Es ist eine historische Leistung: Als erster Deutscher seit Jahrzehnten spielt Schachprofi Matthias Blübaum um die Chance, den Weltmeister herauszufordern. Mit nüchternem Tonfall reagierte Matthias Blübaum auf einen seiner größten sportlichen Erfolge. „Jo, das war okay“, schrieb der 28-Jährige an Bundestrainer Jan Gustafsson – als Antwort auf dessen Glückwunsch zu einer „unglaublichen Sensation“. Dabei hat der Großmeister etwas geschafft, was seit Jahrzehnten keinem Deutschen mehr gelungen ist: Er steht vor dem Einzug ins WM-Kandidatenturnier. Beim prestigeträchtigen Fide Grand Swiss im usbekischen Samarkand belegte Blübaum den zweiten Rang. Damit sicherte er sich einen von nur zwei verfügbaren Plätzen für das Kandidatenturnier. In dieser Runde der besten acht Schachspieler wird der nächste Herausforderer des Weltmeisters Dommaraju Gukesh aus Indien ermittelt. Der Deutsche Schachbund sprach auf seiner Website von einer „Sternstunde fürs deutsche Schach“ und betonte: „Der Erfolg ist historisch.“ Robert Hübner trat 1991 an Blübaum ist der erste deutsche Spieler seit Robert Hübner, der sich für ein allgemein anerkanntes WM-Kandidatenturnier qualifizieren konnte. Hübner war 1991 in Sarajewo im Achtelfinale ausgeschieden. Der Kölner war im Januar dieses Jahres verstorben. Wo und wann das kommende Kandidatenturnier stattfinden wird, ist noch offen. Blübaum selbst zeigte sich nach dem Turnier überrascht vom eigenen Erfolg: „Ich hätte niemals erwartet, dass ich das schaffen kann. Umso schöner, dass es geklappt hat.“ Als Zweiter hinter dem Niederländer Anish Giri qualifizierte sich der Lemgoer für das Kandidatenturnier. Den Einzug wertete er auch als Gewinn für die deutsche Schach-Szene: Es sei „schön für die deutschen Fans“. „Diese Leistung ist fantastisch“ Zuvor hatte Blübaum bereits die Europameisterschaft gewonnen. In Samarkand gelangen ihm außerdem Siege gegen die favorisierten Inder Rameshbabu Praggnanandhaa und Erigaisi Arjun. Im Kandidatenturnier wird Blübaum als Außenseiter starten – eine Rolle, die ihm laut DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach liegt. „Diese Leistung ist fantastisch. Er war die ganze Zeit vorne dabei, das ist nicht hoch genug einzuschätzen für einen Underdog.“ Auch zweiter Deutscher hat noch eine Chance Der amtierende Weltmeister Gukesh zeigte beim Grand Swiss keine gute Form, verlor 14 Elopunkte. Blübaum dagegen konnte mit einem Plus von 22 Punkten deutlich zulegen. Trotz der Entwicklung wollte der Deutsche nicht zu weit nach vorne blicken. Über etwaige WM-Chancen habe er sich bislang „keine Sekunde“ Gedanken gemacht. Auch Vincent Keymer überzeugte beim Turnier in Samarkand. Der 20-Jährige aus Mainz erreichte wie Blübaum 7,5 Punkte aus elf Partien, landete aber durch die Zweitwertung knapp dahinter. Noch hat er die Möglichkeit, sich über den World Cup für das Kandidatenturnier zu qualifizieren.