittene Nacht – die Uhr zeigte 30 Minuten nach Mitternacht – nicht mehr gehen. Der zweite Gewinner Heiser, aber auch mächtig stolz, zeigte sich Hoeneß‘ Gegenüber. Braunschweigs Trainer Heiner Backhaus zollte zunächst dem Sieger Respekt: „Es ist am Ende auch verdient, wenn du unter so hohem Druck die Elfmeter reinschießt.“ Gleichzeitig hat er den Auftritt seines Teams gelobt. „Wir haben mit offenem Visier gespielt, das will man in Braunschweig sehen. Wir haben das Spiel trotzdem gewonnen“, so die versöhnliche Einschätzung des Zweitliga-Neulings. Ähnlich sahen es die Anhänger auf den Rängen, die sicherlich enttäuscht, aber möglicherweise mit einem leichten Grinsen das Stadion verließen. Schließlich hatte man den amtierenden Pokalsieger am Rande einer Niederlage. „Eintracht ist mein Verein, du wirst es immer sein“, schallte es um 23.48 Uhr durch die Arena, als Lorenz Assignon mit dem insgesamt 20. Elfmeter (!) die Schwaben eine Runde weitergeschossen hatte. An einem wahnwitzigen, denkwürdigen Pokalabend ohne richtigen Verlierer.