Mit dem deutschen Team ist Dennis Schröder auf Kurs. Im Leben des Kapitäns lief es allerdings nicht immer so rund. Fünf Spiele, fünf Siege: Die deutschen Basketballer haben die EM-Vorrunde makellos beendet. Kapitän Dennis Schröder sieht den amtierenden Weltmeister aber längst nicht am Ende seiner Entwicklung. „Da ist noch sehr viel Luft nach oben in meinen Augen“, sagte er nach dem Sieg gegen Gastgeber Finnland (91:61): „Wir hatten gute Tage in Tampere, sollten aber trotzdem bodenständig bleiben, weiter auf uns schauen und versuchen, besser zu werden.“ Erstmals in der Geschichte gewann eine Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) alle EM-Gruppenspiele. Am Samstag (ab 14.15 Uhr im t-online-Liveticker) wird es ernst: Deutschland trifft im Achtelfinale auf das Überraschungsteam aus Portugal. „Es ist geil, dass wir alle Spiele gewonnen haben in der Gruppenphase. Aber das hat uns noch nichts gebracht“, so Schröder. Der 31-Jährige spielt seit Jahren eine zentrale Rolle im deutschen Team, ist Leistungsträger auf dem Feld und in vielen Bereichen das Gesicht des deutschen Basketballs. Sein Weg dorthin war lang – und geprägt von Hindernissen. „Werde nicht die gleiche Liebe bekommen“ Schröder hat in den vergangenen Jahren nicht nur Erfolge wie den WM-Titel gefeiert, sondern auch gegen Vorurteile angekämpft. Im Zentrum stand zuletzt ein Vergleich von Schröder mit Dirk Nowitzki – dem bisher wohl bekanntesten deutschen Basketballer. Die Biografien der beiden Spieler sind unterschiedlich: Nowitzki blieb seine gesamte NBA-Karriere lang den Dallas Mavericks treu, holte 2011 die Meisterschaft. Schröder hat in bisher zwölf Jahren für zehn verschiedene NBA-Klubs gespielt, aktuell bei den Sacramento Kings. Doch es war weniger der sportliche Erfolg, der Schröder sauer aufstießen ließ. Nowitzki trug 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking die deutsche Fahne. Schröder erfüllte sich denselben Traum im vergangenen Jahr in Paris – doch seine Sicht auf die besondere Ehre änderte sich schlagartig. Im Interview mit dem „Stern“ erinnerte sich Schröder an die Sommerspiele 2008 zurück: Als 14-Jähriger vor dem Fernseher habe sich Schröder gedacht: „Wie cool, eine größere Wertschätzung kann es nicht geben.“ Aber: „Heute weiß ich: Es ist eine große Ehre, aber es wird bei mir niemals so sein wie bei Dirk.“ Der Grund? „Ich werde in diesem Land nicht die gleiche Liebe bekommen, weil ich dunkelhäutig bin.“ Seiner Meinung nach gebe es bestimmte Vorstellungen davon, wie sich Starspieler verhalten müssten: Nowitzki gilt als bodenständig. Schröder hingegen wurde schon früher für sein Auftreten kritisiert. Er habe nie in das Bild des Bodenständigen gepasst, da er sich als junger Spieler teure Uhren und Luxusautos gönnte. „Ich habe Fehler gemacht, ich bin nicht perfekt“, so Schröder weiter, der sein Image korrigieren wollte. Angefangen haben die Diskussionen bereits 2016, als der damals 22-Jährige ein Bild von seiner Villa in Atlanta mitsamt Luxusautos auf Facebook postete. Schröder sei laut Kommentaren in den sozialen Netzwerken zwar ein guter Basketballer, aber auch „abgehoben“ und „kein gutes Vorbild“. Rote Karten: Finnland reagiert auf Eklat um Deutschland-Star Ist Ihnen das aufgefallen? Darum tragen Basketballstars einen Strumpf am Arm „Ich musste die letzten elf Jahre aufräumen. Obwohl die Leute mich nicht kannten, hatten sie ein bestimmtes Bild von mir“, so Schröder im Podcast „Kannst du so nicht sagen“ mit Nationalmannschaftskollege Moritz Wagner . Die Gesellschaft habe vorschnell geurteilt. „Dass ich Deutschland bei Olympia repräsentieren durfte, war ein tolles Statement“, sagte Schröder in einem „Spiegel“-Interview. Abseits der hasserfüllten Kommentare ist seine Liebe zu Deutschland unangefochten. Schröder, der mit seiner Frau Ellen seit 2019 verheiratet ist und drei Kinder hat, erklärte: „Ich bin immer froh, wenn wir im Sommer nach Braunschweig zurückkommen. Die Luft ist hier anders und ich kenne jede Straße.“ Seine Geschwister, Mutter und Freunde wohnen ebenfalls dort. „Es geht uns in den USA gut, aber ich könnte Amerika niemals mein Zuhause nennen.“ Schröder bringt Veränderungen So plant Schröder, noch vier bis sechs Jahre in der NBA zu spielen. Im Gegensatz zu anderen Profis will er den USA dann aber den Rücken zukehren und nach Deutschland zurückziehen. „Braunschweig ist meine Heimat“, so Schröder im „Stern“-Interview. Er werde dort gebraucht – auch, weil er seit 2018 Teilhaber der Basketball Löwen ist. In seiner bisherigen Karriere versucht Schröder, Strukturen auszubauen und voranzubringen. So will er den Bundesligisten zu einem Top-Team entwickeln. Schröder hat sich zudem gemeinsam mit anderen Führungsspielern beim Deutschen Basketball Bund (DBB) für verbesserte Rahmenbedingungen eingesetzt: höhere Prämien, bessere medizinische Betreuung und Gleichstellung zwischen Männer- und Frauenteams. Dass auch die Familie der Spieler bei Turniervorbereitungen etwa einer EM dabei ist, ist ein Umstand, der früher kritisch gesehen wurde. Inzwischen ist dies auch dank Schröder Teil der Teamkultur geworden. So verfolgen ihn Frau Ellen und Co. derzeit bei der Europameisterschaft in Finnland und Lettland . Sportlich gehört Schröder zu den konstantesten Spielern im deutschen Team. Mitspieler beschreiben ihn als fordernd, fokussiert und professionell. „Dennis ist ein Wettkampftyp, der keine halben Sachen macht“, sagte beispielsweise DBB-Forward Daniel Theis. Ein Vergleich zwischen Dennis Schröder und Dirk Nowitzki ist also nicht nötig. Der DBB-Kapitän betonte: „Dirk hat eine Revolution im Basketball ausgelöst.“ Er selbst hat einen anderen Hintergrund, andere Erfahrungen – und geht einen eigenen Weg.