Zeynep Sönmez überrascht bei Tennismatch mit Pausenlektüre

Die türkische Tennisspielerin Zeynep Sönmez überrascht nicht nur ihre Gegnerin. Sondern auch mit einer kuriosen Pausenbeschäftigung während ihres Matches. Die türkische Tennisspielerin Zeynep Sönmez hat bei den China Open große Verwunderung ausgelöst. Dass sie sich in einem umkämpften Dreisatzmatch am Ende gegen die Weltranglistenzehnte Clara Tauson aus Dänemark mit 6:4, 2:6 und 6:3 durchsetzte, ist an sich zwar bemerkenswert, aber zunächst nichts Außergewöhnliches. Vielmehr überraschte Sönmez damit, wie sie die Pausen zwischen den Aufschlagspielen teilweise nutzte. Denn während andere Profis die dreiminütigen Ruhephasen in der Regel dafür nutzen, um etwas zu trinken, zu essen oder sich gedanklich auf das nächste Aufschlagspiel vorzubereiten, tat die Türkin etwas sehr Ungewöhnliches. Sönmez griff nämlich zu einem Buch, um sich mental auf den weiteren Matchverlauf vorzubereiten – und zwar nicht zu irgendeinem. Bei dem WTA-Turnier in China wurde sie dabei beobachtet, wie sie, während sie auf ihrer Bank am Spielfeldrand saß, „Ruhun Tutkuları“ las – die türkische Ausgabe von René Descartes‘ „Les Passions de l’âme“ (auf Deutsch: „Die Leidenschaften der Seele“). Tennisspielerin greift zu hochkomplexer Pausenlektüre Das 1649 erschienene Werk des französischen Philosophen gilt als eine der komplexeren Abhandlungen der frühen Neuzeit. Darin geht Descartes der Frage nach, wie Emotionen den menschlichen Körper beeinflussen und welche Rolle der Verstand dabei spielt. Er beschreibt, wie sich Affekte wie Liebe, Angst oder Freude physiologisch äußern – eine Thematik, die auf den ersten Blick wenig mit der Anspannung eines Tennismatches zu tun hat. Tatsächlich scheint die Lektüre alles andere als typische Pausenlektüre für ein hochklassiges Profi-Match zu sein. Gerade einmal drei Minuten bleiben den Spielerinnen beim Seitenwechsel, um sich zu sammeln, zu regenerieren – oder eben ein philosophisches Werk aufzuschlagen, das weit entfernt von leichter Kost ist. Für Sönmez war das Buch aber offenbar genau die richtige Wahl, um sich damit mental auf das Duell auf dem Tenniscourt zu fokussieren – schließlich entschied sie es am Ende erfolgreich für sich. Für Sönmez war das ein sehr bedeutender Erfolg. Schließlich gelang ihr damit in Peking nun der erste Sieg gegen eine Top-20-Spielerin – ein Meilenstein in der noch jungen Karriere der 23-Jährigen. Ungewöhnliche Ereignisse erfordern manchmal eben auch ungewöhnliche Mittel. Gut möglich, dass man sie in Zukunft also noch öfter während der Seitenwechsel-Pause mit dem Buch beobachten können wird. Ein komplettes Novum ist das im Tennis aber übrigens nicht. Die Szene erinnerte einige Beobachter nämlich an einen ähnlichen Moment aus der Vergangenheit: Auch der ehemalige US-Open-Sieger Jim Courier hatte Anfang der 1990er-Jahre bei einem Match in Frankfurt gegen Andrei Medvedev ebenfalls ein Buch aufgeschlagen. Allerdings sorgte seine Titelwahl damals für deutlich weniger Aufsehen. Courier las damals Armistead Maupins Novelle „Maybe the Moon“.