DFB-Team: Setzt Nagelsmann gegen Nordirland nicht auf Serge Gnabry?

Nach der Blamage in Bratislava will der Bundestrainer gegen Nordirland rotieren. Womöglich trifft es auch einen Bayern-Profi, der mal wieder nicht überzeugt hat. Aus Köln berichtet William Laing Wirklich schlau werden Fußball-Fans aus Serge Gnabry schon seit Jahren nicht. Der 30-Jährige gehört von seinen Fähigkeiten her zweifelsohne zu den besten Offensivakteuren des Landes. Das Problem: Weder beim FC Bayern noch in der deutschen Nationalmannschaft schafft er es, sein großes Talent dauerhaft in starke Leistungen umzusetzen. Gnabrys größte Konstante ist seit jeher die Inkonstanz. Bestes Beispiel dafür: Zum Saisonstart in der Bundesliga hätte der gebürtige Stuttgarter sich kaum besser präsentieren können. Beim fulminanten 6:0-Auftakterfolg der Bayern gegen RB Leipzig legte Gnabry gleich zwei Treffer für seine Mannschaftskollegen auf. Eine Woche später in Augsburg steuerte er selbst ein Tor zum 3:2-Auswärtssieg bei. Kein Wunder also, dass Julian Nagelsmann ihn zum Start der WM-Qualifikation wie schon zu den Nations-League-Partien im Juni in der Kader berief. DFB-Team gegen die Slowakei: Mehr Enttäuschung geht nicht Nach Blamage in Bratislava: Ausgerechnet er richtete das Wort an die Mannschaft Im März hatte der Bundestrainer für die Spiele gegen Italien noch freiwillig auf die Dienste Gnabrys verzichtet. Am vergangenen Donnerstag stellte er ihn wiederum sogar von Beginn an auf dem rechten Flügel auf. Doch wie auch seine Mannschaftskollegen enttäuschte Gnabry bei der 0:2-Niederlage in der Slowakei auf ganzer Linie. So stellt sich unweigerlich die Frage: Gibt Nagelsmann dem 52-fachen Nationalspieler am Sonntag gegen Nordirland (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei t-online) mal wieder eine Chance – oder hat er diese in Bratislava bereits verspielt? „Natürlich hat er keine gute erste Halbzeit gespielt“ Eines vorweg: Wirklich in die Karten schauen lassen wollte sich der Bundestrainer hinsichtlich der Aufstellung für das zweite Qualifikationsspiel nicht. Dass es aber einige Veränderungen in der Formation geben werde, stellte Nagelsmann bei der Abschlusspressekonferenz am Samstag in Köln noch einmal klar. „Weil ich natürlich mehr Spieler als nur zehn im Kader habe und denen auch Vertrauen schenke“, begründete der 38-Jährige diese Maßnahme und schob hinsichtlich der Blamage gegen die Slowakei hinterher: „Wir hatten einige, die weit weg waren von der Top-Form.“ Man müsse nun versuchen, „passende Spieler für die Situation am Sonntag zu finden“. Wer das sein könnte, ließ Nagelsmann offen. Trotz der jüngsten Pleite dürfte der Bundestrainer aber gegen Nordirland wieder an einem Grundgerüst an Spielern festhalten. Kapitän Joshua Kimmich wird weiterhin gesetzt sein, genauso wie Torhüter Oliver Baumann und Ausnahmekönner Florian Wirtz . Unwahrscheinlich zudem, dass Nagelsmann in der Verteidigung das EM-Duo Antonio Rüdiger und Jonathan Tah auseinanderreißt – auch, wenn die beiden Abwehrspieler in Bratislava einen katastrophalen Auftritt hinlegten. Bleiben also noch sechs weitere potenzielle Tauschkandidaten. Einer von ihnen: Serge Gnabry. „Ich habe schon nach dem Spiel gesagt, es liegt jetzt nicht an ihm, dass wir das Spiel verloren haben“, nahm Nagelsmann diesen am Samstag zunächst in Schutz. „Aber natürlich hat er keine gute erste Halbzeit gespielt. Das steht außer Frage.“ Was Nagelsmann explizit an Gnabrys Leistung störte: das Abwehrverhalten. So sprach der Coach von Verteidigungssituationen, die Gnabry „ein bisschen besser lösen“ hätte können. „Das weiß er und den Ehrgeiz hat er auch, dass er das tut“, so Nagelsmann. „Ob er das morgen dann auch von Beginn an macht, da habe ich mich auch noch nicht entschieden – bei ihm wie bei den anderen.“ Ein Vertrauensvorschuss klingt zumindest anders. Gnabry wackelt. Sein Einsatz ist alles andere als in Stein gemeißelt. Verletzung am Arm: Gnabry hat wohl keine Probleme Ohnehin war nach dem Slowakei-Spiel erstmal unklar, ob Gnabry gegen Nordirland überhaupt zur Verfügung stehen würde. In der ersten Hälfte hatte er an der Seitenlinie vom medizinischen Personal am Arm behandelt werden müssen. Laut Nagelsmann war eine Quetschung am Ellenbogenköpfchen der Grund dafür. „Ich gehe jetzt nicht davon aus, dass es ihn behindert oder dass er Probleme hat, also dass er auch spielen könnte“, sagte der Bundestrainer nun. Am Freitag hätte Gnabry noch Probleme gehabt, im Laufe des Tages sei es aber besser geworden. Dementsprechend flachste Nagelsmann: „Heute habe ich bei der Begrüßung nicht gemerkt, dass er irgendwie einen hängenden Arm hatte.“ Der Bundestrainer könnte also weiter auf Gnabry setzen – wenn er es denn will. Die Chancen auf den nächsten perfekten Tag Was unabhängig von Nagelsmann Entscheidung für Sonntag feststehen dürfte: Gnabry muss im Nationalteam sportlich wieder deutlich zulegen, will er weiterhin eine Rolle spielen. Das gilt für die von Nagelsmann angesprochene Defensivarbeit, vor allem aber auch für die Kernkompetenz des Bayern-Profis. Denn zur Wahrheit gehört auch: In der DFB-Offensive konnte Gnabry – teilweise auch verletzungsbedingt – schon lange keine Glanzpunkte mehr setzen. Seinen letzten Scorerpunkt im Trikot der Nationalelf lieferte er mit einem Tor im Testspiel gegen Belgien. Das war im März 2023, also vor zweieinhalb Jahren und damit noch unter Ex-Bundestrainer Hansi Flick . Auch gegen die Slowakei fand Gnabry offensiv überhaupt nicht statt – wie aber eben auch teilweise seine Teamkollegen. Nagelsmann ordnete die Partie dementsprechend als Kollektivversagen ein. „Da hatte keiner einen perfekten Tag, wir alle nicht“, fasste der Bundestrainer die Partie zusammen. Von perfekten Tagen hat Serge Gnabry in der Nationalmannschaft aber tatsächlich schon welche erlebt. Bei seinem Debüt im November 2016 zum Beispiel schoss er in der WM-Qualifikation beim 8:0 in San Marino gleich drei Tore. Ein Kunststück, das ihm genau drei Jahre später erneut gelingen sollte. In Frankfurt war Gnabry im November 2019 bei einem 6:1-Erfolg in der EM-Qualifikation der Mann des Spiels. Der Gegner an diesem Abend: Nordirland. Vielleicht ist immerhin das für Serge Gnabry ein kleines gutes Omen für einen Einsatz in der Startelf am Sonntag – und damit für eine nächste Chance, sich in der Nationalmannschaft zu beweisen.