FC Bayern in der Champions League: Eher Titelkandidat als Außenseiter

Der FC Bayern meldet sich mit dem Sieg gegen Klub-Weltmeister Chelsea im Favoritenkreis der Champions League zurück. Und zeigt es damit auch Uli Hoeneß. Uli Hoeneß war mit dem 3:1-Sieg des FC Bayern zum Auftakt der Champions League gegen Klub-Weltmeister FC Chelsea sichtlich zufrieden. Der Ehrenpräsident des deutschen Rekordmeisters, der an der Seite seiner Ehefrau Susi in die Allianz Arena gekommen war, erhob sich von seinem Sitz auf der Ehrentribüne und applaudierte. Dabei vergaß er freilich auch den Schulterblick zu seinem rechten Sitznachbarn Karl-Heinz Rummenigge nicht, den er mit einem süffisanten Lächeln versah. Die beiden Bayern-Granden, die den Rekordmeister jahrzehntelang als Duo an der Spitze geführt haben, hatten sich schon vor dem Königsklassenauftritt eine kleine über die Medien geführte Diskussion geliefert. In der ging es um die Leistungsfähigkeit und den vermeintlichen Favoritenstatus der Bayern in dieser Champions-League-Saison. Hoeneß hatte am Rande einer DFL-Ehrung folgendermaßen vorgelegt: „Ich kann nur sagen, dass ich mich auf die kommende Saison freue, weil wir so wie Hoffenheim in die Champions-League-Saison gehen. Und genau das ist unsere Chance.“ Rummenigges Konter ließ dann nicht lange auf sich warten. „Nein. Da stimme ich Uli Hoeneß ausnahmsweise nicht zu, wenn er sagt, wir seien das Hoffenheim der Champions League“, sagte Rummenigge der Deutschen Presse-Agentur: „Außenseiter sind wir nie! Wir sind vielleicht auch nicht immer Topfavorit, aber das ist gar nicht schlecht.“ Hoeneß bekam genau das, was er wollte Wenn es Hoeneß, wie so oft in den vergangenen Jahrzehnten, darum ging, die Stars des FC Bayern mit kontroversen Aussagen anzuspornen, dann kann man ihm nur gratulieren. Denn das ist dem 73-Jährigen definitiv mal wieder gelungen. Mit dem Sieg gegen Chelsea bekam er jedenfalls genau das, was er wollte. Hoeneß erschien zwar am Mittwochabend nicht in der Interviewzone der Arena-Katakomben. Allgegenwärtig war er dort aber trotzdem. Ausnahmslos jeder wurde dort nämlich auf die von Hoeneß‘ angestoßene Außenseiterdiskussion rund um die Bayern angesprochen. Auch für Abwehrspieler Jonathan Tah machten die Reporter da keine Ausnahme. „Ein bisschen respektlos“: Tah kontert Hoeneß Mit der Schärfe seiner Antwort überraschte Tah aber ein wenig. „Wir reden auf dem Platz und haben heute ein Zeichen gesetzt“, sagte Tah. „Weil viel drumherum geredet wird und der ein oder andere teilweise auch ein bisschen respektlos war.“ Es wurde nachgefragt, ob er damit die Diskussionen darum meine, ob der FC Bayern als vermeintlicher Underdog in die Champions League gehe? Seine Antwort: „Ja. Der FC Bayern ist nie Außenseiter und wird nie Außenseiter sein.“ Bayern sei also nicht das Hoffenheim der Champions League, wie es Uli Hoeneß angedeutet hatte, wurde Tah noch einmal explizit gefragt. Als er den Namen des Vereinspatrons und dessen Hoffenheim-Spruch vernahm, musste Tah lachen, nickte und beließ es dann lieber dabei. Hoeneß‘ Plan geht voll auf Hoeneß‘ Plan scheint jedenfalls voll aufzugehen. Die Bayern-Profis wollen es ihm und dem Rest der Fußballwelt jetzt nämlich zeigen. Mit dem Triumph gegen den Klub-Weltmeister und Conference-League-Gewinner aus London ist ihnen das fürs Erste eindrucksvoll gelungen. Damit feierten sie den sechsten Sieg im sechsten Pflichtspiel und setzten noch einmal ein dickes Ausrufezeichen hinter ihren Traumstart in die neue Saison. Ähnlich sah das auch Kapitän Manuel Neuer nach seinem 100. Sieg in der Königsklasse. „Wir reiten auf einer positiven Welle. Es ist schon eine Krönung, wie wir gespielt und sie niedergerungen haben“, sagte der 39-Jährige. „Wir sind froh, dass wir eine große Mannschaft zu Hause geschlagen haben. Das ist ein gutes Zeichen.“ Ein Zeichen, dass im Kampf um den Champions-League-Titel mit den Münchnern zu rechnen sein wird. „Kein Bayern-Spieler, kein Trainer kann weniger als Ziel haben“ Dass das genau das Ziel ist, daran ließ Chefcoach Vincent Kompany schon vor dem Kräftemessen mit Chelsea keinen Zweifel. „Alle bei uns haben 100 Prozent Bock auf die Champions League, weil wir sie gewinnen wollen. Kein Bayern-Spieler, kein Trainer, kann weniger als Ziel haben. Das kann ich mir nicht vorstellen. Der Traum bleibt“, sagte der Belgier. Und bekam auch von Starstürmer Harry Kane Zustimmung, der meinte: „Ein Klub wie Bayern München hat immer die Erwartungshaltung, die besten Wettbewerbe zu gewinnen – und speziell die Champions League“, betonte Kane. Er würde auch „nicht sagen, dass wir Underdogs sind“, so der 30 Jahre alte Kapitän der englischen Nationalelf. Vielmehr ist die Champions-League-Trophäe sein größter Traum, wie er nach dem Sieg zum wiederholten Mal erklärte. Dabei hielt er die Man-of-the-Match-Trophäe lässig in der Hand. Mit zwei Treffern im Spiel, zugleich seine Saisontreffer Nummer neun und zehn, hatte er sich die Auszeichnung – wie die t-online-Note 1 – mehr als verdient. „Das ist der Grund, warum ich zu Bayern gekommen bin“ „Genau diese Spiele sind der Grund, warum ich überhaupt zu Bayern gekommen bin“, so Kane. „Um in diesen Nächten auf der größten Bühne gegen die besten Teams anzutreten. Genau da will ich mich beweisen und mein Level zeigen.“ An den FC Bayern würden immer hohe Erwartungen gestellt. Bayern werde immer unter den Top-5-Teams eingeordnet, die die Champions League gewinnen können, so Kane. „Und wir müssen damit umgehen.“ Gegen Chelsea ist das Kane und den Bayern schon mal eindrucksvoll gelungen. „Es war unser bislang größter Test in dieser Saison. Dass wir da jetzt mit so einem Ergebnis rausgehen, zeigt“, so Kane, „dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Auf dem wähnt den FC Bayern auch Sportdirektor Christoph Freund , der nach einer bislang makellosen Bilanz in Supercup, Bundesliga , DFB-Pokal und nun auch in der Champions League von einem „Super-Saisonstart“ sprach. „Es fühlt sich gut an“, sagte Freund, „aber es geht schon am Samstag weiter.“ Die von Hoeneß angestoßene Diskussion wird die Bayern aber mit Sicherheit auch dort weiter verfolgen. Für die Münchner steht in der Bundesliga nämlich ausgerechnet eine Partie an, die in Anbetracht der momentanen Debatte nicht brisanter sein könnte: das Auswärtsspiel in Hoffenheim. Man kann davon ausgehen, dass Hoeneß‘ Aussagen auch dort vernommen wurden. Dort dürften sie mit Sicherheit ebenfalls eine große Motivation sein, es Hoeneß zu zeigen.